Full text: Bildersaal deutscher Geschichte

veichen; am 18. August erreichte er Kufstein, am 20. Salzburg. Tirol 
war zum dritten Male frei; und an die Spitze der Verteidigung und 
Verwaltung trat Andreas Hofer. Ach, nur auf kurze Zeit: durch 
den Wiener Frieden fiel Tirol wieder an Bayern, und Bayern und 
Franzosen zogen heran, die Bauern niederzuwerfen. Hofer und seine 
Freunde konnten 
es nicht begreifen. 
Er setzte den An— 
griffauf den Mor— 
gen des 1. Novem— 
zer fest: „Wir sind 
am Rußersten, 
wir wollen alles 
wagen, Gott wird 
uins helfen. So 
können wir's nicht 
nehr haben, treu 
sind wir auf alle 
Fälle.“ Den Geg— 
nern dieses neuen 
Kampfes trat er 
kurzwegentgegen: 
„Nein! Das Volk 
will sich wehren 
im alle Kosten!“ 
Doch der Kampf 
ruf dem Isel— 
derge, wo Hofer 
zweimal gesiegt, 
nißlang, und 
benso ein letzter 
Versuch, sich vom 
Vasseier aus der 
Feinde zu erweh— 
en. Auf Hofers 
Kopf war vom 
Kommandanten 
n Meran ein 
Preis von 1500 
Bulden gesetzt; 
Hofer flüchtete mit 
Weib und Kind 
n eine hochge— 
egene Alphütte 
m östlichen Pas— 
eier am Eingang 
ins Hochtal Fart— 
leis. Die Freunde 
drängten ihn zur 
Flucht, umsonst; 
ihm war es zur 
eligen Gewißheit 
geworden, daß er 
die rechte Sache 
ergriffen habe und 
dafür leben und 
sterben müsse. 
Doch es fand sich 
»in Verräter; am 
Morgen des 27. 
Januar 1810 
vard er gefangen 
Jenommen, nach Mantua gebracht und dort von einem Kriegsgericht 
um Tode verurteilt. Daraufhin kam von Mailand Befehl, daß Hofer 
zinnen 24 Stunden zu erschießen sei. Ihm bangte vor dem Tode nicht; 
in seiner Seele war er ruhig und heiter; und denen, die jammernd 
im ihn standen (siehe Bild S. 316), erklärte er mit ruhig mildem 
Wort: das Sterben käme ihm so leicht an; denn es sei Gottes Wille, 
daß er zu Mantua das Zeitliche mit dem Ewigen vertausche. Am 
20. Februar Vormittags 11 Uhr ward er auf eine Bastei der Festung 
ur Hinrichtung geführt. Man reichte ihm ein weißes Tuch, sich die 
Augen zu verbinden. Er wies es als unnötig zurück. Auch dem 
Befehle niederzuknieen widersprach er mit den Worten: „Ich stehe 
sor dem, der mich erschaffen hat, und sterbend will ich ihm meinen 
Heist zurückgeben.“ Er ließ dann noch Kaiser Franz hochleben, betete 
iinige Minuten mit emporgehobenen Händen und rief dann selbst: 
„Gebt Feuer!“ 
Die zwölf Gre— 
nandiere, durch den 
Mut des Mannes 
erschüttert, trafen 
ichlecht. Ein Kor— 
poral mußte dem 
Sterbenden die 
Mündung seines 
Bewehres auf den 
Kopf setzen und 
ihn so töten. So 
tarb Andreas 
Hofer, verraten 
von seinem Kai— 
iser, für den er 
starb und betete, 
gemordet von dem 
Weltherrscher Na— 
poleon, getreun 
einem Gott, sei— 
nem Vaterland 
und sich selbst. 
Zu Mantua in Ban— 
den 
Dder treue Hofer 
war: 
In Mantua zum 
Tode 
Führt ihn der Feinde 
Schar; 
5s blutete der Brü— 
der Herz, 
hanz Deutschland, 
ach, in Schmach 
und Schmerz, 
Mit ihm das Vand 
Tirol. 
Die Hände auf dem 
Rücken 
Andreas Hofer ging 
Mit ruhig festen 
Schritten, 
Ihm schien der Tod 
gering, 
Der Tod, den er so 
manchesmal 
Vom Iselberg ge— 
schickt ins Tal 
Im heil'gen Land 
Tirol. 
Doch als aus Ker— 
kergittern 
Im festen Mantua 
die treuen Waffen— 
brüder 
die Händ' er strecken 
sah, 
da rief er laut: 
„Gott sei mit euch, 
Mit dem verratnen 
Deutschen Reich 
UAnd mit dem Land 
Tirol. 
Ein Abschied in Tirol 1800. Nach einem Gemälde von A. Egger-Linz. (Text S. 3131 
Ddem Tambour will der Wirbel 
sicht unterm Schlegel vor, 
Als nun Andreas Hofer 
züchritt durch das finst're Tor. 
der Sandwirt, noch in Banden frei, 
dort stand er fest auf der Bastei, 
der Mann vom Land Tirol. 
Zo wie ich steh' auf dieser Schanz', 
Es leb' mein guter Kaiser Franz, 
Mit ihm sein Land Tirol!“ 
Und von der Hand die Binde 
Nimmt ihm der Korporal; 
Undreas Hofer betet 
Allhier zum letztenmal; 
Dann ruft er: „Nun, so trejft mich recht! 
hebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr 
schlecht! 
Ade, mein Land Tirol!“ W. Moser.) 
Ddort soll er niederknieen, 
fr sprach: „Das tu' ich nit, 
Will sterben, wie ich stehe, 
Vill sterben, wie ich stritt. 
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—X 
— Z—
	        
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