Full text: Bildersaal deutscher Geschichte

Der Valdbruder mit dem Fsel. 
Der argen MWelt thut niemand recht. 
und damit zu dem Hu— 
manismus gab. Solernte 
er den großszen Humani— 
sttenErasmusvonRot— 
terdam kennen, illustrierte 
dessen große Satire „Das 
vob der Narrheit“ und 
chuf 1523 das berühmte 
Bild des Erasmus ssiehe 
Finschaltbildd, in dem 
er mit vollendeter Ein— 
sachheit das „Symbol 
des feingeistigen Arbei— 
ters überhaupt“ dar— 
stellte. Im Jahre 1526 
folgte Holbein dem Rate 
des Erasmus, nach Eng— 
and zu gehen, nur auf 
kurze Zeit kehrte er nach 
Deutschland zurück, denn 
der Vandalismus des 
Bildersturms vertrieb ja 
die Maler und vernichtete 
die Kunst. Im Spät— 
herbst des Jahres 1543 
erlag er in London der 
Lest. 
Aus einer Malerwerk— 
tatt Nürnbergs ging Al— 
precht Dürer hervor, aus 
der Zunfst der Nürn— 
herger Meistersinger 
Hans Sachs ssiehe Bild 
Z. 192). Mit dem Ver— 
iall des Rittertums war 
auch die Kunstlyrik und 
das Kunstepos erstorben. 
Das Volk der Bürger 
ind Bauern schuf sich im 
14. und 15. Jahrhundert 
manch schönes Lied, vom 
Ritter Tannhäuser im 
Venusberg, vom wilden 
Jäger und dem Holz— 
veiblein oder von der 
chönen Bernauerin. In 
den Städten aber, be— 
onders in denen Süd— 
deutschlands, in Mainz, 
Augsburg, Nürnberg, 
Memmingen und Ulm, 
chlossen sich die Gesangs— 
ustigen und Gesangskun— 
digen zu einer Sänger— 
zunft zusammen und 
ibten am Sonntag zu 
ihrer Lust und Erholung 
den Meistergesang. 
Da versammelten sich im 
——VV 
oder im Schiff der Kirche 
die Meister der Sänger— 
zunft, um Schule zu 
singenssiehe Bild S. 192). 
Umgeben von Schulfreunden und Schülern, Bürgern und Bürgerinnen, 
angen die Meister der Reihe nach, was sie die Woche gedichtet, und 
serlangten nach dem Urteil der Zunftgenossen. Obenan saß der Vor— 
tand der Gesellschaft, das sogenannte Gemerk: der Büchsenmeister 
Kassierer), der Schlüsselmeister Verwalter), der Merkmeister und der 
dronmeister. Neben dem Merkmeister standen die Merker, d. h. die 
dritiker, Richter, die jeden Fehler sorgfältig aufmerkten und am Schluũ⸗ 
Vor Jaren wont in einem Wald 
V Ein Waldbruder von Jaren alt 
der sich der Wurtzeln neeren thet 
Derselb ein jungen Sohne het 
Inn dem Alter bey zweintzig Jarn 
Der war einfeltig vnerfarn 
der fragt den Alten: Sag doch mir 
Zind in dem Wald gewachsen wir 
Wann er nie Menschen het gesehen 
Der Alt thet zu dem Jungen jehen: 
Mein Sohn, da du noch warest klein 
54ab ich mich gefloͤhet hie rein 
Auß der arglistig boͤsen Welt 
Daß sie vns nit schmech, spot vnd schelt 
Veil jr gar niemand recht kann than 
Sie schlag jm doch ein plechlein an 
Ztill schwieg der Son doch tag vnd nacht 
Des Vatters Red staͤts nachgedacht 
Was doch die Welt nur moͤcht gesein 
zuletzt da wolt er se darein 
Legt an den Vatter grosse bitt 
der es doch lang zeit wider rieth 
zuletzt er vberredet ward 
Ond macht sich mit jm auff die fart 
Ond fuͤrten jren Esel mit 
Ledig jr keiner darauff ritt 
In Wald bekam in ein Kriegßman 
Der sprach: Wie last jr ledig gan 
Den faulen Esel hie allein 
Ir dunckt mich fast nicht witzig sein 
Das ewer keiner auf im reitt 
ls sie nun von jm kamen weit 
der Vatter sprach: Mein Son sich zu 
Vie vns die Welt empfangen thu 
Der Son sprach: Laß mich darauf reitn 
Das gschah, da kam zu jn von weitn 
Ein altes Weib neben die Aecker 
die sprach: Seht zu dem Jungen lecker 
Dder reitt, vnd der alt schwache Man 
Nuß hindten nach zu fussen gan 
Zon, sprach der Alt, glaubst du nun mir 
Vas von der Welt ich saget dir 
kr sprach: laß vns versuchen baß 
der Jung bald von dem Esel saß 
Ind saß der Alt bald auff fur ihn 
Feit also fuß fuͤr fuß dahin. 
In dem begegnet jhn ein Pawer 
Der redt sie an mit worten sawer: 
Zeht an den alten groben Lappen 
Lest den Jungen im kot her sappen 
Dem noͤter waͤr zu reitn dann jm 
Der Alte sprach: Mein Son vernim 
Das man der Welt nit recht mag thun 
Der Son sprach: Vatter laß mich nun 
Auffsitzen, daß wir reiten bed 
ZIchaw ob die Welt darzu auch red 
Aufsaß er vnd ritten dahin 
Da kam ein Settelman zu jhn 
Thet an einr wegscheid auff sie harrn 
Ond sprach: secht an die grossen Nacrn 
Woͤlln den Esel gar ertruͤcken 
Der Vatter sprach: In allen stuͤcken 
Fliegendes Blatt mit einem Schwankgedicht von Hans Sachs. Verkleinerte Nachbildung. 
Augsburg den anderen großen Maler der Reformationszeit: Hans 
Zolbein den Jüngeren siehe Einschaltbild). Er ward 1497 als 
Zohn des tüchtigen Malers Hans Holbein des Älteren geboren und 
von demselben ausgebildet. Seit 1515 lebte er in Basel, damals 
zie Hauptstätte des Buchhandels, die ihm nicht nur zahlreiche Aufträge 
auf Holzschnittzeichnungen (siehe unsere Bilder „Der Totentanz“, S. 189), 
sondern auch wichtige Beziehungen zu den Gelehrten und Schriftstellern 
—— 
— N ç⸗
	        
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