Ueber einige Erscheinungen an schwäbischen Rhät-
und Jura-Sandsteinen.
Von Paul Kessler.
Es ist cine bekannte und berechtigte Forderung, daß wir‘ zum
Verständnis der geologischen Vorgänge in der Vorzeit stets die Vorgänge
in der Jetztwelt heranzichen müssen. Nicht oft ist das so leicht mög-
lich wie bei den Bildungen des Strandes und des flachen Meeres,
I. Tümpel am Sandstrande.,
Nach Rückzug der Flut bleiben am Sandstrande stets wasser-
erfüllte Löcher zurück, die bald mehrere Kilometer lang und bis hundert
und mehr Meter breit sind, bald nur wenige Quadratdezimeter bedecken
und nur einige Zentimeter Tiefe besitzen. Sie haben alle das Gemein-
same, daß alles, was sich bewegen kann und nicht mit der sich zurück-
ziehenden Flut in das offene Meer weggeschwemmt wird, sich hier sam-
melt. Sinkt der Spiegel der Tümpel, so konzentriert sich das Leben
auf immer engeren Raum, so daß man auf, kleinstem Fleck die ganze
Fauna findet, die die jeweilige Flut gebracht hat. Ähnliches hat sich
zu allen Zeiten am Sandstrande- ereignet, auch an dem der schwäbi-
schen Meere der Vorzeit,
Aufgedeckt durch Steinbruchsbetrieb können wir die Kleinsten
dieser Tümpel in fossilem Zustande unmittelbar erkennen, die Anreiche-
rung organischer Reste an bestimmten Stellen größerer Ausdehnung
Jäßt die einstige Gegenwart auch der größeren Rinnen vermuten. Da
diese Rinnen in Abhängigkeit vom Zuge der Wellen sind, der seinerseits
wieder durch herrschende Windrichtung, Meeresströmung und Gestal-
tung des Strandes bestimmt wird, brauchen sie keineswegs stets schnell
vergänglich gewesen zu sein. Eine der auffallendsten Erscheinungen
in einer sonst fossilarmen Schicht ist die Anhäufung von Organismen