Cap-XV. DaeWl1lBuim- CH 37
sen wir in diesem Capitel auch nicht ermangeln / von der Dorischen Würdigkeit/ das einkige Judicium/
was Herr Frearr(den wiroben etlicher massen commendiret) hierüberzu vernehmen? in demersage: Es
seyeder Dorica feingeringer Ruhm/daßie die erste Einbildüng der Bau-Kunst gewesen / derdhalben iht
auchwegen des Rechtens die erste Stelle gebühret/und sie dieersie gewesen 7 diezu den Sempelnünd Pallä
sten gebrauchet worden. 2722;
Die Anfiquitätk oder das Alter ihres Ursprungsist von undencklichen Jahren /nach der Meinung allet
deren/die darvon geschrieben haben; Demnach schreiber sie Vieruviuseinem Archaischen Prinkenzu/ dek
Dorus genannt war / und solchesmitziemlichem Schein der Warheit/ welcher/alsin Fürst des Pelopo»-
nesischen Reichs/ der Göttin Juno einen prächkigen Sempilin derberühmten Stadt Argds erbäuen laß
sen/welcher der erste von dieser Art gewesen ist > Nach diesem müssen die benachbarten BVBölker hernach
viel andere erbauet haben / unfer welchen der berühmtesteder gewesen ist/ welchen die Bürger zu Olympia
gebauet/ dem Jupiter zugeeignet/und nach seinem/undihrer Stadt Namen/genennethab
Die Jnsul Delos/haf auch dem Apollo einen schr herrlichen Tempel aufgerichtet/ zum Gedächtnuß/
daß er daselbstgebohren worden / darvon noch etliche Vestigia porhänden seynd> an demfelben'hat man die
ersten Trigliphen gemachet / in der Gestalt wie sie noch vor Augen stehen / als welche die Sestalteiner alten
Lyra vorbilden/derer Erfinder Apollo gewesen seyn solle, Jnder Stadt Elida/eben selbigen Landes/finden
sich verschiedeneden>würdigeGebäue/alle von dieserGaftung/deren die vornehmsten warenzeingröß Peri-
stile-fo zu einem allgemeinen Plaßgewiedmet/ mit drey Reihen/ Portalen/ Seulen/ünd dreyen Ternpeln
rings umgeben / wie solches Pausanias in seinem fünfften Buchmeldet. | Einer/ welcher'ringsum mit
Marmorsteinernen Seulen umgeben war/ war der Juno/ derandere der Götter-MukterOindymena/und
der dritte der Minerva gewiedmet / welchem sieihrer Stadt Natnen gegehenz Und gewiß dieser leßtere
war ein wunderbares Meisterstuck/als welcher durch den höchsibetühmken Scopäas (welchermit den Priv
xilles in Verferkigung des wunderwürdigen Mausolei / so die Königin Artemisia/ zur Gedächenüsshres
Ehegemahlsaufrichtenlassen/um die Ehre gestriffen) gemachet worden. m
"Vicruviusin seiner Yorredeüber das siebende Buch/ziehetnoch eklicheanderean/ von welchen er der
Cereris und Proserpinx Tempel/ in der Stadk Eleusia | geden>et / alseines Wercks von wunderbaret
Grösse Aber was nußetes/llangvon solchen Gebäuen zu forschen / weil diejenige/ so darvon geschrieben
nichts sonderlichs von ihrer Gestaltangedeutet haben/ dememanmit Idußen nachfolgen könte: Sie ges
denckenzwar der Namen etlicher berühmtenBaumeister selbiger Zeiten /welche selbst die Regeln ihrerKunst/
unter welchen einer Silenus genannt / ausführlich von der Proportion der Dorica geschrieben> und eines
andern/mif Namen Theodorus/welcher die Beschreibung solcher Art/ der Jund in der Jnsul Samos ex»
hauet/aufgezeichnet hat/ neben vielen andern? die daselbstbefindlich/und deren Bücher niche mehr zu bekom?
menseynd. Also daß wir nach dem Verlust/so vieler vörkresflichet Authoren/welchedie Quelleder Kunst
selber gewesen seyn/ nochwendig unsmit den Observarionibus und Mauxthmassütgen der neuen Archäre«
&ten?welche sie über etliche überbliebene Veltigia zusammen gekragen häben / müssenbefriedigen lassen/ die
jeßunder unsere Bücher seynd/und aus welchen alle Künftler/ alsineiner allgemeinen Rath-Stüben der
Archite&ur versammlet /ihre Kunst gesogen habeit " " |
Dieweil aber einjeder von Natur sich seine Meinung am besten gefallen läst? und die Schönheit nach
seinem Willenbildet / so erfordert jedoch eine Nothwendigkeit/ daßman sich wiederzu der Antiquitätkehre/
nach den Regeln/welche sie uns hinterlassen haben/als dem besten Cotmpaß demwir folgen rnögen. Son-
derlich dieweil Weränderungengenug sich darinnen befinden/ die billicher Weise diejenige Gemüther satt
sam vergnügen können/welche Lust zu erwehlen haben / und eben därum lasset uns widder zu der Ordnung
der Dorica kehren/und insgemeinihre Gestalt/ihreEigenschaften/und ihren Unterscheid/von den andern?
befrachten/ehe wir diesonderbare Theileihrer Proportion beschauen> Dieweil billig inalle Wege die ges
meine Regeln derfonderbaren vorzuziehen seynd. H
Demnach wirdannzum Fundament geseßer haben 7 daß diese Ordnüngüns die Solidität /'als dereit
vornehtnste und sonderbare Eigenschafft vor Augen stellet / so solle dieselbige zu nichks änders/alszu Frossent
ansehnlichen Giebäuen gebrauchet werden 5 Alsdaseynd die Portaldey Skädt und Vestungen 5 Aus»
wendigan den Sempeln3 Jngemeinen Pläten/und dergleichen Orten/ wo die Zkilichkeit der Zierrathen
sichnicht.wol schicker? Also schäfset die heroische und fast riesenhäffte Art dieser Seulen/ fresfliche Würe
eungen/und weiseteinesonderbarematnnlicheundeinfältigeSchönheit/weicheeigentlich eben däs jenige ist?
soman die hohe Artzu nennen pflegt. 2 . . |
Esseynd auch betrachtens würdig/ die Principia der unterschiedenen Arten3 und wöher es kömmme 2
daß ineinergleichenAnzahl Superficien/dieeine groß und herrlich 7. die andere aber klein und verächtlich
scheinet.-OieUrsach dessenist schön und nicht gemein; Derohalben/wann jemand in der Architetur diese
hohe Art einführen will/ der mußverschaffen / daß die vornehmsten Glieder der-Ordnungen wenig Theil
bekommen/und darzu/daß dieselbige alle groß und schr erhäben fällen/auf daßBwänn dem Aug nichts kleines
porkommet/ die Einbildung dardurch desto hesftiger eingenommen werde.
- „ZumExempel/in einem Karnieß/ wannder-Uberhang/ die Krag- Steine und Kälber-Zähne / sich
hüpsch und weifheraus an denTäg begeben/und daBman dergewdhnlichen Confusion der kleinen Hölinen/
derhalben und gangen Stäb / undanderer vermischten kleinen Sheilen/ nicht gewahr wird / als welche
7 grosser