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wärts streichen, ist er zugrunde gegangen. Am Rande des Konstanzer
Moränengürtels hatte er 15 Kolonien und zwei auf den Lindauer Moränen.
Seine übrigen Stationen liegen im Mündungsdelta des diluvialen Gletscher-
abflusses in den Überlinger See und am Ufer des ehemaligen Eissees
des Untersees. Die Pflanze ist eine uralte Rasse des gegenblättrigen
Steinbrechs, Saxifraga oppositifolia, der in den Polarländern die nörd-
lichsten Spuren höheren Pflanzenlebens bildet (Hydefjord 83°15‘ n. Br.)
und in den Alpen die steilsten Felsen der höchsten Zacken und Grate
bewohnt (3540 m); doch als Schwemmling erreicht er den Bodensee
nicht, und seine Samen, die im Seewasser schon nach 2—3 Stunden
untersinken, hätten von den Mündungen des Rheins und der Bregenzer
Ach ihre heutigen Stationen nicht erreichen können, da ein tage-, ja
wochenlanges Schwimmen und Schwehben nötig wäre, bis zufällige Ober-
flächenströmungen, die gelegentlich nach allen Richtungen hin auftreten,
sie dorthin getragen hätten. In seinen Eigenschaften stimmt der Wechsel-
Steinbrech auch gar nicht mit der Alpenpflanze überein. In ihm haben
wir einen Überrest der diluvialen Urform vor uns, aus der nach Ab-
schluß der Eiszeit die Alpenpflanze hervorgegangen ist. Wo am Rande
der Alpen sich Pflanzen aus seiner Verwandtschaft erhalten haben,. treten
sie in ähnlicher Ausbildung auf, der Murith-Steinbrech in den Seealpen und
der lateinische Steinbrech in den Appuaner Alpen. K. Bertsch.