LÖWENTÜRRING VON DER STADTKIRCHE IN EGER
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eines männlicheren Ausdrucks aufgegeben ist (S.13). Unter dem Schutz mächtiger
Grundherren sind damals auch vereinzelte Klöster wie der befestigte Konvent
von Hohenfurth unversehrt geblieben (S. 112).
Als das Land nach Jahren allmählicher Befriedung 1452 in Georg von Podiebrad
einen Verweser gewann, der sich bald auch sein König nennen konnte, vermochte
die kirchliche Spaltung in Katholiken und Utraquisten, welche ihm als Erbe hussi-
tischer Kämpfe geblieben war, immer noch das Entstehen eines neuen Staats-
wesens von großer Form und Dauer zu verhindern. Was blieb und sich zur Zeit
des baufreudigen Königs Wladislaw besonders offenbaren mußte, war die Zuge-
hörigkeit der jetzt offiziell tschechisch regierten Länder zum Lebensbereich deut-
scher Spätgotik. Benedikt von Ried schuf als des Königs Werkmeister nicht nur
in Prag, sondern auch in Laun und Kuttenberg Bedeutendes (S. 96 u. 109). Frän-
kisch geschulte Werkstätten die für Westböhmen tätig waren und Meister öster-
reichischer Art im Süden des Landes lieferten eine Fülle schön geschnitzter
Bilder (S. 145/47). Im feinen Prunk höfisch beziehungsvoller Heraldik stellt sich
das Reichsadler-Siegel vor, welches Kaiser Friedrich Ill. 1475 der Hauptstadt
Prag verlieh (S. 14). In der einfacheren Kraft wie sie dem Schmuck eines
Wehrturmes zukam, wirkt noch in Form späterer Wiederholung ein Wappen-
ritter aus Brünn. Dieselbe bayrisch-fränkische Mundart gleichsam, welche den
Stil Nürnberger Rotgießerkunst bestimmt, kennzeichnet auch den Löwentür-
ring im Wappenkranz von der Egerer Pfarrkirche. Je mehr die böhmischen
Länder an politischer Eigenbedeutung verloren und sich jene Köniagswahl des