Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

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Fundort für die große Anodonta cygnea L., in derb ausgebildeten typischen 
Formen, Die meisten Exemplare dieses Fundplatzes sind hinsichtlich 
der Schalenform prächtig und durchaus normal ausgebildet, wenn auch 
die Umrisse individuell bedeutend schwanken und kürzere gedrungene 
Formen neben solchen mit manchmal auffallend langgezogenem Ab- 
domen nebst allen möglichen Zwischenstufen vorkommen. Doch finden 
sich zuweilen auch jene eigentümlichen acutirostris-Formen, also Muscheln 
mit verkürzten und spitz endigenden Schnäbeln. Das sind wieder die- 
jenigen, bei welchen durch ungünstige gezwungene Lage das Hinterteil 
der Schale nicht in normaler Weise auswachsen konnte. Ein einziges 
unter mehr als hundert in früheren Jahren gesammelten Exemplaren 
zeigt eine ganz abnorme Gestalt, wie sie die Abbildung in Fig, 2 der 
zugehörigen Tafel erkennen läßt. Hier handelt es sich offenbar um ein 
Individuum, welches sein Dasein in schwerer Zwangslage verbringen 
mußte. Das Abdomen ist vollständig verkürzt und in diesem Falle 
wieder mehr abgerundet, so daß der Schalenwirbel vollständig in die 
Mitte gerückt erscheint. Wir haben hier demnach eine besonders stark 
pathologische Form vor uns. 
Bei den beiden Abbildungen in Fig. 1 und 2 stellt die punktierte 
Linie die dazu gedachte normale Ausbildung des Schalenabdomens dar. 
Auch dieser Weiher wird, im Interesse des Fischfangs, von Zeit 
zu Zeit abgelassen, und so kommt es, daß die jungen Muscheln durch das 
abfließende Wasser in dem betreffenden Jahre an der Abflußstelle in 
oftmals großen Massen an einem relativ kleinen Raume zusammen- 
gedrängt werden, wodurch ein Teil der zu unterst liegenden Individuen 
im normalen Wachstum gehemmt wird. Der recht ansehnliche, eine 
kleine Insel umfassende Weiher wird außerdem, namentlich an Sonntagen, 
viel mit Nachen befahren und bei der geringen Tiefe des Gewässers werden 
die im Schlammgrund liegenden Muscheln auch durch die Ruderschläge 
zuweilen verlagert und in ungünstige Stellungen verschoben. 
Eine weitere eigentümliche Deformation bei Anodonten und Unionen 
ist die Verdrehung der Schalen, gewissermaßen ein Ausrenken derselben 
aus der bilateralen Symmetrie, Bei dieser selbstverständlich ebenfalls 
konchopathologischen Erscheinung ist das Vorderteil der Muschel, welches 
bei normaler Lagerung im Schlamme steckt, unter gleichzeitigem starken 
Klaffen der Schalenränder auffallend verkümmert und verkürzt und 
die Ursache für diese Deformation dürfte noch mehr als bei den vor- 
genannten Fällen in einer eingeklemmten Lage des betreffenden Indi- 
viduums zu erblicken sein. Die abgebildete Muschel mußte ihr Wachs- 
tum offenbar in drangvoll fürchterlicher Enge erzwingen und sich ge-
	        

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