Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

zufälligkeiten des 
zewachsenen hol⸗ 
zes durchschim⸗ 
nern und mit— 
iprechen lassen. 
Db man nun das 
holz mit diesen 
Schutzanstrichen, 
ob lasierend oder 
deckend streicht, 
zweifellos ent⸗ 
prechen dem war⸗ 
men Charakter 
des holzes dunk⸗ 
lere Anstriche 
besser als helle. 
Ein solch dunkler 
Anstrich bedarf 
aber, um nicht 
finster, sondern 
farbig zu wirken, 
des Gegensatzes. 
Es ist daher bei 
dunkelfarbigen 
ODerschindelungen 
mehr als irgend⸗ 
wo angebracht, 
die Fenster und 
chließlich auch die 
däden, KRinnen 
usw. weiß zu 
halten. 
Was hier mit 
der voraufgegan⸗ 
genen kurzen Hus⸗ 
sührung gegeben 
ein soll, will nicht 
diel mehr sein als 
der hinweis, daß 
die Bemalung 
unserer häuser 
keine willkürliche 
dache ist, sondern 
o gut wie irgend 
etwas am haus⸗ 
bau besonderer 
UÜberlegung be— 
darf. Die Bera— 
tungsstelle zählt 
es zu ihren Aufgaben, wie in allen bautechnischen und 
baukünstlerischen Fragen, so in allen Einzelfragen der 
Farbgebung namentlich bei Erneuerungen, jederzeit Aus⸗ 
zünfte und Gutachten abzugeben. J derki 
r 
Aus der guten alten Zeit. utegrüge 
dserrenberg, fehlt fast jedes sormale Merkmal, nach welchem 
nan ihr auf den ersten Blick die Zugehörigkeit zur gotischen 
oder romanischen Bauepoche ansehen könnte. Doch lehrt 
auch dieser schlichte Bau wieder, daß rechte architektonische 
Wirkung von formaler Verfeinerung unabhängig ist. Das 
Wunder, wie solch ein ruhig gegliederter Organismus, der 
aus Mauern, Dach, angefügtem Turm und umgebendem 
Barten besteht, in die Cuft ragt, wird auch schon bei 
diesem einfachen Dorfkirchlein vom Beschauer gefühlt. Und 
kKirche in Kay, 
dieses Verwun— 
dern ist Gewähr 
)afür, daß wir 
es hier nicht mit 
einem regellos u. 
cheinbar unge⸗ 
vollt entstande⸗ 
nen Bauwerk zu 
tun haben, son⸗ 
dern daß die Er⸗ 
dauer vermocht 
haben, einen 
Formgedanken zu 
derkörpern. Leicht 
vird mit diesem 
Wundern beim 
Betrachten archi⸗ 
tektonischer Werke 
das Gefühl ver⸗ 
wechselt, welches 
man überhaupt 
jedem großen 
Bauwerk gegen⸗ 
über empfindet, 
etwa auch einer 
100 m hoch über 
ein Flußtal ge— 
pannten Eisen⸗ 
hrücke oder einem 
300 m in die 
Cuft ragenden 
lonstruktionsex⸗ 
periment wie dem 
ifelturm gegen⸗ 
über. Doch nimmt 
m ersten Falle 
die Hharmonie 
der Verhältnisse 
einen gefangen, 
so ist es hier 
das Gefühl, daß 
nan als kleines 
nenschliches We⸗ 
en einem von 
Menschen verstand 
und Menschen⸗ 
sand errichteten 
oloß gegenüber⸗ 
teht, welches ein 
herwundern aufkommen läßt. Die Größe an sich macht 
»inen erstaunen, doch ohne einen nachhaltigen Genuß 
zu hinterlassen. 
Auffallend ist an dieser kleinen Kirche noch, daß 
ie in der Gliederung der Massen sehr sparsam ist. 
der Turm hat nur einen schmalen Gesimsgürtel und 
»as Glockenstuhlgeschoß eine schwache Uberkragung. Die 
sohe Giebelwand der Kirche ist sogar ganz ungeglie⸗ 
dert, und doch ist bei dem ruhigen Gefühl für das 
Ibwägen der Massen mit Sicherheit anzunehmen, daß 
zie Erbauer diesen Giebel so einfach und ruhig ge— 
assen haben, nicht weil ihnen das Bedürfnis oder der 
hedanke Fenster und Nischen einzufügen gefehlt hätte, 
ondern weil sie in der schlichten ungegliederten Släche 
zie größere Wirkung sahen. 
DA. herrenbergq. 
Klischees Die Klischees der meisten in „Bauplatz und Werklsatt“ bis jetzt erschienenen abbildungen werden auf 
— kurze Zeit gegen eine Leihgebühr von M. 3.— für das Stück ausgeliehen, es ist also gleichgültig, 
welche Größe die Abbildungen zeigen. Die näheren Bedinaungen sind von der Beratunasstelle bei Bezug zu erfahren. 
—E Schriftleiter Paul Schmohl, Direktor d. Kgl. Baugewerkschule, Vorst. d. Beratungsselle f. d. Baugewerbe; Druck u. Verlag von 
Tarl Srüninger, beide in Stuttgart. — Für d. Bezieher d. Gewerbeblattes a. Württemb. unentgelti. Im Buchhandel in Halbjahrsh. M.3. — sährl. 
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