Full text: Die deutsche Kunst in Böhmen und Mähren

K. HOFREUTER, DIE REICHSSTADT EGER 
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Leistung noch eine besondere Aufgabe zufiel, zeugen von derartiger Wirkung 
sogar gotische Siegelstöcke der Stadtkanzleien. Zu sinnbildhafter Einfachheit ver- 
einigt, treten uns da bereits in der Kolonisationszeit turmbewehrte Mauerkronen 
und wappengeschmückte Brückentore entgegen. Sie bestimmen die Erscheinung 
der Stadt auch hier. Am eindrucksvollsten zeigen das die Brückenbilder in den 
Siegeln der Stadt Brüx. Ist doch hier in einer Reihe von Neuprägungen, die mit 
einem Siegelstock aus der Zeit um 1253 einsetzt, auch der künstlerische Formen- 
wandel dieses Sinn-Bildes dargelegt. Von hohem sittlichem Anspruch, mitgeteilt 
zudem in schönen Frühformen unseres Hochdeutsch, tritt uns diese Auffassung 
wehrhafter Repräsentation häufig in den Stadtrechten selbst entgegen. So ließ der 
Rat von Eger schon im 15. Jahrhundert jedes seiner Mitglieder schwören: „„... das 
wir jedermann ein schlichtes recht sprechen, dem armen als dem reichen, und 
weder durch frundschafft noch durch magschafft, durch feindtschafft noch durch 
rache, durch forcht noch durch zorn ... durch miete noch durch gabe das recht 
verschweigen ....“ 
Die Reihe unmittelbarer Stadt-Abbildungen eröffnet ein Holzschnitt von Prag, 
welcher durch Dr. Schedels Nürnberger Weltchronik von 1492 veranlaßt worden 
ist, Bildmäßig wirksamer, wenn auch für ihre Zeit noch immer recht altertümlich, 
ist die Ansicht von Eger, welche Kaspar Hofreuter im Auftrag ihres Rates für 
Münsters Cosmographey um 1550 gezeichnet hat. Ihre festen Mauern legen sich 
da in lebendigen Kurven um das formenreiche, noch ganz mittelalterlich wirkende 
Gemeinwesen. Bekrönt wird es von der stattlich neuen Hauptpfarrkirche; deutlich 
heben sich die dunklen Mauern von der hochgelegenen Kaiserpfalz ab. Auch in
	        

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