Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 76, 1920)

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10. Hemerocallis flava L. 
Die reichsten Gebiete des südlichen Oberschwaben, in welchen 
die Natur noch wenig gestört worden ist, bilden neben den Mooren die 
Auenbestände der Argen. Dort wollte ich vor allem feststellen, wie weit 
die ‚südlichen Einwanderer der Bodensceflora ins Innere des Landes 
eindringen. 
Dabei entdeckte ich auf den Auen bei Oberdorf eine schöne Kolonie 
der gelben „Taglilie, Hemerocallis flava.- Sie liegt abseits vom Über- 
schwemmungsgebiet des Flusses, aber doch noch außerhalb der ge- 
düngten Futterwiesen an einer Stelle, wo erst im Herbst der Streumähder 
die dürren, abgestorbenen Halme mäht. 
Hier ist also die Frage, ob es sich um eine wilde Pflanze oder nur 
um einen Gartenflüchtling handelt, kaum mehr zu entscheiden. Ge- 
wöhnlich wird ihre Heimat in Südeuropa gesucht. BECK hezweifelt 
zwar ihr ursprüngliches Vorkommen in Europa überhaupt und ver- 
mutet ihre Abstammung aus Ostasien, und von ihm sind viele neuere 
Floren beeinflußt. FockE und ASCHERSON aber treten für ihr Heimat- 
recht im südlichen. Alpengebiet ein. Nach ASCHERSON und GRÄBNER 
ist sie „zuweilen völlig eingebürgert, so bei Bregenz (kaum einheimisch)*,“ 
SAUTER schrieb: „In einem Graben hei Bregenz, scheint wild“ 7, Diesem 
Vorkommen: möchte ich nun unsere Station auf den. Argenauen von 
Oberdorf gleichstellen. Wenn wir freilich bedenken, daß wenige Kilo- 
meter südlich am Ufer des Bodensees viel empfindlichere Südeuropäer 
wie Cyperus longus, Aldrovanda vesieulosa und Caldesia parnassifolia 
gesicherte Kolonien besitzen, so wird die Entscheidung doch einigermaßen 
zweifelhaft, zumal sie auch von Dobel bei Wasserburg angezeigt wird ®. 
Viel häufiger ist im allgemeinen die braune Taglilie, Hemerocallis 
/ulva. In der Nähe von Gärten, an alten Burgen ist ihr Herkommen 
ohne weiteres entschieden. Sie wächst aber auch an unserem Bodensee- 
strand zwischen Manzell und Fischbach an zwei Stellen ohne Beziehung 
zu einer alten Kulturstätte. Zwei Kolonien hat sie auch westlich vom 
Muckenhörnle bei Friedrichshafen. Aber an keinem dieser Standorte sah ich 
bis jetzt Blüten oder Fruchtstengel. Sie scheint hier nur vegetativ zu leben. 
Aber durch Verpflanzen in den Garten habe ich sie zur Blütenbildung 
angeregt und dadurch die Bestimmung gesichert. Von ihr behauptet 
schon Brunn ®: „Gegen Wasserburg am Bodensee mit Oenothera biennis, 
Gratiola offieinalis usw. wild wachsend“, während Dr. BAUMANN von seinen 
acht Standorten am Untersee vorsichtigerweise sagt: „wohl verwildert“ 2. 
Das Indigenat der beiden Taglilien bleibt also im württembergischen 
Bodenseegehiet zweifelhaft. Aber beide dürfen als völlig eingebürgert gelten.
	        
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