Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

damit kein Wer— 
fen eintreten 
kann. Bei mas 
siven, insbeson⸗ 
dere Eisenbeton⸗ 
dechen können 
zwei Wege ein—⸗ 
geschlagen wer—⸗ 
den. Entweder 
ein Holzfußboden 
in Asphalt ver— 
legt oder Lino— 
leum auf Kork⸗ 
estrich hiebeimuß 
letzterem Gelegen⸗ 
heit gegeben wer 
den, auszutrock⸗ 
nen, ehe das Lino⸗ 
leum aufgeklebt 
wird, was bei 
feuchtem Wetter 
einige Wochen 
dauern kann. 
Wird diese Regel 
nicht beachtet, so 
erhält das Lino⸗ 
leum Blasen und 
muß wieder entfernt und frisch aufgeklebt werden. Sind 
genügend Mittel vorhanden, so kann man beide Kon— 
ttruktionen vereinigen und buchenes Parkett II. Wahl in 
Asphalt mit Linoleum belegen. — Vor den Steinholzfuß- 
böden für Schulen muß gewarnt werden, da sie einmal 
kein gutes Aussehen haben und über ihre Dauerhaftigkeit 
noch kein abschließendes Urteil abgegeben werden kann. 
Bemerkt mag noch werden, daß in Landorten, in denen 
Rinder mit genägelten Stie⸗ 
feln zur Schule gehen, ein 
holzfußboden stets dem Lino⸗ 
leum vorzuziehen ist. — Für 
die Gänge, namentlich in 
größeren Schulen, sollte Lino— 
leum gewählt werden, da 
dadurch ein Stören des Unter⸗ 
richts verhindert wird. Ter— 
razzobelag und Steinzeugplat 
ten verursachen zu viel Lärm. 
Aus der guten 
alten Zeit 
hoölzer⸗ 
nes Grab— 
kreuz. 
* 4 
Huf alten länd⸗ 
lichen Friedhöfen 
ist das hölzerne 
Grabkreuz viel 
häufiger anzutref 
fen als das aus 
Schmiede- oder 
gar aus Guß— 
eisen. Meist ist es 
schlicht schwarz ge 
strichen und mit 
einigen goldenen 
Ornamenten ver⸗ 
ziert. Es steht 
dann eins wie 
das andere viel—⸗ 
fach in ganzen 
Keihen neben—⸗ 
einander. Die 
Erfindungsgabe 
des Dorfschrei⸗ 
ners war nicht so 
zroß, als daß er ohne ganz besondere Gründe sich immer 
wieder um neue Formen bemühen zu müssen geglaubt hätte. 
Und gerade dieses unbekümmerte Nebeneinanderstehen 
zleicher Formen hatte, weil eben die Einzelform gut war, 
zieles für sich. Ein gewisser feierlich starrer Zug liegt über 
inem mit solchen Kreuzen geschmückten Gräberfeld und eine 
chlichte, sich nirgends vordrängende Trauer spricht zu uns. 
Erst als diese anspruchslose Grabmalkunst nicht mehr 
dem „Bedürfnis der Neu— 
zeit“ gewachsen war, d. h. 
seit die Industrie mit ihren 
blendenden Erzeugnissen den 
dörflichen Geschmack ver—⸗ 
wirrte, schwanden die Holz⸗ 
kreuze immer mehr und 
mehr von unseren Kirch⸗ 
höfen, schwand mit ihnen 
die Ruhe und machten sich 
großsprecherische Fremdlinge 
breit. 
Aber die Kunst des 
Schreiners braucht sich nicht 
immer so anspruchslos zu 
geben. Sie ist wohl im stande, 
reichere Wirkungen zu ent— 
falten. Das beweisen zu 
können, haben wir im heu— 
rigen Bauhandwerkerwett— 
bewerb, wie für die Schlosser 
(ogl. Ur. 12/1910), so auch 
für die Schreiner ein reicheres 
Grabkreuz als Aufgabe ge— 
stellt. Wir bringen heute 
die Unterlage zu dieser Auf⸗ 
gabe auf der Rückseite zur 
Abbildung und wollen damit 
auch durch Bauplatz und Werk⸗ 
statt wie durch den Wett— 
bewerb die Anregung geben, 
daß hie und da wieder ein— 
mal ein Schreiner es mit 
seiner Kunst auf dem Fried⸗ 
hof versucht. 
Südliche 
Ansicht. 
dbringen wir für diesmal das 
Bild eines Bergkirchleins 
Es ist nicht „viel dran“, aber 
vielleicht gerade deshalb 
spricht es so angenehm zu 
uns. „Das Einfach-Schöne 
soll der Kenner schätzen, Ver— 
ziertes aber spricht der Menge 
zu,“ sagen wir uns hierbei 
gern mit Goethe. Wird das 
HVerzierte gar zum Gezierten, 
so sollte das auch die große 
Menge spüren. Aber wie 
wenig Gefühl herrscht heute 
für geschmackvollen Sierat, 
wie viel weniger erst recht 
für das „Einfach-Schöne“! 
Oder ist das abgebildete 
Kirchlein etwa nicht doch zu 
einfach? 
—AV 
Berakirche. 
7]
	        
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