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Fundort für die große Anodonta cygnea L., in derb ausgebildeten typischen
Formen, Die meisten Exemplare dieses Fundplatzes sind hinsichtlich
der Schalenform prächtig und durchaus normal ausgebildet, wenn auch
die Umrisse individuell bedeutend schwanken und kürzere gedrungene
Formen neben solchen mit manchmal auffallend langgezogenem Ab-
domen nebst allen möglichen Zwischenstufen vorkommen. Doch finden
sich zuweilen auch jene eigentümlichen acutirostris-Formen, also Muscheln
mit verkürzten und spitz endigenden Schnäbeln. Das sind wieder die-
jenigen, bei welchen durch ungünstige gezwungene Lage das Hinterteil
der Schale nicht in normaler Weise auswachsen konnte. Ein einziges
unter mehr als hundert in früheren Jahren gesammelten Exemplaren
zeigt eine ganz abnorme Gestalt, wie sie die Abbildung in Fig, 2 der
zugehörigen Tafel erkennen läßt. Hier handelt es sich offenbar um ein
Individuum, welches sein Dasein in schwerer Zwangslage verbringen
mußte. Das Abdomen ist vollständig verkürzt und in diesem Falle
wieder mehr abgerundet, so daß der Schalenwirbel vollständig in die
Mitte gerückt erscheint. Wir haben hier demnach eine besonders stark
pathologische Form vor uns.
Bei den beiden Abbildungen in Fig. 1 und 2 stellt die punktierte
Linie die dazu gedachte normale Ausbildung des Schalenabdomens dar.
Auch dieser Weiher wird, im Interesse des Fischfangs, von Zeit
zu Zeit abgelassen, und so kommt es, daß die jungen Muscheln durch das
abfließende Wasser in dem betreffenden Jahre an der Abflußstelle in
oftmals großen Massen an einem relativ kleinen Raume zusammen-
gedrängt werden, wodurch ein Teil der zu unterst liegenden Individuen
im normalen Wachstum gehemmt wird. Der recht ansehnliche, eine
kleine Insel umfassende Weiher wird außerdem, namentlich an Sonntagen,
viel mit Nachen befahren und bei der geringen Tiefe des Gewässers werden
die im Schlammgrund liegenden Muscheln auch durch die Ruderschläge
zuweilen verlagert und in ungünstige Stellungen verschoben.
Eine weitere eigentümliche Deformation bei Anodonten und Unionen
ist die Verdrehung der Schalen, gewissermaßen ein Ausrenken derselben
aus der bilateralen Symmetrie, Bei dieser selbstverständlich ebenfalls
konchopathologischen Erscheinung ist das Vorderteil der Muschel, welches
bei normaler Lagerung im Schlamme steckt, unter gleichzeitigem starken
Klaffen der Schalenränder auffallend verkümmert und verkürzt und
die Ursache für diese Deformation dürfte noch mehr als bei den vor-
genannten Fällen in einer eingeklemmten Lage des betreffenden Indi-
viduums zu erblicken sein. Die abgebildete Muschel mußte ihr Wachs-
tum offenbar in drangvoll fürchterlicher Enge erzwingen und sich ge-