Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 76, 1920)

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im Rhätsandstein des Steinebergs bei Nürtingen. Wir wissen, daß 
hier der Strand in nicht allzu großer Entfernung war, so daß er seinen 
Einfluß auf Gestaltung, Tiefe und Lebensdauer der Wasserrinnen am 
Sandstrande geltend. machen konnte. Noch nicht 1,5 km südlich des 
Steinebergs ist im tiefsten Teil der Grube der Nürtinger Ziegelei eben- 
falls das Rhät aufgeschlossen, aber keine Organismenreste, mit Aus- 
nahme der Kriechspuren von Ophiuren, finden sich dort, nie ist mir eine 
Ophiure selbst zu Gesicht gekommen. Die Armut an Versteinerungen 
an der einen, der Reichtum an der anderen Stelle erklärt sich so, daß 
hier an der Ziegelei ein flacher Strand, dort am Steineberg eine länger 
andauernde Stelle tieferen Wassers war, in die nicht nur die lebenden 
Organismen bei Trockenlegung des übrigen Strandes sich zurückzogen, 
sondern wo auch die auf dem Wasser schwimmenden Holzreste, die Wedel 
der Farne und Cycadeen, sowie die leichten Selachiereier sich sammelten. 
Die oft noch geschlossenen Schalen von Modiola und anderen Muscheln 
beweisen, daß ein Teil der Fossilien hier lebend eingebettet wurde. 
Bei höherem Wasserstand auf den flachen Strand geworfen — an Ebbe 
und Flut ist bei der großen Ausdehnung des flachen Meeres wohl kaum 
zu denken -—, suchten die Ophiodermen hier ihre Rettung. Dort, in 
der Ziegelei, nur Kriechspuren,. hier, noch nicht einmal als Seltenheit, 
die Tiere selbst... Aber auch hier eine so starke Sedimentation, daß die 
Tiere, an ihrem Zufluchtsorte verschüttet, als Fossilien erhalten blieben. 
Reiche Molluskenfauna und Bonebed schließen sich im Rhät im 
allgemeinen aus. Im Gegensatz zu den Muschelanhäufungen ist im 
Bonebed ein rein passiv, und zwar an Stellen, wo. Strömungen entgegen- 
gesetzter Richtung sich begegneten oder sonstwie Strömungen ver- 
langsamt wurden, zusammengeschwemmtes Material zu erblicken. 
Unmittelbar zu beobachten sind gelegentlich noch die kleineren 
und kleinsten Tümpel, Fast ebenso bekannt, wie Nürtingen als Fund- 
punkt für Rhät, ist Plochingen für Angulatensandstein. Vielfach müssen 
aber hier die Bedingungen ganz andere gewesen sein. Ganze Schichten 
sind von Resten zerbrochener Muscheln erfüllt, zwischen denen die 
solideren Austern, die von der Flut getragenen flachen Pectenschalen, 
die festen Gehäuse der Schnecken und die durch ihre Luftkammern 
getragenen Schlotheimien + unverletzt liegen. Aber auch hier war nicht 
! Vgl. die Karten bei Lörcher, Beitrag zur Kenntnis des Rhäts in 
Schwaben. ‚Diese Jahresh. 1902, sowie bei Salfeld, Fossile Landpflanzen der 
Rhät- und Juraformation Südwestdeutschlands, Palaeontographica. Bd. LIV. 1907, 
Vgl. auch R. Lang, Das Vindelizische Gebirge zur mittleren Keuperzeit. Diese 
Jahresh. 1911.
	        
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