Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 74, 1918)

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Bezeichnung der unteren Süßwassermolasse am Hauchen- 
berg, der Meeresmolasse im Schüttetobel-Harbatzhofen und der 
oberen Süß wassermolasse in der weiter nördlich gelegenen 
Gegend. Nördlich von der Antiklinale, die sich über den Hauchen- 
berg bei Weitnau nach Harbatzhofen zieht, besitzen die Schichten 
ein Nordwestgefäll, welches sich von den Vorbergen mit 30—40° 
Neigung in die oberschwäbische Hochebene auf 2—5° verflacht. 
In diesen Schichten nun, hauptsächlich in denen der oberen 
Süßwassermolasse, wurden in den letzten 10—20 Jahren verschie- 
dene kleinere und größere Schürfungen vorgenommen, namentlich 
im bayrischen Allgäu. Die in Gebirgsbächen anstehenden Kohlen- 
flöze, sowie angeschwemmte Kohlenstücke gaben wohl die erste 
Veranlassung dazu. Eine größere bergmännische Schürfung fand 
vor 12 Jahren in einem 2 km östlich von Wengen (bayr. Allgäu) 
gelegenen Tobel statt, wobei etwa drei Kohlenflöze von 10—15 em 
Mächtigkeit konstatiert wurden, ebenso in Geratsried bei Schütte- 
tobel, ferner im Tal der oberen Argen bei Riedholz. Schwächere 
Flöze und Nester fanden sich am Hauchenberg, auch bei Immenstadt. 
Im württembergischen Allgäu sind die Braunkohlen- 
schichten schon länger bekannt und deren Vorkommen von O. FrAAs, 
K. MinLEer u. a. beschrieben. Laut Oberamtsbeschreibung Wangen 
1841 wurde 1818 begonnen, die in dem 3 km westlich von Isny 
gelegenen Menelzhoferberg an mehreren Stellen zutage tretende 
Kohle bergmännisch auszubeuten. Allein der Gebirgsdruck in den 
sandigen und lettigen Molasseschichten erforderte starke Einbau- 
kosten. Da auch der Ferntransport nur mit Fuhrwerk zur Her 
nach Aitrach und von dort auf Flößen nach Ulm möglich war, 
kam dies zu teuer zu stehen, die Schächte und Stollen wurden 
zugeworfen und seitdem die Gewinnung aufgegeben. Es wurden 
damals zwei Flöze in Angriff genommen, ein unteres in einer 
Meereshöhe von ca. 690 m mit Stollenbetrieb und ein oberes auf 
ca. 750 m mit Schächten erschlossen, der Menelzhoferberg selber 
hat eine Meereshöhe von 803 m, die östlich vorbeifließende Argen 
ca. 680 m. Das obere Flöz tritt auf der Ostseite des Berges 
zutage, es zeigt sich wieder auf der Westseite an mehreren Stellen 
in einer Mächtigkeit von 60 cm, was die Umwohner heute noch 
veranlaßt, dort Kohle zum Hausbrand zu holen. Die Kohle selbst 
ist in der Mitte der Schicht ziemlich kompakt, Pechkohle. ähnlich, 
nach oben und unten wird sie blättrig. Fossilien wurden bis jetzt 
noch keine gefunden.
	        

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