Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1906, Bd. 1, Heft 1/12)

maßen den Kern des 
Straßenbildes ausmacht, 
besonders liebevoll durch⸗ 
gebildet werden. 
Während bei den 
bisher besprochenen Bei— 
spielen stets darauf Be— 
dacht genommen werden 
muß, daß das Haus mit 
seiner nächsten Umgebung 
eine gute Gruppe bildet, 
ist bei freistehenden häu— 
sern mehr darauf Rück— 
sicht zu nehmen, daß 
dieselben eine in sich 
abgerundete, geschlossene 
Wirkung ohne allzugroße 
Betonung irgend, einer 
Seite bekommen, wobei 
es jedoch immerhin zu— 
lässig erscheint, die eine 
oder die andere Seite ent— 
sprechend ihrer Lage oder 
den dahinter liegenden 
Zimmern etwas reicher zu 
gestalten. 
Bei allen Gebäuden 
erheischt besonders die 
Ausbildung des Daches 
sorgfältiges Studium. Beim 
sstraßenhaus wird als 
hauptfrage zu entschei⸗ 
den sein: Was soll an 
die Straße, der Giebel 
oder die Traufkante? Für 
die Entscheidung dieser 
Frage kommen zunächst 
innere Gründe zur Er— 
wägung, außerdem wird 
der Entschluß aber auch 
beeinflußt durch die Um— 
gebung des hauses und durch seine Höhe im Vergleich zu 
der der Nachbarhäuser. Wird ein haus ohnedies schon 
höher als seine Umgebung, und hat man das Bedürfnis, 
diese Höhenentwicklung etwas zurückzuhalten, so wird man 
die Traufkante parallel zu der Straße legen. Ist der Fall 
umgekehrt, so kann man durch das Aufsetzen des Giebels 
dem haus eine stattlichere 
Erscheinung geben. Die 
Bemessung der Neigung 
der Dachfläche, die eines— 
teils abhängig ist von dem 
gewählten Eindeckungs- 
material, wird auch be— 
einflußt von der Breite der 
Straße. Im allgemeinen 
wird man an schmalen 
Straßen den Dächern, die 
mit der Craufkante parallel 
zu dieser laufen, eine stei⸗— 
lere Neigung geben, als das 
Material bedingt, weil sie 
andernfalls gar nicht mehr 
in die Erscheinung treten 
würden. In der Gestal⸗ 
tung des Daches soll sowohl 
bei Straßenhäusern als bei 
Candhäusern die größte 
Tinfachheit herrschen, eine 
Grundregel, die man da— 
hin noch erweitern kann: 
je kleiner das haus, desto 
rinfacher das Dach. Alle 
Durchbrechungen der Dach⸗ 
fläche sollen durch möglichst 
einfache Ausbildung ihrer 
Detailform die Ruhe der— 
jelben so wenig als mög— 
lich stören, aus dem gleichen 
Grund ist auch verschiede— 
nes Eindeckungsmaterial 
an ein und demselben Bau 
tunlichst zu vermeiden. 
Die Wahl des Mate— 
rials für die Ausführung 
eines Hauses ist selbstver⸗ 
tändlich von größtem Ein— 
fluß auf die Gestaltung des 
Tntwurfes. Man muß sich deshalb von vornherein klar dar—⸗ 
iber sein, soll das Haus in Werkstein, soll es in Backstein ver⸗ 
outzt oder soll es in Werkstein und Verputz hergestellt werden. 
Unter allen Umständen soll man es unterlassen, die Formen 
des Werksteinbaues in Verputz zu imitieren, wie man über— 
haupt jeden Versuch unterlassen soll, durch Verwendung von 
Orof. Paul Schmohl und Georg Stähelin, Architekten, Stuttgart. 
Einfamilienhaus in Brückenau. 
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Seitenansicht. 
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