Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 77, 1921)

die Bruchstücke sind, ohne daß diese aber im Querschnitt gerade kreis- 
rund erscheinen müßten. Auch die kleinsten Fragmente können ihren 
kantigen Charakter bewahrt haben und lassen ihre detritogene Ent- 
stehung noch deutlich verraten. 
Bei der makroskopische&n Betrachtung frisch gebrochener Hand- 
stücke ist man leicht geneigt, die Bestandteile, soweit ihre detritogeno 
Entstehung wahrgenommen werden kann, als eckig und scharfkantig 
begrenzte Gesteinssplitter aufzufassen. Es erklärt sich diese Täuschung 
durch die Spaltbarkeit, die an den aus kristallinem Kalkspat aufge- 
bauten Fossilresten auftritt, und die daraus resultierenden scharf be- 
grenzten Kristallflächen, ferner dadurch, daß der Verband der Körner 
untereinander ein sehr fester ist, wodurch diese im Querbruch des Ge- 
steins zerreißen. Ein Blick auf eine angewitterte Fläche oder durch 
einen Schliff Jäßt aber sofort erkennen, daß das Gestein normalerweise 
nur aus gerundeten Individuen sich aufbaut. U, d. M. beobachten wir 
fast ausnahmslos eine im durchfallenden Licht meist dunkler gefärbte 
oder abwechselnd aus helleren und dunkleren konzentrischen Lagen 
bestehende, häufig außerordentlich dünne Schicht, die sich um den 
Kern der Körner herum angelagert hat. Wir kommen damit zur 
Oolithbildung: 
V. LurIn! erwähnt schon 1809 die Oolithe „bey Heidenheim 
unweit den Bohnen-Erz-Gruben und auf dem Hahnenschnabel bey 
Schneidtheim“ als „dem Rogenstein sehr ähnliche Kalksteine“. 
So ausgedehnt die Oolithliteratur angeschwollen ist, über die 
petrographische Natur des Brenztalooliths ist bisher. wenig bekannt 
geworden. Auch SCHMIERER hat sich nur einmal etwas näher darüber 
ausgesprochen, indem er schrieb (l. ce. S. 559): „Das Oolithkorn wird nach 
oben immer gröber, ein Zeichen, daß die Tiefe immer geringer wurde.“ 
Die Nachprüfung hat diese Beobachtung nicht bestätigen können. Ich 
habe‘ beispielsweise im südlichen Steinbruch des Taschentäle aus dem 
dortigen 22,5 m mächtigen Profil vom Liegenden bis zum Hangenden 
in Abständen von 50 cm 45 Gesteinsproben geklopft, deren Vergleichung 
untereinander einen Unterschied in der Größe der Ooide? nicht ergeben 
1 Resume der auf verschiedenen Reisen in das schwäbische Albgebirge ge- 
machten geognostisch-mineralogischen Beobachtungen. Denkschr. d. Kgl. Ak. Wiss. 
München 1809 u. 1810. S. 134. 
? Der von Kalkowsky eingeführte Ausdruck „Ooid‘“ scheint mir, entgegen 
Gaub’s Ansicht, schon seiner Kürze wegen und im Gegensatz zu der sich auf das 
Gestein beziehenden Bezeichnung „Oolith“ sich als ganz praktisch zu erweisen (vgl.
	        

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