Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 74, 1918)

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Was die Persönlichkeit L.’s anbetrifft, so war er im gesell- 
schaftlichen wie im amtlichen Verkehr von gewinnender Liebens- 
würdigkeit. Seine weithin bekannte Bereitwilligkeit Freunden und 
nicht selten selbst ihm fernstehenden Personen mit seinen Fähig- 
keiten oder mit seinen weitausgedehnten freundschaftlichen Ver- 
bindungen behilflich zu sein, wurde oft in Anspruch genommen und 
warb ihm viele Freunde. Diese Inanspruchnahme geschah gar 
nicht selten auf Kosten seiner ohnedies schon reichlich ausgefüllten 
Arbeitszeit, sodaß der unermüdlich Tätige für gewöhnlich noch 
die Nacht zum Tage machen mußte und sich nur selten. die zur 
Erholung nötige Ruhe gönnen konnte. Bei allem Entgegenkommen 
war L. aber keineswegs ein Leisetreter, sondern ein allezeit und 
unentwegt für seine Überzeugung eintretender streitbarer Mann, 
dem es gelegentlich nicht an beißender Schärfe und Sarkasmus 
fehlte. Seinen Mitarbeitern und Untergebenen war er ein nichts- 
weniger als bürokratisch denkender, wohlwollender Kollege und 
Vorgesetzter. Er war ein Freund edler Geselligkeit und sein 
Wissen, seine Belesenheit und seine Gewandtheit in der Unter- 
haltung machten ihn zum vielgesuchten angenehmen Gesellschafter. 
Seinen Freunden war er treu ergeben und schmerzlich vermißt 
man in ihren Kreisen, unter denen der auch von ihm hoch und 
wert gehaltene „Schneckenkranz“ in erster Linie steht, seine an- 
regende Unterhaltung, Wie man an seinen und seiner Familie 
Freuden herzlichen Anteil nahm, erregte es auch innigste Teilnahme 
weitester Kreise, als ihm, nachdem sein erster Sohn schon im 
Kindesalter gestorben war, im Herbst 1914 sein hochbegabter, 
hoffnungsvoller zweiter Sohn durch den Heldentod auf dem Schlacht- 
feld in Flandern entrissen wurde. "Trotz der Schwere, mit der 
dieser Verlust ihn und seine Familie traf, arbeitete L. mutigen 
Herzens weiter, und noch nach der Rückkehr von einer im Jahre 
1916 unternommenen mehrwöchigen Reise in den Urwald von 
Bialowies sprach er sich erfreut darüber aus, wie leicht und gut 
er die mannigfachen dort an ihn herangetretenen körperlichen und 
gesellschaftlichen Anforderungen ertragen habe. Da meldete sich 
bei ihm, der in seiner langen Dienstzeit niemals ernstlich. krank 
gewesen ist und der sich auch nie besondere Schonung gegönnt hat, 
um Pfingsten 1917 zum erstenmal der schlimme Gast, dessen Um- 
klammerung er nur unter Widerstreben nachgab, Bis in die letzte 
Zeit hinein war er noch geistig rege und tätig. Noch kurze Zeit 
vor seinem Scheiden brachte der Schwäbische Merkur einen Aufsatz
	        

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