Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 75, 1919)

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ist man bestrebt, auch die jurasischen und triadischen Dolomite so 
zu erklären (v. RIcHTHOFEN, v. Mossıisovics, JoH. WALTHER); anderer- 
seits wird PuıLıpPr durch seine Beobachtungen am alpinen Conchodon- 
dolomit dazu geführt, auch den Dolomiten der Schwäbischen Alb 
eine Entstehung durch Auslaugung zuzuschreiben. 
In ähnlicher Weise ist die Deutung der fossilen Kalkstöcke 
mit den gerade für diese Dinge herrschenden Theorien verknüpft. 
So wurde von v. RICHTHOFEN im Anschluß an die Darwıin’sche Theorie 
die korallogene Natur der ladinischen Massen ausgesprochen und 
WAAGEN und EncEL taten dies in gleicher Weise für den oberen 
Weißen Jura. So vollzog sich auch mit dem Auftreten der neuen 
Theorien von Aaassız, Guepy, Murray, SEMmper eine Schwenkung. 
Für die alpinen Dolomite wie für die Massenkalke wurde nun jede 
wesentliche Teilnahme von Korallen in Abrede gestellt (OcmvıE, 
ROTHPLETZ. SALOMON. SCHMIERER). 
Zusammenfassung der Resultate. 
1. Der zuckerkörnige Kalk ist nicht lediglich ein Produkt der 
Atmosphärilien; er ist weder an Spalten noch an die Ober- 
fläche gebunden. Sein jetziger Zustand ist letzten Endes 
bedingt durch eine ursprüngliche Zusammensetzung aus riff- 
bildenden Organismen. Es wurden an verschiedenen Orten 
Hydrozoen der Gattung Klipsactina nachgewiesen. 
2. Die Hauptmasse des typischen Dolomits ist nicht an Spalten 
gebunden; sie ist weder durch pneumatolytische Vorgänge er- 
zeugt, noch durch magnesiahaltige Quellen. Sie scheint vielmehr 
im Zusammenhang mit den Hydrozoenriffen auf vorwiegend 
diagenetischem Wege entstanden zu sein. Die Auslaugung 
weniger dolomitischer Partien ergibt reinere, sandige Dolomite. 
Der „Marmor“, oder besser „dichte. Felsenkalk“ ist weder 
korallogen, noch vorzugsweise aus Schwämmen und Echino- 
dermen zusammengesetzt. Zu diesen treten einerseits Kalk- 
algen, Foraminiferen, Bryozoen, Mollusken, andererseits Ooide 
und Kalkkrusten, sowie Teile aufgearbeiteten Sedimentes. 
Weder in den typischen Ooiden noch in den Kalkkrusten konnten 
Kalkalgen oder sonstige Organismen aufgefunden werden. Die 
unter Teilnahme von Organismen (Girvanellen, Ophthalmidien) 
aufgebauten Knollen unterscheiden sich scharf von ihnen. 
>. Gratbraune, schuppig-bröcklige, kleinknollige „Flaserkalke“ 
bilden die Rand- und Grenzfazies der dichten Felsenkalke.
	        

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