GRAF F. A. SPORCK. GEMÄLDE VON PETER BRANDL. SCHLOSS FRIEDLAND
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Selbst die böhmische Hofkanzlei, von der aus Habsburg seine reichste Nord-
orovinz regierte, wurde aber in Wien, nicht in Prag errichtet. Die Residenz auf dem
4radschin, noch zu Maria Theresias Zeit weitläufig ausgebaut, wurde nicht mehr
Sitz eines selbständigen Herrschers. Vor allem der Adel im Verein mit der Kirche
ı1aben im Böhmen der Barockzeit jene großen Kunstaufträge erteilt, die das Ge-
sicht des Landes weitgehend formten. Um 1700 haben Meister wie der jüngere
Dientzenhofer und Santin Aichel auf die Barockbaukunst Böhmens und Mährens
den größten Einfluß ausgeübt. Gleichzeitig konnte Böhmen noch eine so entschei-
1ende Begabung wie den Egerer Balthasar Neumann in das Altreich senden. Ein
gedankenreicher Kult und der große Dekorationsanspruch des nach einer neuen
Sanzheit des künstlerischen Daseins zielenden Spätbarocks riefen auch eine
allgemeine Blüte des bodenständigen Handwerks hervor. Die deutsche Barock-
«ultur dieser Länder hat auf solche Weise schließlich auch die Kräfte aus-
gesprochen volkstümlicher Kunstübung befruchtet. Auf der anderen Seite war
die Pflege dieser Barockkultur eine besondere Lebensaufgabe des Adels. In der
schöpferischen Anteilnahme, wie sie da ein Graf Franz Anton von Sporck
bezeugte, hat sie großartigen Ausdruck gefunden.
Die kämpfenden Giganten, welche der ältere Ignaz Platzer um 1765 auf das Außen-
tor der Prager Residenz stellte (S. 218), blieben jedoch für die politische Ge-
schichte des Landes inhaltloses Sinnbild einer kurfürstlich böhmischen Macht,
die nur noch der Tradition wegen bis 1806 einen eigenen Gesandten beim Reichstag
‚on Regensburg unterhalten durfte.