WIEN, TECHN. MUSEUM, EISENGUSSBÜSTE AUS
HORSCHOWITZ
TROPPAU, GAUMUSEUM, BERG MANNS-
LEUCHTER AUS TESCHEN
Durch Geschlechter hindurch versorgte die aus dem nordböhmischen Hainspach
stammende Familie Dietrich das Böhmen der späten Barockzeit mit reich ver-
zierten Glocken und im Böhmerwald übten Mitglieder der Familie Hafenbrädl das
Gewerbe der Kunstglaserei durch mehr als zwei Jahrhunderte vorzüglich aus.
Auch die Bevorzugung besonderer Arbeitsgebiete ergab sich auf diese Weise.
Die Zinngießer Karlsbads etwa haben gerade die besten Formen des Gebrauchs-
geschirrs der Barockzeit bis weit ins 19. Jahrhundert hinein lebendig gehalten.
Manufakturen des österreichischen Merkantilismus schlugen im späten 18. Jahr-
aundert die ersten Breschen in solches Zunftgefüge des bürgerlichen Kunst-
n1andwerks. Diese Frühformen der Fabrik hatten zunächst keineswegs eine tech-
nische und künstlerische Verschlechterung der Arbeit zur Folge. Grundherrschaf-
ten taten sich hier durch Gründung vorbildlicher Betriebe besonders hervor. Die
Spiegelglasfabrik der Grafen Kinsky im nordböhmischen Bürgstein, die Wedge-
woodfabrik der Grafen Althan im südmährischen Frain, die Hyalithglashütten auf
den südböhmischen Herrschaften der Bouquoy haben um 1800 weit über die Gren-
zen des Landes hinaus Bedeutung gehabt. Insbesondere der künstlerische Eisen-
Jguß dieser Zeit gewann durch solch „Privilegierte Fabriken‘‘. Rudolf Graf Wrbna
wußte eine Hütte im westböhmischen Horschowitz so auszubauen, daß deren
Süsse seit etwa 1825 zu den besten Leistungen dieses Kunstbereichs überhaupt
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