LUSTSCHLOSS TROJA BEI PRAG, DIE GARTENTREPPE
DER PARK DES BAROCKS
Repräsentativ in die Hauptachse des Saalbaues verlegte Treppenanlagen, die
so wie an der Krumauer „Bellaria‘*‘ oder am Rokokotrakt von Chroustowitz dem
Schlosse frei vorgelegt sind, stellten zugleich die beste Verbindung mit dem
Achsensystem der Parkarchitektur dar. Großartiger noch und weitläufiger als
das im Bereich der klösterlichen Kultur möglich war, sind die Schlösser des Adels
durch solche Anlagen mit der sie umgebenden Landschaft verbunden worden.
Auf den Terrassen und Kaskaden ihrer Blumenparketts, ihrer Alleen siedelte sich
a1eben viel Dekorationswerk die Figurenwelt einer freiplastischen Kunst an, die
hier, aus den Bindungen der monumentalen Steinarchitektur gelöst, beweglicher
noch und anmutiger auftreten konnte. Eine großartige Leistung dieser Kunst ist die
Treppe, welche W. Adalbert Graf Sternberg als Erzbischof von Prag vor der Park-
Jassade seines Lustschlosses Troja anlegen ließ. Vor dem kühlen Ebenmaß einer
Architektur, die dem Franzosen J. Baptiste Mathey zu verdanken ist, wirkt die leiden-
schaftliche Bewegtheitihrer Gestaltenwelt besonders stark. Zwischen einem blitze-
schleudernden Zeus und der zur Abwehr gewappneten Athene entwickelt sich
auf dem inneren Treppenoval ein dramatischer Kampf von Titanen, in den
schließlich auch die Portalriesen des unteren Tores eingreifen. Mit dem Paar einer
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