beschreiben /.was das Wort Ordnung bey den Bautneistern bedeute 7 wiewol es eine Nothwendigkeit isif
dasselbige xecht zu verstehen... ZPnter allen neuen Scribenten/ welche von der Drdnung derfünsf, Seyley
geschrieben haben/ haf sich-niemand unterstanden/ derselben Definicion zu geben /. als Scamozzi » welcher
im 1,-Cap.,seineszweyten, Theils am 2..Blat/ Lin. 42, sagt: „„Daßes eine sonderbare Art der Vörtressy
lichfeitseye/welche die Zierlichkeit und Schönheit/so wolgeistlicher als weltlicher Göchäyte vermnehre Aer
meines Erachtens häfteer besser gethan/wannereben sowol/als andre darpon geschwiegen hätte/als daßer.in
solchen weitläufftigen Terminis geblieben /undmitso schwachem« IE gerede haf... 3055
Der Vakter Vitruvius,nennet es eine Stellung/ welches Wortheutiges Tages bey den. Mahlery/
sehr gebräuchlichist / wann sie eine künstliche Zusammensetzung einet. Tafel /;oder Austheilung der Bildä
einer Historiandeufen wollen/so fagen sie/dieses.ist wolgesiellet: leichwal ird die Meinung der. Baute
ster noch nicht scharff genug ausgedrucket, 7 Jndeme,Vicnavius sich Br uns die Sache besser aus
legen/ seket er hinzu/ es seye eine'Bequemlichfeit/ und. richtschnurliche Austheilung/ der. Theil desganbä
Wercksinsonderheit; Auch eine Vergleicl (ng. der gangen Proportion mitder Symmerria, Vielleich
wirdein andererklügerer und Fp unigerer Mensch/alsich bin/dasGeheimnuß diesenWorxt/die ich micht
versiehe/ &rgründen/darum habeich fie also nur nach dem lateinischen Text/ von Wort zu Wort verdolmiß
schet/anhero seben wollen/selvige denen. destorbesser und unverdeckt vorzutragen / „welche. einigen Nuken dan
aus zu schöpffen vermeinen. . Daniel. :Barbaro/ welcher uns über diesen Author zwey herrliche Commen»
taria hinferlassen/haf sich sehr bemühet/ diesen Spruch:zwerklären/welcher gleichwol nochzeßtnd unklar gs
nugist, Philander über eben dieses Capitel haf gar nichts darvon vermelden wollen/ sondern sich lieber al
anderenicht so nothwendige Dingegehalfen... > =. IEEE u
Wer derohalben fich aus diesem Jrrgarten auswickeln will / dermuyß zu dem Stückwer> kommen]
und einjedes Theilabsonderlich bekrachten/auf daß solches die Einbildung recht berühre/und die Abbildung
desto besser würcke / welches wir billig suchen: sollen > /Datn-die Baukunst bestehe nicht in Worten/ sot
dernineiner sichtbaren und handgreifflichen Demonstration und Beweiß. Es müssen alle Kunstverstä
dige'gestehen/ daß das vornehmste Zi eines Stücks die Seulesey/und wann-das Earableinenr(das iss
Abäcus oder die obere Blatte einer Setle ) auf das Cäpitälgeseßet wird/so ist es die Zusammenftzungds
gangen Stücks, Wohlen wir alsdfim dässelbige schätffäcuniren öder aussprechen / und derselben Vers
ständnußrecht an den Daggeben/so müssen wir dieselbige gleichsam anafomiren und sagen! daß die Seuls
mit ihrerBalis(Fuß)Capitälund einer Archirrav gefrönet/ sämtder Cornice ( Kärnis ) ein solches Ge
bäu mache/ welches man DOrdrezu nennen pfleget/dieweilesin der Ordnung. allenfünft Seulen zu finden
ist: der Uinferscheid aber alleinin der Proportion der:Theilen/ undin der Gestalt der Capitälen bestehe. -
Sie haben zwar auch noch etliche sonderbare Zierlichkeifken, Als die Dorica haf Triglyphos,diese
seyndgleichsam die Köpff der Balcken des Tram- Wercks der Böden. Die Jonica haf Denriculos, sv
man Kälber/Zähn nennet/und die Corinthia, die Modiglion oder Krag- Steine an dem FHDauptgesims?
aber daranist man. so sehr nicht gebunden / daß nicht die Alten / dieselbigen. sehr. offt. ausgelassen. hättenz
Oann die Zierrathen seynd nur Accidenrälien inder Ordnung/ und werden auf verschiedene Weise darins
nengebrauchet/ sonderlich in der Corinthischen/bey welcher/ wann ein Baumeister/eine weibliche oderjun
fräulicheSchönheit bilden will (wie wir aus dem abnehmen können/was Virruvius im 1.C. seines 4. Buchs
von Calirnaco sagte) so muß er nicht unterlassen/-was die Schönheit des Wercks vermehren kan/ 388
Haben uns auch die Alten so viel Exernpel hinterlassen"? mit so viel Zierrathen bekleidet/ daß es scheine? als
hätten sie die Jmagination oderSinbildung erschöpfen wollen/diese Meisterstücke der Archicetur damit zu
überhäuffen.; Mit den andern aber ist'es anderst bewandt 3 Deren Schönheit ekwas.männlicher sey |
solle/sonderlichaber die Dorica,deren Solidifätdenzärflichen Zierrathen widersiehet/:undin der einfälfigen
Regularifät ihrer Proportionen weit herrlicher erscheinet ; ( Sträusse und Blumen-Cränße stehen dent
Herculi nicht wol an/ eine ungehobelte Keulezieretihn viel besser/), sintemalvielerley Schönheiten seynd/
und darzu so widerwärtig unterscheiden/daß offt was dem einen geziamet/ dem andern entgegen ist. Was
die J001ca anbelanget/so hält dieselbige die Mittelstelle und Wage zwischen der3091idifät der Dorica und der
Lieblichkeit der Corinrhia 3. Derowegen befindet sich auch dieselbige auf verschiedene Weise / in den alten
Göebäuen ; Bisweilen ziemlich gezierer/ bisweilen gans schlecht/ nach dem Gutdünc>en des Baumeisters/
oÖder Gestalt des Gebäues.
Also siehetman daß diese drey Ordnungen genugsam seyen zu allerhand Gebäuen? ohne Noth der Tu-
»„scanaund Composita zu gebrauchen/welche beyde ich mit Fleiß aufdie Letteabgesonderthabe; Dann die
»-Hertlichfeit und Vollkommenheit einer Kunstbestehet nicht in der Menge der Principien / im Gegen»
eheil die Allereinfälkigsten und die in geringer Anzahl machen sie verwunderlicher. Welches wir auch it
der Geometria gewahr werden/die doch dasFundamenk und die Schaß-Kammer aller Künstean sich selber
ist/ undaus denendiese Kunsterzogen worden/ und ohnedie/ dieselbige nimmehr bestehen kan. Sokönnen wir
dann wol schliessen/ daß weil die Ordnungen nur die Elementen der ArchireQur sind/und dieweilin dieset
dreyerleyen/die wir von'den Griechen bekommen haben/alle Arken der Gebäu befindlich/ so seyees ohz
ne Iofh deroselben Anzahl zu vermehren.
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