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‚Das Vernichtungswerk der mechanischen, durch chemische und
technische Forschung vervollkommneten Kampfmittel der Völker wird
vielfach unterstützt durch weniger auffallende, aber darum nicht weniger
wirksame Energiequellen; die Seuchenerreger. Früher für giftige Dünste,
Miasmen, gehalten, wurden sie durch, die Forschungen, namentlich des
letzten Jahrhunderts, als mikroskopische Lebewesen erkannt, die durch
ausgeschiedene Stoffwechselprodukte, Toxine, Krankheiten zu verursachen
imstande sind. Andere Angehörige derselben Organismengruppe wurden
als höchst wertvolle Arbeitskräfte im Haushalt der Natur, zum Teil
als unentbehrliche Förderer des menschlichen Lebens erkannt. Zu ihrer
Erforschung und damit zur schnellen Feststellung der durch sie hervor-
gerufenen Erkrankungen sind besondere Arbeitsmethoden ersonnen
worden, zu denen besonders die Schaffung geeigneter Nährböden (unter
denen namentlich die aus Gelatine und aus Agar hergestellten festen
Nährböden eine große Bedeutung erlangt haben) und deren Sterilisation
sowie das Färben der Präparate gehört. Redner schilderte die Unter-
suchung der Luft und die namentlich im Krieg wichtige Prüfung des
Trinkwassers auf ihren Gehalt an Bakterienkeimen und besprach dann
eingehender den Nachweis der Typhuserreger und ihre Unterscheidung
von den formgleichen Kolibazillen. Weiterhin wurde die gerade im
Krieg hervortretende außerordentliche Bedeutung der künstlichen Im-
munisierung, insbesondere die Schutzimpfung gegen Typhus und Cholera,
im Anschluß auch die gegen die Pest ‚besprochen und die Gewinnung
wie auch die Wirkungsweise der dazu verwendeten Impfstoffe erläutert.
Während gewisse Mikroorganismen Stoffe erzeugen, die auf die ihren
Nährboden bildenden Wesen, insbesondere den Menschen, schädigend
oder gar tötend wirken, gibt es andere, die für die Ernährung wert-
volle Stoffe erzeugen. Unter ihnen haben sich neuerdings namentlich
die Hefepilze hervorgetan, deren Fähigkeit, ihren eiweißreichen Leib
aus billigen, für unsere Ernährung aber nicht unmittelbar zu verwerten-
den Rohstoffen aufzubauen, von den Chemikern Lindner und Delbrück
bekanntlich dazu benützt wird, durch Züchtung solcher Hefepilze im
großen ein vortreffliches, leicht verdauliches und bekömmliches Nahrungs-
mittel, die getrocknete „‚Nährhefe‘, zu gewinnen. Der Erfolg dieser
Untersuchungen hat nun unter dem Einfluß der durch den Krieg ge-
schaffenen Lage des Fettmarktes dazu geführt, einer weiteren Fähigkeit
der Mikroorganismen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Schon im
Jahre 1878 wurde von O0. Loew und Naegeli bei Münchener Bierhefe
ein Fettgehalt von 5 °/o festgestellt, .der sich bei geeigneter Zucht .bis
auf 12 %o steigern ließ. Man ging daher schon seit einiger Zeit der
Frage nach, ob sich nicht unter den Hefepilzen solche fänden, die als
schnellwüchsige Fettbildner verwendet werden und die Fetterzeugung
unserer Haustiere ergänzen könnten. Die bisherigen Untersuchungen
führten zu keinem vollbefriedigenden Ergebnis; doch wurde im April d. J.
durch einen im Felde stehenden Schüler Prof, Lindners ein im zucker-
haltigen Saftfluß gewisser Bäume, besonders der Birke, lebender kleiner
Schlauchpilz entdeckt, der in künstlicher Kultur auf zuckerhaltigem
Nährboden in seinen Zellen neben 31 9% Rohprotein, 43 °/9 Kohlehydrat