Full text: Bildersaal deutscher Geschichte

Kummer mit Gericht und andern Dingen“ 
Rat und Hilfe gab und wofür die für solche 
zwecke errichteten Kassen von jedem Hütten— 
genossen jährlich einen halben Gulden einhoben. 
Alle Einzelhütten unterstanden den vier Haupt— 
zütten des römischen Reiches, denen zu Wien, 
Straßburg, Zürich und Köln. Auf Betrieb 
des berühmten Meisters Dotzinger zu Straß— 
uurg war in Straßburg „ein ganzes gemein— 
ames Handwerk des Steinwerks und der 
Steinmetzen in deutschen Landen“ gestiftet 
worden; ein Kapitel von Meistern aus allen 
deutschen Landen hatte am 25. April 1459 in 
Regensburg getagt, die Grenzen der vier Haupt— 
hütten festgesetzt und eine allgemeine Stein— 
netzordnung beraten, die dann 1498 von Kaiser 
Maximilian J. bestätiat ward 
Wie das Kunst— 
handwerkin den zünf— 
tigen Formen des 
Handwerks erlernt 
und ausgeübt wurde, 
so auch zunächst die 
Kunst selbst. Zwei 
der bedeutendsten 
Maler aus der Re— 
'ormationszeit, Lu— 
kas Cranach in 
Wittenberg (1472 bis 
553) — siehe Ein— 
chaltbild — und Mi— 
hel Wohlgemut 
in Nürnberg (1434 
is 1519) hatten 
Malerwerkstätten 
nit zahlreichen Lehr— 
ingen und Gesellen. 
Wer Maler werden 
vollte, trat bei einem 
Meister in die Lehre; 
er lernte zunächst 
die nötigen Hilfs— 
irbeiten: Bereitung 
ind Anreiben der 
Farben, Zurichten 
und Glätten der 
Holztafeln, Reinigen 
yon Pinsel und Pa— 
ette; und erst dann, 
venn er das alles 
genugsam getan, be— 
gann das Erlernen 
des Malens selbst. 
Unser Bild S. 190u. 
191 zeigt uns den 
denkwürdigen Au— 
genblick,da Albrecht 
Dürers Vater, ein 
üchtiger Meister der 
Goldschmiedekunst, 
seinen fünfzehnjäh— 
rigen Sohn Albrecht 
geb. 21. Mai 1471) 
dem Meister Wohl— 
zemut übergab. Dü— 
rer hat in den von 
hm selbst niederge— 
chriebenen Lehren 
iber sein Leben be— 
nerkt, daß er bei 
Vohlgemut „wohl 
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Haus Sachs 
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sach etner 
lernete“, aber auch geklagt, daß er von den 
Gesellen viel zu leiden gehabt. Auch ihm war 
das Los des Genius zu teil, daß er von Neid 
und Mißgunst der kleinen Geister gequält und 
gelästert wurde. Dürer gewann als Geselle 
und Meister auf Wanderungen und durch 
Reisen (1505 nach Venedig, 1520—51521 nach 
Holland) reiche Anregungen; aber der große 
Künstler ward er durch sich selbst, weil er, wie 
die „Meisterbilder für das deutsche Haus“ sagen, 
deutsch war in jedem Strich und dem Geist 
seiner Werke, weil er nicht ein Kunstwerk 
schaffen wollte, das als solches erfreue, sondern 
weil er durch das Kunstwerk mitteilen wollte, 
was das Auge und das Herz seiner eigenen 
hollen Menschenseele erregte. Um nur einiges 
u erwähnen. Seine Freude an den stolzen 
Patriziergestalten 
schauen wir in den 
Bildnissen des Hiero— 
nymus Holzschuher 
(siehe Einschaltbild) 
und Hans Imhof, 
sein Gottvertrauen 
in dem Bild „Ritter, 
Tod und Teufel“, 
seine Freude an stiller 
Belehrtenarbeit an 
„Hieronymus im Ge— 
häus“, seinen Spott 
über die Angst seiner 
Nürnberger Mitbür— 
ger vor den Türken 
an, Der großen Feld— 
schlange“. Wir ver— 
weisen hier auch noch 
auf sein prächtiges 
Selbstbildnis (siehe 
Einschaltbild). Und 
weil Albrecht Dürer 
allem folgte, was seine 
Zeit bewegte, und 
immer auf Seite der 
Wahrheit stand, dar— 
um ward er ein An— 
hänger und Freund 
Luthers und Me— 
lanchthons, darum 
schuf er noch gegen 
Ende seines Lebens 
ser starb am 6. April 
1528) im Jahre 1526 
die Bilder der vier 
Apostel Johannes, 
Petrus, Paulus und 
Markus und setzte 
darunter die mah— 
nendeInschrift: „Alle 
weltlichen Regenten 
ndiesen gefahrvollen 
Zeiten wollen billig 
acht haben, daß sie 
nicht für das geistliche 
Wort menschliche 
Verführung anneh— 
men; denn Gott will 
nichts zu seinem 
Worte getan noch 
davon genommen 
haben.“ — Nürnberg 
gab uns den einen 
Driginalzeichtnung ou
	        
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