Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1906, Bd. 1, Heft 1/12)

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Landhaus in 
Ravensburq. 
Hhummel & FSörstner, 
Architekten, Stuttgart. 
zügen ergeben sich: die Farbe 
und Materialwirkung, der 
Wechsel und die architektoni⸗ 
schen Gliederungen, dazu 
noch verschiedene Arten von 
Tinzelverzierungen. 
Die Farbenwirkung wird 
wesentlich bestimmt durch 
das für die Umfassungs— 
mauern und das Dach ver—⸗ 
wendete Material. Was 
macht es, daß häuser aus 
früheren Zeiten bei all ihrer 
Tinfachheit so heiter und freundlich in ihrer Umgebung 
wirken? Bis in weite Fernen sehen wir die Dörfer und 
einzelne Gebäude uns entgegenwinken. Dies rührt her 
von der seither auf den Dörfern und in den Städtchen 
bei uns üblichen Sitte, die Häuser mit hellem, meist weißem 
Anstrich zu versehen. Dazu kommt noch ein Dach aus ein— 
fachen, unglasierten Dachplatten, die mit der Zeit alle mög— 
lichen Töne vom leuchtenden Ziegelrot bis zum dunkeln Vio— 
lett annehmen. So entsteht ein kräftiger Farbenkontrast, 
der den häusern und den Dörfern als Ganzes eine starke 
Fernwirkung und ein schmuckes, sauberes Aussehen gibt. 
Die weißen Hausgiebel und -Seiten heben sich lebhaft her— 
oor aus dem Grün der sie umgebenden Wiesen und Bäume 
und der braunen Ackererde. Leider muß man da und dort 
die Wahrnehmung machen, daß von dieser guten alten 
Sitte auch schon in den Dörfern abgewichen und die häuser 
in Backsteinrohbau, womöglich mit ledergelben Steinen er—⸗ 
baut werden. Das Dach 
wird dann meist noch mit 
schwarzen, geteerten oder 
glasierten Falzziegeln ge— 
deckt und die ganze freund⸗ 
liche Stimmung von früher 
ist unrettbar verloren; denn 
diese Farben sind stumpf 
und tot und bilden keinen 
wirksamen Rontrast mehr 
zu ihrer Umgebung. 
Gegen das einfachste, 
hell gehaltene Häuschen 
kann ein noch so reich aus— 
gestaltetes Gebäude, das in 
der Farbe verfehlt ist, nicht 
aufkommen. Es ist also 
schon eines der wirksamsten 
und billigsten Mittel der 
Belebung eine helle, freund⸗ 
liche Farbengebung der 
Wände, ein heller Verputz, 
der aber wieder mancherlei 
Farbennuancen (weiß, gelb⸗ 
lich⸗, grünlich-weiß, grau) 
haben kann. Den Putz sel— 
ber kann man wieder durch 
herschiedenartige Behand⸗ 
ng interessant machen, je 
nach Ort und Umständen, 
zurch Wechsel von rauhem 
und glattem Putz, Spritz⸗ 
hewurf, gekämmten Putz, 
chablonierte Friese und 
züllungen. Eine weitere 
Möglichkeit zur Anwendung 
y»on Farbe bieten Fenster⸗ 
äden, Türen und Tore, 
Blumenbretter, Fenster⸗ 
zreuze, Dachvorsprünge und 
Gesimse. Sehr gut wirken 
veiß gestrichene Fensterkreuze, weil sie die dunkeln Fenster— 
nassen zerteilen und aufhellen. Die Fensterläden, Türen 
ind Tore können recht kräftige Farben vertragen; nur muß 
nan sich hüten, daß sie nicht zu grell werden, und wählt 
eshalb lieber etwas gebrochene Töne. Auch mit Haustein 
assen sich sehr schöne Farbenwirkungen erzielen, sei es, 
aß er nur im Putz als Umrahmung der Fenster und Türen 
der für die ganze Fassade verwendet wird. Bisher wurde 
ehr oft der Fehler gemacht, verschiedene Materialien zu— 
ammenzubringen, die in der Farbe zu gleichwertig sind 
ind deshalb schwächlich und süßlich wirken wie 3. B. die 
rüher sehr beliebte Verbindung von rosafarbigem mit gelb— 
ichem Sandstein oder gar gelbem Backstein. In der HAus— 
vahl der Steine darf man nicht zu ängstlich sein und muß 
nicht meinen, es sei das beste, wenn ein Stein im Ton ge— 
iau dem andern gleiche. Im Gegenteil, es soll immer 
ein gewisses leichtes Spiel herrschen, daß die Fläche nicht aus— 
druckslos und fad wirkt. 
Diese Gefahr liegt nament— 
lich beim Backsteinbau nah, 
wenn man die Steine pein⸗ 
lich sortiert. Aber dadurch 
vird gerade auf eines der 
Zzilligsten und einfachsten 
Mittel zur Belebung einer 
Fläche verzichtet. Manches 
haus, das uns nicht recht 
gefallen will, würde ganz 
anders zu uns sprechen, wenn 
es nur nicht so furchtbar 
zorrekt aussehen würde. 
Auch die Oberfläche des 
Materials spielt eine große 
Kolle und kann, richtig 
ausgenützt, sehr wirksam 
sein. Eine gleichmäßig 
zlatte, säuberliche Fläche ist 
aninteressant und langweilt 
das Auge. Ist sie dagegen 
cauh und nicht ganz eben, 
so bildet sich auf ihr ein 
eichtes Schatten⸗ und Far⸗ 
benspiel, das dem Auge an⸗ 
genehm ist. Man erzielt 
aher mit rauhen Back— 
Hauptansicht. 
ERDCESCOS 
Prof. P. Schmohl und G. Stähelin, Architekten, Stuttgart. 
Arbeiterwohnhaus in Altenstadt bei Geislingen. 
V
	        
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