Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

erreichen will. Und nur wo der Baumeister, der eine solche 
wahrhaft moderne Bauaufgabe lösen soll, befangen ist von 
dem Geiste früherer Zeiten, wo der Baumeister glaubt, 
etwas für die Schönheit seiner Lösung zu tun, wenn er 
sie äußerlich mit Formen aufputzt, die wir an den Bauten 
vergangener Zeiten als schön empfinden, dort entsteht das 
an hätßzlichkeit, was wir bisher in der hauptsache von den 
Nutzbauten zu sehen gewöhnt sind. 
Wenn demnach für die Bauten industrieller Art das 
rein Zweckmäßige mehr noch als für alle anderen 
Bauten die Grundlage ihrer Schönheit ist, so gibt es doch 
auch unter ihnen eine ganze Keihe, die schicklicherweise 
etwas freundlicher dreinschauen sollten, als wir es von den 
sogenannten Nutzbauten fordern dürfen. Hiezu gehören 
n erster Linie die Baulichkeiten, die die Industrie ge— 
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Dhne der Sucht, nun möglichst auf jeden nur einigermaßen 
edeutenden hügel einen Turm oder eine Warte zu errichten, 
as Wort reden zu wollen, so wäre doch den Gebirgs- und 
)erschönerungsvereinen sehr zu empfehlen, daß sie sich den 
lusbau günstig gelegener Wassertürme zu Aussichtszwecken 
nöglichst angelegen sein ließen. Der Gewinn läge auf 
wei Seiten. Einmal würde der Turm dadurch mehr als 
iin bloßer Nutzbau werden und könnte demgemäß auch 
inladender ausgestaltet werden. Und ein andermal be— 
eutete ein solcher Ausbau eine nur unerhebliche Mehraus—⸗ 
jabe, so daß man nahezu ohne besondere Mittel zu einem 
Jussichtsturm käme. 
Einen Entwurf zu einem derart ausgebauten Wasser⸗ 
urm zeigen unsere Abbildungen. Die Anlage ist ganz 
inverändert die gewöhnliche mit hochdruckbehälter im 
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Wasser⸗ und Aussichtsturm, Ansichten. 
wissermaßen als Vorposten vor sich auf's CLand hinaus— 
schiebt, also Wehr- und Kraftanlagen, Pumpstationen, 
Transformatorenhäuser und Wassertürme. Von ihnen ver— 
langen wir, daß sie wie Gäste sich in die Sitten derer 
fügen, die sie in ihre Mitte aufnehmen. Mag also z. B. 
ein in Eisen konstruierter Wasserturm noch so unbestreitbare 
Horzüge, namentlich hinsichtlich seiner Billigkeit, bieten, 
inmitten einer rein ländlichen Umgebung, etwa auf einer 
felsigen Anhöhe vorm Dorfe, wird er immer störend 
und häßlich wirken, auch wenn er ohne Sschnickschnack, 
ohne Zierat und ganz sachlich gebaut ist. Am besten 
wird ein solcher TCurm aus dem Stein errichtet, auf dem 
er steht. Oder er wird wenigstens in einem Material 
gebaut, das ortsüblich ist und das mit der Zeit eine Patina—. 
den Reiz des Alt-Gewordenen bekommt. 
Es trifft sich glücklich, daß die notwendigerweise immer 
hoch zu wählende Lage der Wassertürme oft auch zur Er—⸗ 
cichtung von Aussichtswarten geradezu herausfordert 
Turm und Niederdruckbehälter am Fuß. UÜUber dem Be— 
dälter im Turm ist die Aussichtsplatte angeordnet, zu 
er eine auf der Rückseite angebaute Treppe emporführt. 
das Äußere ist im vorliegenden Falle verputzt angenommen. 
Nit Sorgfalt ausgeführt wird auch hier der Putz seine 
s)orzüge, Billigkeit und schönes Aussehen bewähren. Be— 
onders gediegener Ausführung bedürfen auch 'alle übrigen 
Teile des Turmes, da hier die Lage mehr als sonstwo 
sohe Anforderungen an die Dauernastigneit stellt. 
7 ist eine Krankheit des Mauerwerks, 
Mauerfraß der mit Leichtigkeit vorgebeugt wer— 
sen kann, die aber nur schwer und mit Mühe und Kosten 
geheilt wird. Der Vorgang, dem das von dieser Krank⸗ 
seit befallene Mauerwerk zum Opfer fällt, ist nicht immer 
in und derselbe. Der häufigste ist der, daß sich in Ställen 
ind Aborten Verwesungsgase bilden, die sich nach und nach 
»urch Berührung mit Luft in Salpetersäure verwandeln. 
N)er Salpetersäure aber ist der Kalkmörtel ebensoweniq ge—
	        
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