Full text: Die deutsche Kunst in Böhmen und Mähren

KAISER RUDOLF Il. STICH VON HANS AACHEN. FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK WIEN 
menschen zu mißtrauen, wandte kaiserlich großartige Mittel an die Gewinnung 
von Werken der Kunst. Die Anhäufung einer Unzahl solcher Schöpfungen in der 
„Rudolfinischen Kunstkammer‘“ von Prag wurde auch für die Entstehung des neu- 
zeitlichen Sammlerwesens von Bedeutung. Diese Kunstkammer wurde in der Folge- 
zeit wiederholt und so gründlich geplündert, daß demLande von all diesen Schätzen 
nur Reste verblieben sind. Zu diesen gehört jedoch ein Werk wie Dürers „Rosen- 
kranzfest‘, das der Kaiser 1606 aus Venedig nach Prag hatte bringen lassen. 
In der Schlacht am Weißen Berge bei Prag siegte 1620 das altgläubige Habsburg 
über die Protestanten beider Landesnationen. Die katholische Religion trium- 
phierte und Böhmen wurde Provinz einer zentral regierten Monarchie. Im Grafen 
Wallenstein hatte das Land dieser Monarchie einen großen aber durch seine 
Machtansprüche gefährlichen Feldherrn gegeben. Wallensteins Schlösser in Prag 
und Sagan, von Italienern erbaut, sollten in ihrer Pracht und Größe Residenzen 
einer Herrschaft werden, die Wallenstein nicht mehr hat erringen können. Selbst 
Friedland, das einer ihrer Hauptorte werden sollte, blieb eines der kleinen Burg- 
städtchen des Mittelalters (S. 27). Auch nach dem 30-jährigen Kriege herrschten 
im Bereich der Architektur zunächst noch welsche Baukompagnien. Es ist ein 
wahrhaft erregendes Schauspiel, wie wesentlich dann gegen 1700 die Gewinnung 
eines österreichischen Reichsstiles der Barockkunst auch durch das Vordringen 
deutscher Meister in Böhmen gefördert worden ist. In der Zeit Karls VI. erscheint 
Böhmen und Mähren als Hauptgebiet eines Spätbarocks von ausgesprochen 
deutscher Art. Schlesien, dessen größter Teil erst 1740 aus dem Verband der böh- 
mischen Länder gelöst wurde, gehört noch zu seinem Geltungsbereich. 
"m
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.