Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

vachsen wie den meisten anderen Säuren. Die Salpeter⸗ 
äure zerfrißt und zersetzt ihn, sodaß mit der ZSeit an seiner 
Stelle teilweise etwas ganz anderes entsteht als Kalkmörtel, 
nämlich Kalksalpeter. 
Mit dieser chemischen Umwandlung aber tritt auch 
eine äußerlich wahrnehmbare Veränderung ein: es bilden 
sich weißliche Kalksalpeterkristalle, die mehr Platz für 
iich brauchen als der Mörtel für sich in Anspruch nahm. 
Infolgedessen wird der Putz in ganzen großen Schalen ab— 
gedrückt, werden die Fugen des Mauerwerks gelockert, 
zurz das ganze Mauerwerk gesprengt und zerstört. 
Die Kalksalpeterkristalle, die in Gestalt schneeiger 
Ausblühungen sichtbar werden, sind demnach das Merkmal 
der Krankheit. 
Diel öfter aber 
als Mauerfraß 
oorliegen kann, 
an Stellen na—⸗ 
mentlich, wo nicht 
die Spur von Ga⸗ 
sen wahrnehm⸗ 
bar ist, die wie 
in Aborten und 
ztällen die erste 
Ursache der 
trankheit bilden, 
assen sich am 
Mauerwerk us⸗ 
blühungen beob⸗ 
achten, die weit 
harmloser sind 
als die Merk—⸗ 
male eigentlichen 
Mauerfraßes. In 
der Regel han—⸗ 
delt es sich um 
Ausblühungen 
von salzigen Be⸗ 
tandteilen des 
ziegeltones, in 
der Hauptsache 
des gewöhnlichen 
Glaubersalzes. 
Also nicht Ver⸗ 
vandlungeines 
der Mauerbe⸗ 
tandteile in et⸗ 
was Neues, wie 
etwa des Mörtels 
in Kalksalpeter 
beim eigentlichen 
Mauerfraß, ha⸗ 
den wir hier vor 
ans, sondern ledig⸗ 
lich Ausschwitzungen, die den Bestand nicht gefährden. Da 
jie aber die Oberfläche der Steine rauh machen, und so sich Staub 
und Ruß leichter festsetzen, so geben sie ein schlechtes Aussehen. 
Man hilft sich dagegen am einfachsten, wenn man nach dem 
Trocknen des Mauerwerks die Salze mehrmals mit einem 
feuchten Schwamm abwäscht. Wenn die Mauerwirklich trocken 
ist und auch das Abwaschen vorsichtig, ohne neues Durch⸗ 
nässen, geschieht, so ist ein für allemal geholfen, da die 
Ausblühungen nur an feuchtem Mauerwerk sich bilden 
können. Das ist zugleich auch der Grund, warum stark 
alzhaltige Steine, so wenig die Salze an sich schädlich 
sind und den Wert der Steine vermindern, doch in Außen⸗ 
mauern, namentlich an Wetterseiten, nicht verwendet werden 
ollten. Denn hier würden sich je nach dem Salzgehalt 
der Steine die Ausblühungen sehr stark und recht lange 
Zeit bemerkbar machen, ja sogar, wenn sie sich unter 
iner Putzschicht bildeten, diese auf ähnliche Weise wie 
tie Kalksalpeterkristalle beim Mauerfraß abblättern lassen. 
zind aber einmal derartige Steine an ungeeigneter Stelle 
erwendet, so wird der Putz wohl kaum auf andere Weise 
jut haltbar gemacht werden können als dadurch, daß 
nan Putz und Mauerwerk voneinander sondert, also am 
»esten etwa die Wand mit den bekannten Patent:Falz— 
afeln „Kosmos“ verkleidet und auf diese erst den Putz 
iufbrinat. 
JAus der guten alten 
Zu unserer Kunstbeilage. esee 
Deihnachts messe, die in Stuttgart alljährlich noch zur Weih—⸗ 
iachtszeit um die Stiftskirche herum abgehalten wird. Wieviele 
Erinnerungen alter 
Stuttgarter wer⸗ 
den sich nicht mit 
Erlebnissen und 
mit Eindrücken 
verknüpfen, die 
sie als Kinder 
gerade „auf der 
Meß“ empfangen 
daben! Und auch 
ür die Erwach⸗ 
enen war es im⸗ 
mer ein anziehen⸗ 
des Bild, das sich 
da aus dem Kun⸗ 
terbunt zusam⸗ 
menbaute. Und 
gar erst noch bei 
Nacht, wenn die 
vielen trüben 
Cichter und Lam⸗ 
pen in den Buden 
doch ein helles, 
trahlendes Durch⸗ 
einander gaben, 
über dem umso 
dunkler u. ruhi⸗ 
ger, umso wuch⸗ 
tiger die Masse 
der Stiftskirche 
in die Finsternis 
des winterlichen 
Nachthimmels 
ragte! Das war 
ein Bild, das es 
verdiente, fest⸗ 
gehalten zu wer⸗ 
den und das — 
— —— pih un m 
r⸗ und Aussichtsturm, Schnitt. zu sehen ist. Der 
Manerneu sich an sich berech⸗ 
tigte Gedanke an die Feuergefährlichkeit so vieler offener 
zlammen inmitten des meist recht brennbaren Krames 
ijeß es dazu kommen, die Buden des Abends ganz zu 
chließen. Leider — denn damit ist wieder ein Stück Schön⸗ 
heit geschwunden, für das kein rechter Ersatz möglich ist. 
Der alte Schloßplatz, den die Beilage darstellt, ist einer 
der schönsten, weil einheitlichsten Pläße Stuttgarts. Die 
hebaͤude, die ihn umsiehen, tragen, soweit sie nicht an 
ich schon anerkanntermaßen künjtlerische Werte besitzen, 
och alle den künstlerischen Sug, der auch minder bedeuten— 
en Bauten, der dem rein handwerksmäßigen in früheren 
zeiten eigen war. var den Fiast st die wen 
ür den Slaschner ist die Wetter⸗ 
Wetter ahne. fahne die luftigste und lustigste 
Trbeit schon immer gewesen. Was hier der einzelne Meister 
in heiteren und auch nachdenklichen Einfällen verewiqt 
— — 
—FF
	        
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