Full text: Konstruktion und Gestaltung großer Geschoßbauten in Eisenbeton

hindern, die durch sein natürliches Abschwinden und bei Temperaturabnahme 
eintreten wik. Die hierbei entstehenden inneren Zwängungen bzw. Spannungen 
sind umso größer, je länger der Bau ist, und führen bei Konstruktionen, die eine 
bestimmte Länge überschreiten, zu durchgehenden Rissen. Es ist daher not- 
wendig, langgestreckte Bauten mit durchgehenden Quertrennungsfugen aus- 
zuführen. Die größte zusammenhängende Länge jedes Bauteiles ist durch die 
bisherige Erfahrung zu 20—30 m festgestellt worden. Sie wird bei hohen Ge- 
schoßbauten infolge des größeren Widerstandes der starken Pfeiler kleiner zu 
wählen sein als bei niederen. 
Die konstruktiv richtigste und klarste Anordnung der Trennungsfuge ist die mit 
Doppelpfeilern. Das ganze Gerippe wird so nicht nur in getrennte, sondern auch 
konstruktiv voneinander unabhängige und abgeschlossene Teilgerippe zerlegt 
‘siehe Abb. 26). 
Die Ausbildung der Trennungsfuge in der Außenwand, vor allem ihr Schutz 
Abb. 27. Unterteilung des Gerippes mit Rücksicht auf Dehnungen 
zegen die Witterung, ist nur im Zusammenhang mit der Konstruktion der 
Außenwand richtig zu lösen. 
Um die Beweglichkeit des Gerippes zwischen den Trennungsfugen in der Längs- 
richtung so groß wie möglich zu machen, wird man die Pfeiler im allgemeinen 
30 schmal wie möglich zu konstruieren haben. Sie vermögen dann elastisch den 
Bewegungen der Längsträger und Deckenplatten zu folgen. Auch in dieser Hin- 
sicht entspricht die im vorigen Abschnitt entwickelte rechteckige Säulenform den 
an große Geschoßbauten zu stellenden Forderungen. Die Bewegungen sind in 
der Nähe der Trennungsfuge besonders groß. Man wird daher die Säulen an den 
Trennungsfugen so schmal machen, als es die äußerste Ausnützung des Materiales 
zestattet. Da die Belastung jeder Säule an der Fuge nur etwa die Hälfte der 
normalen Säulenlast ist, so kann im allgemeinen die Gesamtbreite des Doppel- 
pfeilers an der Fuge gleich der normalen Säulenbreite sein. Dies ist für den 
Architekten insofern bedeutsam, als er in der Lage ist, auch in der Gebäude- 
‘ront die für den Bau gewählte Pfeilerteilung ununterbrochen durchzuführen. 
Ergibt sich jedoch im besonderen Fall durch Halbierung der normalen Säulen- 
oreite an der Trennungsfuge eine Breite der Halbsäulen, die im Hinblick auf die 
Knickgefahr und die einwandfreie Ausführung zu gering ist, so ist auch in der 
Frontwand eine Betonung der Trennungsachse durch einen Doppelpfeiler von 
größerer Breite als der normalen nicht zu umgehen.
	        

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