Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

22 Das 7. Buch. SapVvIk 
Vorbesagtes geschiehet in engen Fundamenten nicht ; dann daselbst tro>net der Kalek zu bald/und 
haben diegrossen Skeine und Sand nicht Zeit den Kalek an sich zu ziehen. Dann die härtesten Steine 
feynd die besten hierzu / als Wacken/ Felsen/ Marmor/ und die obersten indenen Betten oder Lagen der 
Steingruben, Derowegen seynd die weichen Steine hierzugar nichts nuß/und taugen nicht, 
Auf vorbesagte Anweisung zu Ausfüllung der grossen Fundamenten / ist solche Wissenschafft 
sehrgut. Oie Fundamenta der Wasser- Gebäue/ als Brücken / Mühlen / Dämm/ und dergleichen/ 
zumachen/ da man.wegen. Übberfinß des Wassers solches nicht genug ausschöpffen fan / wirsft man 
nur.den Mörtel/ obbesagter massen/ darein/ in das Fundament / bis dasselbige damit genugsam aus? 
gefüllet; so accommodiret und schliesset sich dasselbige so wol / daß nicht das geringste leey bleibet/ 
und wie es sich seßet und ausfüllet / also vertreibet diese Materi das Wasser/ und gibt einschönes ges 
mauertes Fundament. 
Es möchten aber etliche Naseweise / denen dieses nicht bekannt / noch. die Erfahrung gelehret/ 
vermeinen/ es wäre nicht gut / und bliebe also das Fundament allezeit naß/ undkönnte nicht frocknen/ 
und was dergleichen mehr ist. Diese verstehen es unrecht 3 dann dieweil es feucht unterhalten wird/ 
frocknet es desto langsamer / und derowegen /je langsamer es frocknet/ je härter es endlich wird. Es 
ifizwar wahr/ daß es viel besser wäre/ wannman solches mit sonderbarem Fleiß ausfüllete / bevorab bey 
denen Wasser-Sebäuen. Nur dieses hat der Baumeister zu wissen/daß er wegen der Quantität des 
Kalcks/ so man zu diesern Werc>k haben muß/ mit dem Sand zu vermischen / absonderlich wann das 
Wasser gar starck / wol zusehe/daß solches das Fundament nicht zu sehr überschwemme/oder aus seinem 
Ort verrucke/odergar hinweg führe/wieman an dem Rhein und Donau / auch andern dergleichen starcks 
fliessenden Wassern/ jährlich bey dergleichen Giebäuen genugsam fihet/ und exfähret. 
Damit wir aber diese Materie von den Fundamenten nicht weitläufffiger machen / wiewol esin 
einer solchen Sache/woran dem Bauherrn viel gelegen/und des Baumeisters Ruhmund Ehre bestehet/er« 
fordert wird; Sowollen wir das übrige zu einem vollkommenen Bericht / so wir von der Baukunst 
concipirt / und einen eigenen Trackak erfordert / biß zu seiner Zeit versparen; Nurist noch dieses zu 
erinnern/ wann es wäre/ daß ein Baumeister /- neben einem Berg / oder auf einem. Berg / und da der 
Ort feucht/ oder man daselbsten eine springende Wasser-Quelle fünde / bauen müste sokan er die Fun 
damenta nicht mit geraden Mauren herausziehen:/yon wegen daß es das Wasseraufhält/und an solchen 
Orfen muß er Pfeiler/ die aufs allerwenigste/ nach Beschaffenheit der Sachen / sechs / sieben /odex acht 
Schuh di>/ und einen von dem andern/ nicht weiter/ als zwölsf/ sechzehen bis achtzehen Schuh weit/ 
seten3 hernach soll erüber diese Pfeiler Bögen schliessen/und dieselbigen wolinacht nehmen/damif sie nicht 
ganßaus der Erdenkommen/ sondern zwey / oder aufs wenigste einen Schuh fieff unter der Erden bleis 
ben müssen/ derowegen ex die Pfeiler so tieff unter der Erden anfangen muß/ damit ex den Bogen in den 
halben Zirkel bringen kan/ und auf diese Weise können die Fundamenta gebauet werden. Dafern aber/ 
durch einen und den andern Zufall das Fundament/und also der Bau davon schadhafft werden dorsste/ 
also die Itoth erforderte/.daß man das Gemäuer unferfahren müste/ so muß er die Mauren des Gebäues/ 
wo es gespalten / oder sich seßen will / oder geseßet haf/ zuvor wol unterstüßen / und mit dem Heb-G5e- 
schirr fassen/ hernach unter die Mauer graben / so. tieff als ex das Fundament haben will/ Hernach dar- 
unfer anfangen zu mauren/ bis zu der vorigen Mauer/ damit dieselbige wieder darauf zu stehen komme, 
Man sollaber nicht diegange Mauer aufeinmal/ sondern nur Stückweiß untergraben/und alsdann dar 
unfermauren. 3: | 
Wannmanabergrosse starcke Hölßer/ gleichsam als Pfeiler / zu Erhaltung und Untferstüßung ei- 
nes Baues / sezenmuß/ und man dieselbige auf ein frisches Fundament nicht fest seßen kan / weilen das 
Weiche dem Harten weichen muß / und besagte Hölßer mit Gewalt unter das Gebälet des Zimmer» 
weräs/und den Boden/getrieben werden müssen/so joll der Werckmeister aufden Grund ein siarck/ dic>/ 
und glatt gehobeltes Brett legen / alsdann das Holßoder Stotken darauf seßen/ und denselbigen in ein 
Zapffenloch oder sonsten unter einen Absatz mit Gewalt aufdem Brefthineintreiben/ und wol Achtung 
daraufhaben/ daß essenckelrecht zu stehen komme. 
Nachdeme es nun/vorbesagfer Massen/gestellet/so soll man mit dem HDeb-Geschirr/ und angeseß»- 
fen Klammern / die Stoße oder Seule fassen/ hernach das Bref darunter hinweg-thun / ferner unters 
graben/ und mit einem guten Fundament unferfahren. 
1% 4 92pienti far dium, 
vile 8 +8 
Was
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.