Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

18 Das 1.Buch. Cap.VIl. 
Sas VI], STapitel 
'CsEe r , * 
8Jon den Qualikäten des Erdreims/in welmesman 
die Fundament oder den Grund legen soll, 
' „<s S werden die Fundament eigentlich der Fuß des Baues / nemlich dasjenige 
“= Theilgenennet/so unter der Erdenist/ weiches den ganßen Bauhältund trägt/ so 
99) über der Erden stehet/ derohalben unter allen denen Fehlern / dieman in dem 
Bauen begehenkan/seynd die amallerschädlichsten/so an den Fundamenten mit 
unterlauffenz dann sie den Untergang und das Verderben des gangen Werc>ks mit sich 
bringenzund fanihnen/ohnesehr grosse Beschwehrlichkeit / nicht wieder geholffen werden/ 
derohalben ein Baumeister hierinnen allen seinen Fleiß anlegen solle. 
An etlichen Orten hatmandie Fundament von Natur/an etlichen muß man dieKunst 
darzu brauchen. Von Natur haben wir die Fundament/wo man auf Felsen zu bauen hat/ 
oder aufdie Düfft/ oder dergleichen steinigt Erdreich/ Tofo und 8caranro (ist eine Art Erd- 
reichs/ sv eines Theils mit den Steinen participirt ) bauet 3 dann sie/ ohne weiter benö- 
thigtes Ausgraben/oder andere Hülffe der Kunst/ vonsich selber sehr gut / und geschickliche 
Fundainent seynd/und einjedes grosses Gebäu/ so wolin fliessenden Wassern /als aufdem 
Land tragen und halten. Wouns aber die Natur dieFundament nicht gibt/da ist es von» 
nöthen/ daß man sie mit der. Kunst suche / und alsdann hat man bisiweilen einen velten 
Grund/oderan einemOrt/da Kieß oder Sand/ oder aufgerühret/ oder [u>weich/ oder 
sumpffig Erdreich ist/zu bauen. 
Wannder Boden oder Grund star> oder vest ist/so soll man also tiefin denselbigen grä- 
ben/als einen verständigen Baumeister düncket/daß die Qualität des Baues/ und Solidi- 
tät oder Dichte des Bodens / erfordere/ und soll die Eingrabungmehrentheiis das sechste 
Theil von der Höhe des Baues seyn/wosern man keine Keller oder andere Gewölber unter 
der Erden machen will. Die Festigkeit zu erkennen/ wird darzuhelffen/daß manauf das 
Ausgraben der Ziehbronnen/Cisternen/und dergleichen Oerter/acht gebe; Auch/kän man 
es an den Kräutern erkennen/so daselbsten wachsen /wann dieselbige nurinfestem und star? 
>den Grundepflegenzu stehen ; Absonderlich wird auch diß ein Zeichen eines vesten Erd- 
reichs seyn/ wann dasselbige/indeme ein grosser Last darauf geworffen wird/ nicht wieder- 
schalletoder zittert/welmesmanerfahrenfan/ durch die Saiten der Trummeln./ sv andie 
Erde gesetet werden sollen/wann sie auf denselbigen Schlag gang sittiglich sich bewegend? 
keinen Schall von sich geben. Item/ von deminein Geschirr gethanen Wasser / wann es 
sichnicht bewegen wird/ so geben die nächsten Derterdarbey / dardurhihre Festigkeit und 
Dichte zu erkennen/und zu verstehen. Jm fall aber der Ort sandigt oder kieseligt wäre/ so 
sollman Achtung darauf geben/ ob es auf dem Land oder fliessenden Wasser seye; Dann/ 
da es auf dem Land wäre/ so soll alles oberzehltevon dem vesten Boden gehalten werden. 
Jim fall man aberimfliessenden Wasser bauen wolte/so wird der Sand und Kießgantund 
gar unfüchtig seyn / dann das Wasser durchseinen stetigen Lauff/und mit seinen Fluthen/ 
aneinander seine Ströme führend/gar oft sein Bett oder Läger ändert; Aus der Ursachen 
soll man alsv tieffgraben/bis män einen starken und vesten Bodenantrefse / oder aber / da 
ein solches-gar'sc<wehr zu thun wäre /-soll man dochetwasin den Sandund Kieß hinein 
graben/und darnachPfähl schlagen/welchevon gutem Eichenen oder Erlen-Holß seyn/und 
mitihren Spilzen inden guten Grund oder Boden reichen/aufdiese soll man alsdann fol- 
gends den Bau seen, Wann man aber in ein luck und nicht dichtes Erdreich zu bauetz 
hatte / so soll alsdann so lange gegraben werden/ bigsman den vesten Boden findet/in der 
Breite und Tieffe/ alsdie Dicke der Mauren/ und die Grösse des Baues erfordern. . Die- 
ser veste Grund/ sogeschicktist die Webäuzu tragen/ istmancherley Sortenz Dann ( wie 
Albertus recht saget) ist er an etlichen Orten so hart / daß ihn schier kein Eisen hauen kan/ 
und anderswo noch härter/in ändern Orten ist er schwarß/ und an etlichen weißlecht/und 
dieser wird für den allerschlechtesten gehalten. An etlichen Orten ist er wie Töpffer-oder 
Hafner-Letten / und an etlichen Orten wie Dufftstein 3 Unter allen diesenist derjenige am 
besten/ welcher mit Mühe sich hauen und graben lässet/ und wann er feucht gemachtwird/ 
sich nicht in Koth dissolviret und verfliesset. 
"an 
Vit
	        

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