Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

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2, Die Versuchspflanzen sollen reine Linien darstellen, nicht aber 
ein Gemenge verschiedener Linien, die sich in ihrer Anfälligkeit mög» 
licherweise unterscheiden können. 
3. Den Versuchspflanzen muß gleiche Infektionsgelegenheit geboten 
sein, am besten durch gleichmäßige künstliche Infektion. ; 
4. Die äußeren Versuchsbedingungen müssen für alle untersuchten 
Sorten gleich sein. 
5. Wenn das im freien Lande nicht möglich ist, so müssen die 
Beobachtungen über eine so lange Reihe von Jahren ausgedehnt werden, 
daß. die Zufälligkeiten der Witterung u. ä. sich ausgleichen. 
Derartige vergleichende Versuche sind bisher hauptsächlich an 
Getreiden hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für die Rost- und Brandkrank- 
heiten gemacht worden; alle oben angeführten Bedingungen sind dabei 
kaum jemals ’erfüllt worden, da sie aber doch die verschiedene Sorten- 
disposition erkennen lassen, soll hier einiges Nähere angeführt werden, 
namentlich über die von mir selbst ausgeführten Versuche. Diese 
beziehen sich auf 
ii. Steinbrand an den Weizenarten, Zuerst ausgeführt von 
v. Tubeuf, dann von Hecke u. a. Seit 1903 bis jetzt wurden Ver- 
suche in Hohenheim mit sehr zahlreichen Sorten der verschiedenen an- 
gebauten Weizenarten angestellt. Die Sorten wurden nach Möglich- 
keit auf ihre richtige Bezeichnung geprüft, aber mit reinen Linien zu 
arbeiten war nicht möglich. Das Saatgut wurde künstlich mit Brand- 
staub gleichmäßig infiziert, der Anbau der Sorten erfolgte unmittelbar 
nebeneinander, die Aussaat immer am gleichen Tage. Es wurden zu den 
Versuchen im Laufe der Jahre 360 Sorten herangezogen, 241 Winter- 
früchte, 119 Sommerfrüchte. Da dieselbe Sorte oft mehrmals aus- 
probiert wurde, so betrug die Zahl der Einzelversuche 626. Wenn die 
Infektion einer Sorte schon beim ersten Versuch in solchem Umfange 
gelang, daß die Sorte als praktisch anfällig bezeichnet werden mußte, 
so wurde kein weiterer Versuch mit ihr gemacht. Schien eine Sorte 
aber in bemerkenswerter Weise widerstandsfähig, so wurde sie wieder- 
holt geprüft, einige bis zu 6, ja 8 und 9 Jahren. - . 
Diese Versuche ergaben, daß bei den allermeisten Sorten eine 
mehr oder weniger starke Empfänglichkeit für Steinbrand vorhanden 
war, im einzelnen aber bedeutende Unterschiede vorkamen. Unter den 
sämtlichen Winterfrüchten erwiesen sich nur 2 Winterweizen (0—1 */o 
Brandähren) und 3 Winterdinkel (0—0,2 %/o Brandähren) als ganz oder 
fast ganz brandfest,. 3 weitere Winterweizen und 1 Winterdinkel als 
sehr wenig anfällig (2—5°%o Brandähren). Von den Sommerfrüchten 
konnten 2 Sommerdinkel, ein Englischer Weizen und das Sommer-Ein- 
korn niemals brandkrank gemacht werden; ferner waren 4 Sommer- 
weizen, sowie die meisten Hartweizen und Polnischen Weizen sehr wenig 
anfällig. Wie’ verschieden sich die Sorten im übrigen verhielten, geht 
daraus hervor, daß z. B. bei Winterweizen Infektionen bis zu 85,77 °%0 
Brandähren, bei Winteremmer solche bis zu 85,92 °% beobachtet wurden. 
An der Verschiedenheit der Disposition der Weizensorten für Stein- 
brand ist. also nicht zu zweifeln.
	        

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