sinkt also ifı der kalten Jahreszeit bei gelegentlichem Nachlassen der Heizung
rasch. Dieser zweite Umstand fällt bei großen Geschoßbauten mit Zentral-
heizung kaum ins Gewicht. Er ist jedenfalls geringer zu bewerten als der durch
lie dünne Wand erreichte Raumgewinn.
Dagegen fordert die Wärmedurchlässigkeit und die Bildung von Schwitz-
wasser bekanntlich Beachtung. Die Mittel zur Behebung dieser Mängel, z. B. die
innere Verkleidung mit Torf- oder Korkplatten, sind jedoch einfach und erprobt.
Die Verwendung solcher Platten läßt sich im Betonbau bei Pfeilern und Wänden
dadurch noch vereinfachen und verbilligen, daß diese Platten fertig zugeschnitten
vor Einbringung des Betons in die Holzschalung eingelegt werden. Hierdurch
wird auch mit Sicherheit die Bildung hohler Stellen zwischen Beton und Isolier-
stoff vermieden, in denen sich Schwitzwasser bilden könnte. Auf diese Weise
wird eine Betonwand ohne Putz von 12 cm Stärke mit 4 cm starker Innen-
isolierung einer 38 cm starken Backsteinwand wärmetechnisch gleichwertig.
Größere Bedenken verursachen dem Architekten die scheinbar unvermeid-
lichen Mängel der Oberflächenstruktur des Betons.
Die Oberfläche der in gewöhnlicher Holzschalung hergestellten Eisenbetonteile
ist teilweise von einer dichten Zementhaut überzogen, teilweise tritt das Kies-
sandgefüge zum Vorschein, und zwar an den Stellen, wo die Zementhaut mit
der Holzschalung bei deren Entfernung abgerissen worden ist. Die Ungleich-
mäßigkeiten und die, Unebenheiten dieser Oberfläche geben dann gewöhnlich
zwangsläufig Veranlassung, die Fläche nachträglich zu verputzen, zu tünchen
oder, wenn Vorsatzbeton angewendet worden ist, steinhauermäßig zu bearbeiten.
Durch diese Verfahren geht die eigentümliche, dem Werkvorgang ent-
sprechende Flächenstruktur des Betons verloren.
Durch Verwendung glatter und dichtgefügter Schalungen kann die oben
erwähnte Zementhaut beim Ausschalen unversehrt und zusammenhängend
erhalten werden. Sie zeigt die Maserung des Schalholzes und den Strich der
Schalungsfugen. Diese Oberfläche, die bei Verwendung gleicher Betonmischungen
vollkommen ist und keiner Bearbeitung bedarf, hat die Merkmale ihrer Ent-
stehung bewahrt und müßte als die charakteristische Haut des Eisenbeton-
körpers betrachtet werden. Sie ist auch dadurch belebt, daß die sichtbaren
Masern und Fugen je nach der Richtung der Einschalung verschieden ver-
laufen, z. B. bei Pfeilern vertikal, bei Trägern und Wänden horizontal (siehe
Tafel 18: Antoniuskirche in Basel, Architekt Professor Moser, Zürich). Diese
Haut ist auch bei sorgfältigster Schalung nicht so teuer wie steinhauermäßig
bearbeiteter Vorsatzbeton oder wie der Verputz. Durch vorherige Bestimmung
der richtigen Zementsorte und durch Beimischung besonderer farbiger Stein-
mehle zum Zement kann der Architekt den Farbton dieser Haut, fast unab-
hängig von den Zuschlagstoffen (Sand, Kies oder Splitt), beeinflussen. Die Be-
fürchtung, daß die relativ fette Zementhaut zu Rissen neige, ist nur für große
zusammenhängende Flächen richtig, wie sie im Skelettbau nicht vorkommen.
Der Hauptgrund, warum diese für den Beton als Baustoff charakteristische
Oberflächenstruktur bis jetzt so wenig angewendet worden ist, liegt in der
Minderwertigkeit der üblichen gewerbsmäßigen Massenerzeugungen des Betons
und der Schalung für den normalen Industriebau. Hier hat es sich eingebürgert,