durch gute Beispiele lebender oder verstorkener Personen, durch
vielfältige tägliche Uebungen.“
Von Zeit zu Zeit wurden zur Erholung und Aufmunterung
kleine Feste oder Kränzchen veranstaltet, bei welchen Musik,
Gesang, Tanz, Spiele und belustigende physikalische, chemische
und mechanische Kunststücke mit einander wechselten. (Der
junge deutsche Dichter Uhland erwähnt in seinem von Hartmann
herausgegebenen Tagebuch 1813, 1814 und 1815, dass er. an dem
Tafıngerschen Maienfest auf der Silberburg teilgenommen habe.)
Die Eltern, Vormünder und Freunde der Jugend hatten täglich
zu allen Lektionen freien Zutritt; besonders aber wurden sie zu
den halbjährlichen öffentlichen Prüfungen eingeladen, denen vom
Jahre 1808 an eine Deputation des Königl. Konsistoriums an-
wohnte, was zur Erhöhung des Ansehens der Anstalt wesentlich
beitrug. Nach jeder öffentlichen Prüfung wurde grosser Schul-
rat gehalten, bei welchem alle Eltern ihre Vorschläge zu immer
weiterer Vervollkommnung der Anstalt dem Vorsteher frei mit-
teilen konnten, Freunde der Anstalt beschenkten diese mit
Sammlungen für den naturkundlichen Unterricht, von Gliedern
des Königshauses wurde für mehrere Schülerinnen das Schulgeld
bezahlt und am 12. Mai 1809 liess König Friedrich nach der
Frühjahrsprüfung dem Vorsteher durch einen eigenen Erlass des
Königl. Konsistoriums an den Oberinspektor Riecke die Aller-
höchste Zufriedenheit zu erkennen geben.
Edle Mütter hatten schon lange gewünscht, es möchte auch
ein weiblicher Geist in der Anstalt walten. Es wurde daher all-
seitig mit Freuden begrüsst, als Tafinger sich am 20. November
1809 mit Wilhelmine Werner, der Tochter eines Beamten aus
Vaihingen an der Enz, verheiratete. Sie unterstützte ihn treulich
in seinem Beruf und machte es ihm möglich, fremde Mädchen,
die den Unterricht in der Anstalt zu geniessen wünschten, bei
sich in Kost und Wohnung aufzunehmen. Die 6—8 Kost-
yängerinnen, die in Frau Tafinger eine Mutter fanden, versüssten
ihm, der keine eigenen Kinder hatte, manche Stunde, und die
Zufriedenheit der Zöglinge wie ihrer Eltern sprach sich durch
fortwährende Anhänglichkeit und Dankbarkeit aus.
Im Jahre 1811 wurde Riecke auf die Pfarrei Lustnau bei
Tübingen versetzt, und an seine Stelle wurde Karl August
Zoller, bisher Pfarrer in Deizisau bei Esslingen, berufen.
Tafınger hatte mit Zoller schon auf der Hochschule in freund-
schaftlichem Verhältnis gelebt, und er begrüsste es daher mit