hierfür liegt wohl darin, daß in dem Wunsche nach möglichst freier Disposition
über Raum und Licht die konstruktive Möglichkeit, die der Eisenbeton bietet,
mit der konstruktiven Wirtschaftlichkeit von Anfang an unbewußt verwechselt
worden ist. Der Ingenieur, dem die äußerste Kraftleistung seines Baustoffes
vorschwebt, bestätigt dem Architekten meistens, daß „es geht“. Auf diesem
Wege ist ganz allgemein im Eisenbetonbau jede feinere Differenzierung, vor
allem die zwischen dem Natürlichen und dem Akrobatischen verloren gegangen.
Der gewissenhafte Ingenieur und Architekt wird den Unterschieden nachgehen
und in jedem Fall einen Mehraufwand an Material gegen den damit erreichten
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Abb. 24. Gegenentwurf zum „Bürohaus“ von Mies van der Rohe
Zweck abwägen. Er nähert sich dann der Möglichkeit, so zu bauen, wie es die
Natur beim Bau der Skelette und Körper der organischen Wesen in bewunderns-
würdiger Weise zu tun pflegt.
Die Folgerungen, zu denen das wirtschaftliche Prinzip der kleinsten Spann-
weiten führt, sind, wie ein Vergleich mit dem im vorigen Kapitel angeführten
Bürohaus von Mies van der Rohe zeigt, ganz andere als die, zu denen
man auf Grund des unwirtschaftlichen Prinzips der kleinsten Säulenzahl gelangt
(Abb. 23 und 24).
4. Die Querschnittsform der Säulen
im Zusammenhang mit der Gliederung des Gerippes entsteht die Frage nach
der Querschnittsform der Säulen, besonders im Hinblick auf die Gebäudefront.
Da quadratische und rechteckige Säulen in Eisenbeton mit nahezu demselben
Materialaufwand gebaut werden können, bleibt zu prüfen, welche Form der
xonstruktiven Aufgabe des ganzen Gerippes am meisten entspricht.
Wie in Abschnitt 1 entwickelt, beruht die seitliche Stabilität des großen
Geschoßbaues, besonders des Hochhauses, vorwiegend auf der Steifigkeit der
Säulen. Da es sich meistens um Gebäude von rechteckigem Grundriß handelt,
stehen zum Widerstand gegen seitliche Kräfte, im allgemeinen also gegen