Über eine Grenzlokalität des Weißen Jura «/ß.
Von Pfarrer a. D. Dr. Th. Engel, Eislingen.
(Mit Tafel II.)
Ich bin immer gerne den Grenzen in unsern heimischen Gesteins-
formationen nachgegangen, namentlich im Weißen Jura. ‘Ich habe zu
diesem Zweck schon vor Jahren die Grenztafeln an der Kisenbahn-
steige Geislingen—Amstetten anbringen lassen, die von Weiß a—e reichen
und jedesmal da aufgestellt sind, wo zwei der betreffenden Buchstaben
des griechischen Alphabets zusammenstoßen. Überaus scharf sind
gerade die Grenzen «/ß, 7/d und d/e gekennzeichnet, so zwar, daß man
die Hand darauf legen und sie schon vom Bahnwagen aus, zumal bei
der Bergfahrt, trefflich beobachten kann. Nur die Grenze @/y schwankt
einigermaßen, so daß ich seinerzeit selbst unschlüssig darüber war,
wo ich die Tafel anbringen sollte. Außerdem habe ich mich des öfteren
schon: (z. B. in diesen Jahresheften 53. Jahrgang, 1897, S. 56 ff.) über
die paläontologischen Verhältnisse solcher Grenzregionen ausgelassen
und auf die interessante Tatsache hingewiesen, daß gerade auf diesen
sich ein Reichtum von Petrefakten zu häufen pflege, der sie dem
Sammler besonders lieb macht. ;
Was nun die Grenze Weiß a/g („Impressa-Ton“ und „Wohlgeschich-
tete Kalkbänke‘“) betrifft, so haben wir im ganzen Land auf der Nord-
westseite der Alb Stellen genug, wo diese Schichten beobachtet werden
können, insbesondere im Gebiet des Hohenstaufen. Aber keine einzige
ist mir bis jetzt vorgekommen, die den Wechsel des Gesteins so schön
und klar zeigt, wie der Steinbruch an der Straße von
Altenstadt nach Oberböhringen, und dem ich deshalb
im folgenden einige Worte widmen möchte. Soweit ich beobachtet
habe, ist dies der einzige Platz, wo man die ß-Kalke unmittelbar auf
die bläulichen Impressa-Tone aufgelagert sieht, in welch letzteren hier
nicht ein Kalkbänkchen sich erblicken läßt, und darin gerade liegt
der Hauptunterschied dieser von allen übrigen Stellen im Lande,
Man betrachte dieselben genauer, so wird man stets die Impressa-
Tone nach oben von vielen aufeinanderfolgenden Kalkbänken durch-
zogen sehen, die sich, je höher hinauf desto enger zusammenschließen,
Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1916.