und zwei Jahre vor dem Tode von Madame de Maintenon, St. Cyr
hesuchte. Der Begleiter des Kaisers sagt über diesen Besuch:
„Peter befahl, ihm die fünf Altersstufen der zu erziehenden
Mädchen zu zeigen und lobte alle Einrichtungen, die zu ihrem
Nutzen getroffen waren.“ (Russischer Bote. 1841. Bd. IL. Tage-
huch über den Aufenthalt des Kaisers Peter Alexejewitsch in
Paris.) Der französische Geschichtsschreiber dieser Anstalt aber
sagt über den Besuch: „Der Kaiser betrachtete das Gebäude in
allen Einzelheiten, erbat sich den Plan desselben, unterhielt sich
an den Spielen der Mädchen, sprach aber im allgemeinen wenig
Teilnahme an dieser Anstalt aus: sie gehörte einer zu gebildeten
und entwickelten Gesellschaft an und war daher nicht anwendbar
auf das wilde Land, das er aufzuklären beabsichtigte.“ (Lavallee,
Histoire de la maison Royale de St. Cyr. Chapitre XIV.)
Es vergingen jedoch keine fünfzig Jahre, seit Peter der
Grosse die Musteranstalt Frankreichs besucht hatte, und in dem
wilden Russland war schon eine Anstalt entstanden, würdig, mit
der von St. Cyr in die Schranken zu treten: Im Mai 1764 er-
schien der Erlass der Kaiserin Katharina II. über die Errichtung
einer Erziehungsanstalt für 200 adelige Töchter bei dem Kloster
Smolno in Petersburg; das betreffende Statut wurde in alle
Gouvernements, Provinzen und Städte versandt, und schon am
7./18. August 1764 fand die feierliche Eröffnung der An-
stalt statt.
Wenn wir die Statuten des Klosters Smolno mit denen von
St. Cyr vergleichen, so fällt uns eine Reihe von. Aehnlichkeiten
auf; viele Sätze sind in beiden gleichlautend. Während aber
St. Cyr aus einer weltlichen Erziehungsanstalt immer mehr zu
einem Kloster wurde, so nahm die Anstalt Katharinas den ent-
gegengesetzten Weg. Sie wurde zwar in den Mauern einer
klösterlichen Behausung errichtet, von der sie auch den Namen
Smolno-Kloster erhielt; die wenigen Nonnen aber, die sich darin
befanden, hatten die kleinen Mädchen im Lesen und Schreiben
zu unterrichten und die Kranken zu pflegen. Seit 1764 aber
wurden keine neuen Nonnen mehr aufgenommen, und mit dem
Todesjahr der letzten derselben hörte das Kloster auf zu bestehen;
das prächtige, von Rastrelli errichtete Gebäude wurde an die Er-
ziehungs- und Unterrichtsanstalt abgetreten.
Die Anstalt hatte das Glück, in ununterbrochener Reihe
von trefflichen Fürstinnen geleitet zu werden, und es traf sich,
dass von den drei ersten jede 32 Jahre an der Spitze derselben