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Züdliche Ansicht. (Einfamilienhaus in Ludwigsburg. Arch
Req.Bmstr. O. Jeremias, Stuttgart.) Westliche Ansicht.
Beschläge. Wie viel schöne Wirtsschilder als Zierde für
haus und Straße kann man noch fast in jedem Dorf und
Städtchen antreffen. Wie mancherlei Pariationen lassen sich
bei Gittern erzielen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich
die Rinnenkästen für Abfallrohre, an denen der Slaschner
seine Kunst zeigen kann und die auch ein sehr brauch—
bares Schmuckmittel sind.
Unsere Zeit mit dem verhängnisvollen Zug, alles gleich
machen zu wollen, hat so vieles gute Alte der Vergessen—
heit anheimfallen lassen. Die Menschen, die vor uns bauten,
hatten allerhand kleine Mittelchen, mit denen sie das
Interesse des Beschauers weckten, aus denen ein gewisser
Stolz auf den eigenen Besitz und oft der frohe Sinn des
Bauherrn und des Baumeisters spricht. Selten findet man
ein haus aus früherer Zeit, das nicht mit der Jahreszahl
der Erbauung in schönen Ziffern versehen wäre. Oft ist
noch ein Wappen, der Name des Bauherrn oder ein from—
mer Spruch beigefügt. Da und dort findet man Inschrift—
tafeln angebracht mit kunstvoller Schrift und Umrahmung.
Eine schöne Sitte waren auch die haussprüche, in denen
meist ein köstlicher Humor waltet. Auch Abzeichen aller
Art, die das betreffende Hhaus charakterisierten, trifft
man da und dort. Allle diese einfachen Mittel sollten
auch wieder mehr zur
Geltung und Ausübung
kommen, denn sie sind
ohne großen Aufwand
auszuführen. Jeder, der
baut, sollte seinen Stolz
darein setzen, der Nach—
welt etwas mitzuteilen
und sich durch irgend
reine kleine, originelle
zutat von seinem Nach—
bar zu unterscheiden.
Wenn wir nicht bloß
bei der eigentlichen Fas⸗
sade — was man so zu
nennen pflegt — stehen
bleiben wollen, so finden
wir auch weiter noch
reichliche Gelegenheit,
einen hübschen kleinen Zug in einen Bau hineinzubringen,
sei es durch gut ausgebildete, etwa auch mit Blumen—
»rettern versehene Dachluken, oder originelle Kamin—
zöpfe, oder einen netten, kleinen Walm mit Knauf und
Wetterfahne.
Der Leser wird so gefunden haben, daß auch in ein—⸗
achen Verhältnissen, die wir unseren Betrachtungen immer
ugrunde legen, die Quellen reichlich fließen. Nur gilt es
ꝛben immer wieder zu betonen, daß man die zu Gebot
tehenden Kräfte auf einen Punkt sammeln muß, statt sie
zu zersplittern. Wenig mit Bedacht, aber dieses Wenige
uut in Entwurf und Ausführung muß die Losung sein.
73 Umgeben von einem Garten
—— i e— see ap deahn Straße
— i in der Nähe der Karlshöhe ein
m Lu wias urg. behagliches Einfamilienhaus,
don dem wir unseren Lesern auf Seite 17 eine Perspektive
nit dem Blick auf die Eingangspartie und Grundrisse, auf
zeite 18 Ansichten zeigen. Über einen gedeckten Ein—
jang durch einen Windfang gelangt man in eine geräumige
Diele, von welcher das Wohn- und Speisezimmer, sowie
die Treppe nach oben direkt zugänglich sind. Die Küche
n der Nordostecke ist sehr geschickt so gelegt, daß sie einen
eigenen Eingang unter
der Treppe hat und von
den anderen Räumen
ganz abgeschlossen ist.
Auf besonderen Wunsch
des Bauherrn ist auch
von der Anrichte aus
kein direkter Zugang
zum Speisezimmer ge—
macht, um Eindringen
oon Rüchengerüchen zu
vermeiden. Es muß über
die (im Winter heizbare)
Derandaserviertwerden,
eine Anordnung, die sich
gut bewähren soll.
Das Eßzimmer hat
in der einen Ecke eine
erkerartige Erweiterunqg
r
Fenster mit Klappläden. (Nach Entwurf des Vorstandes der Be—⸗
ratungsstelle. Aus der Vorlagensammlung der Beratungsstelle.)
sis