Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 72, 1916)

392 
wissermaßen mittels der Schalenverdrehung hindurchwinden. Diese in 
Fig. 3 abgebildete Anodonta, der cellensis-Gruppe angehörend, stammt 
aus einem Weiher bei München, das in Fig. 4 gegebene Exemplar eines 
unter analogen Verhältnissen mißgestalteten Unio pietorum L. aus dem 
Neckar bei Heilbronn, Unionen sind vielfach in ruhige Flußbuchten 
zusammengedrängt, und auf diese Weise läßt sich auch hier die sonder- 
bare Torsion der Schalen erklären. 
Zum Schlusse möchte ich noch auf die merkwürdige Tatsache 
hinweisen, daß diese eigentümliche Schalenverdrehung bei einigen Arten 
der Meeresmuschelgattung Arca in gleicher Ausbildung bei allen Indi- 
viduen habituell geworden ist und deshalb nicht mehr als eine patho- 
logische Erscheinung aufgefaßt werden kann. Es sind das vornehmlich 
die in den tropischen Meeren lebenden, unter der Untergattung Parallel- 
epipedum angeführten Arten Arca semitorta Lam. und tortwosa LAM. 
Diese Merkwürdigkeit ist natürlich sehr schwer zu erklären, trotz- 
dem sie sicherlich auf einer bestimmten Ursache beruht, ebenso wie die 
eigentümlichen habituellen Deformationen der Gehäuse bei einigen 
exotischen Landschnecken, den interessanten Streptaxis-Arten, deren 
Ursache bis jetzt noch nicht, zum mindesten nicht genügend, aufgeklärt 
ist und zweifelsohne in biologischen Verhältnissen zu suchen sein dürfte. 
Auch sei noch darauf hingewiesen, daß alle diejenigen Meeresmuscheln, 
welche in großen Mengen beieinander wohnen und oft in großen Gruppen 
zusammen wachsen, wie die Ostreiden (Austern) und einige Spondyliden, 
ähnlich wie die in den westafrikanischen Flüssen lebenden Aetheria- 
Arten, infolge dieser Lebensweise mannigfachsten Schalendeformationen 
ausgesetzt sind.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.