Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 75, 1919)

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Hals kurz, die Extremitäten sind zu Flossen umgebildet und die 
Phalangenzahl namentlich bei 7ylosaurus vermehrt, der Schulter- 
gürtel ist stark, der Beckengürtel dagegen wie bei Wassertieren von 
der Wirbelsäule beinahe losgelöst und durch ein langes schmales Ilium 
entfernt, der Schwanz ist sehr lang und kräftig, um als Ruder- 
organ .zu dienen. Ein eigentliches Schwanzsegel haben wohl beide 
Gattungen nicht besessen, obwohl bei Tylosaurus die Dornfortsätze, 
die anfänglich etwas rückwärts geneigt sind, sich in einer gewissen 
Entfernung vom Schwanzende steil stellen und dahinter einige sogar 
nach vorne gerichtet sind, um sich erst allmählich — kleiner 
werdend — wieder rückwärts zu legen. Die Mosasaurier waren 
Fischfresser und haben sich offenbar nicht mit den kleinsten Exem- 
plaren begnügt. Das geht unter anderem aus dem Kieferapparat 
hervor. Der Unterkiefer öffnet sich nicht nur nach abwärts, sondern 
er besitzt in seiner Mitte ein Gelenk, das seitwärts funktioniert, also 
mit vertikal stehender Gelenkachse. Es konnte sich also der Winkel, 
den beide Unterkieferäste in der Symphyse bilden, beim Herunter- 
schlingen großer Beutefische ganz wesentlich vergrößern. Damit 
nach dem Schlingen der Unterkiefer wieder in seine normale Lage 
zurückschnellt, ist er an der Innenseite jedes Astes mit einer 
elastischen großen Knochenfeder versehen. Es ist das fast meter- 
lange, eine sehr dünne aber breite Lamelle bildende Praearticulare 
oder Goniale, welches am Articulare beginnend sich an der Innen- 
seite des Unterkiefers nach vorne erstreckt und also auch un- 
verändert innen das mittlere Kiefergelenk überdeckt. Nicht nur 
die Kiefer, sondern auch die Pterygoide sind mit großen Zähnen 
besetzt. 
Diese beiden großen Skelette geben einen recht guten KEin- 
äruck dieses Zweiges der reptilischen Meeresraubtiere der jüngeren 
Kreidezeit, der nur quantitativ aber kaum qualitativ erweitert 
werden kann.
	        
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