Full text: Die Baumeisterin Pallas/ Oder Der in Teutschland erstandene Palladius, Das ist: Des vortrefflich-Italiänischen Baumeisters Andreae Palladii Zwey Bücher Von der Bau-Kunst : Deren Erstes I. Von denen Materialien/ die zu dem Bauen insgemein gehören ... Das Zweyte tractiret I. Von denen Zierrathen der gemeinen Gebäue ... / Ins Teutsche nach dem Italiänischen übersetzet/ Mit ... dazu gehörigen Figuren erbaulich ausgerüstet/ und Zum erstenmal an den Tag gegeben/ Durch Georg Andreas Böcklern/ Archit. & Ingenieur

Cap-XV.  DaeWl1lBuim- CH 37 
sen wir in diesem Capitel auch nicht ermangeln / von der Dorischen Würdigkeit/ das einkige Judicium/ 
was Herr Frearr(den wiroben etlicher massen commendiret) hierüberzu vernehmen? in demersage: Es 
seyeder Dorica feingeringer Ruhm/daßie die erste Einbildüng der Bau-Kunst gewesen / derdhalben iht 
auchwegen des Rechtens die erste Stelle gebühret/und sie dieersie gewesen 7 diezu den Sempelnünd Pallä 
sten gebrauchet worden. 2722; 
Die Anfiquitätk oder das Alter ihres Ursprungsist von undencklichen Jahren /nach der Meinung allet 
deren/die darvon geschrieben haben; Demnach schreiber sie Vieruviuseinem Archaischen Prinkenzu/ dek 
Dorus genannt war / und solchesmitziemlichem Schein der Warheit/ welcher/alsin Fürst des Pelopo»- 
nesischen Reichs/ der Göttin Juno einen prächkigen Sempilin derberühmten Stadt Argds erbäuen laß 
sen/welcher der erste von dieser Art gewesen ist > Nach diesem müssen die benachbarten BVBölker hernach 
viel andere erbauet haben / unfer welchen der berühmtesteder gewesen ist/ welchen die Bürger zu Olympia 
gebauet/ dem Jupiter zugeeignet/und nach seinem/undihrer Stadt Namen/genennethab 
Die Jnsul Delos/haf auch dem Apollo einen schr herrlichen Tempel aufgerichtet/ zum Gedächtnuß/ 
daß er daselbstgebohren worden / darvon noch etliche Vestigia porhänden seynd> an demfelben'hat man die 
ersten Trigliphen gemachet / in der Gestalt wie sie noch vor Augen stehen / als welche die Sestalteiner alten 
Lyra vorbilden/derer Erfinder Apollo gewesen seyn solle, Jnder Stadt Elida/eben selbigen Landes/finden 
sich verschiedeneden>würdigeGebäue/alle von dieserGaftung/deren die vornehmsten warenzeingröß Peri- 
stile-fo zu einem allgemeinen Plaßgewiedmet/ mit drey Reihen/ Portalen/ Seulen/ünd dreyen Ternpeln 
rings umgeben / wie solches Pausanias in seinem fünfften Buchmeldet. | Einer/ welcher'ringsum mit 
Marmorsteinernen Seulen umgeben war/ war der Juno/ derandere der Götter-MukterOindymena/und 
der dritte der Minerva gewiedmet / welchem sieihrer Stadt Natnen gegehenz Und gewiß dieser leßtere 
war ein wunderbares Meisterstuck/als welcher durch den höchsibetühmken Scopäas (welchermit den Priv 
xilles in Verferkigung des wunderwürdigen Mausolei / so die Königin Artemisia/ zur Gedächenüsshres 
Ehegemahlsaufrichtenlassen/um die Ehre gestriffen) gemachet worden. m 
"Vicruviusin seiner Yorredeüber das siebende Buch/ziehetnoch eklicheanderean/ von welchen er der 
Cereris und Proserpinx Tempel/ in der Stadk Eleusia | geden>et / alseines Wercks von wunderbaret 
Grösse Aber was nußetes/llangvon solchen Gebäuen zu forschen / weil diejenige/ so darvon geschrieben 
nichts sonderlichs von ihrer Gestaltangedeutet haben/ dememanmit Idußen nachfolgen könte: Sie ges 
denckenzwar der Namen etlicher berühmtenBaumeister selbiger Zeiten /welche selbst die Regeln ihrerKunst/ 
unter welchen einer Silenus genannt / ausführlich von der Proportion der Dorica geschrieben> und eines 
andern/mif Namen Theodorus/welcher die Beschreibung solcher Art/ der Jund in der Jnsul Samos ex» 
hauet/aufgezeichnet hat/ neben vielen andern? die daselbstbefindlich/und deren Bücher niche mehr zu bekom? 
menseynd. Also daß wir nach dem Verlust/so vieler vörkresflichet Authoren/welchedie Quelleder Kunst 
selber gewesen seyn/ nochwendig unsmit den Observarionibus und Mauxthmassütgen der neuen Archäre« 
&ten?welche sie über etliche überbliebene Veltigia zusammen gekragen häben / müssenbefriedigen lassen/ die 
jeßunder unsere Bücher seynd/und aus welchen alle Künftler/ alsineiner allgemeinen Rath-Stüben der 
Archite&ur versammlet /ihre Kunst gesogen habeit " " | 
Dieweil aber einjeder von Natur sich seine Meinung am besten gefallen läst? und die Schönheit nach 
seinem Willenbildet / so erfordert jedoch eine Nothwendigkeit/ daßman sich wiederzu der Antiquitätkehre/ 
nach den Regeln/welche sie uns hinterlassen haben/als dem besten Cotmpaß demwir folgen rnögen. Son- 
derlich dieweil Weränderungengenug sich darinnen befinden/ die billicher Weise diejenige Gemüther satt 
sam vergnügen können/welche Lust zu erwehlen haben / und eben därum lasset uns widder zu der Ordnung 
der Dorica kehren/und insgemeinihre Gestalt/ihreEigenschaften/und ihren Unterscheid/von den andern? 
befrachten/ehe wir diesonderbare Theileihrer Proportion beschauen> Dieweil billig inalle Wege die ges 
meine Regeln derfonderbaren vorzuziehen seynd. H 
Demnach wirdannzum Fundament geseßer haben 7 daß diese Ordnüngüns die Solidität /'als dereit 
vornehtnste und sonderbare Eigenschafft vor Augen stellet / so solle dieselbige zu nichks änders/alszu Frossent 
ansehnlichen Giebäuen gebrauchet werden 5 Alsdaseynd die Portaldey Skädt und Vestungen 5 Aus» 
wendigan den Sempeln3 Jngemeinen Pläten/und dergleichen Orten/ wo die Zkilichkeit der Zierrathen 
sichnicht.wol schicker? Also schäfset die heroische und fast riesenhäffte Art dieser Seulen/ fresfliche Würe 
eungen/und weiseteinesonderbarematnnlicheundeinfältigeSchönheit/weicheeigentlich eben däs jenige ist? 
soman die hohe Artzu nennen pflegt. 2 . . | 
Esseynd auch betrachtens würdig/ die Principia der unterschiedenen Arten3 und wöher es kömmme 2 
daß ineinergleichenAnzahl Superficien/dieeine groß und herrlich 7. die andere aber klein und verächtlich 
scheinet.-OieUrsach dessenist schön und nicht gemein; Derohalben/wann jemand in der Architetur diese 
hohe Art einführen will/ der mußverschaffen / daß die vornehmsten Glieder der-Ordnungen wenig Theil 
bekommen/und darzu/daß dieselbige alle groß und schr erhäben fällen/auf daßBwänn dem Aug nichts kleines 
porkommet/ die Einbildung dardurch desto hesftiger eingenommen werde. 
- „ZumExempel/in einem Karnieß/ wannder-Uberhang/ die Krag- Steine und Kälber-Zähne / sich 
hüpsch und weifheraus an denTäg begeben/und daBman dergewdhnlichen Confusion der kleinen Hölinen/ 
derhalben und gangen Stäb / undanderer vermischten kleinen Sheilen/ nicht gewahr wird / als welche 
7 grosser
	        

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