Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1917, Bd. 12, Heft 1/12)

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Kleinhaus mit Kaufladen. Ansichten. 5 
nach niemand anderem richten und wohnen lieber allein 
für sich. Ein wichtiger Grund sei auch der gewesen, daß 
sie zur Erlangung eines guten Nebenverdienstes beim Haus 
einen möglichst großen Garten besitzen wollten. Der letzte 
Grund erscheint uns einwandfrei, die andern Gründe da⸗ 
gegen entspringen einer für den schwerblütigen Süddeutschen 
charakteristischen Anschauung. Sie entsprechen der allgemein 
gemachten Erfahrung, daß in Württemberg Doppelhäuser 
und hauptsächlich Keihenhäuser wenig beliebt sind, während 
in Norddeutschland sich auch bei den Kleinhäusern das 
keihenhaus all⸗ 
gemein eingebür⸗ 
gert hat. Diese 
Abneigung ge⸗ 
gen das zu—⸗ 
sammengebaute 
Kleinhaus in 
Süddeutschland 
ist eine aus 
dem schwäbischen 
Dolkscharakter 
entsprungene 
Wohnsitte, wel⸗ 
her der Architekt 
Rechnung tragen 
muß. Bei Klein⸗ 
häufsern mit gro⸗ 
ßer Candwirt⸗ 
schaft und Groß. 
viehhaltungschal⸗ 
ten Reihenhäuser 
von selbst aus, 
während Dop⸗ 
pelhäuser, wie in dem Beispiel auf der letzten Seite ge— 
zeigt ist, immer noch möglich sind. 
Entsprechend den angeführten Beobachtungen sind die 
beistehenden Entwürfe von kleinsten Wohnhäusern mit 
zleinster Landwirtschaft gefertigt worden. Insbesondere 
das haus auf Seite 5 und 6 der letzten Nummer ent⸗ 
spricht den vorstehenden Ausführungen. Es wurde größter 
Wert darauf gelegt, die Raumausnützung auf das Höchst- 
maß zu bringen, um für minderbemittelle Invaliden ein 
Eigenheim mit geringstem Kostenaufwand zu ermöglichen 
und in dem Bewußtsein, damit auch für Kleinhäuser, 
die grötßzeren Aufwand rechtfertigen, eine Anrequng zu 
zeben, denn ein Vergrößern ist leicht möglich, während 
die Verkleinerung eines zu umfangreich angelegten Ent— 
vurfs oft Verschlechterung bedeutet. Es ist auch damit 
ju rechnen, daß die Baupreise nach dem Klieg nur lang 
am wieder auf die frühere Höhe zurückgehen und daß 
chon des halb die größte Sparsamkeit in allem, zuerst aber 
in der Grundrißausnuͤtzung, anzustreben ist. 
Es ist bei den Entwürfen die Annahme zugrunde 
gelegt, daß der Bewohner des Kleinhauses in der Fabrik 
oder in einem Geschäft seinem Verdienst nachgehi. Die 
Grundrisse lassen 
sich aber leicht 
für den kleinen 
handwerksmann 
umarbeiten, der 
eine Werhkstatt 
zur Verfügung 
haben muß, sei 
es, daß die Siube, 
der Futterraum 
oder der Stall als 
olche eingerichtet 
vird, sei es, daß 
eine Werkstait 
angebaut wird. 
In dem ersten 
Entwurf dieses 
Blattes ist ein 
Kleinhaus mit 
einem Kaufladen 
gezeigt. 
Es bleibt 
noch übrig, dar⸗ 
uuf hinzuweisen, daß bei der Erbauung von Invaliden⸗ 
jäusern nicht versäumt werden darf, auf die Gebrechen 
er Invaliden sowohl bei der Grundrißeinteilung als auch 
zeim Innenausbau Rücksicht zu nehmen. Dies gilt nicht 
iur für Amputierte und Blinde, bezüglich Vermeidung 
von Stufen und Schwellen und Zweckmäßigkeit der 
Lreppenanlage, sondern auch für innerlich Kranke, so z. B. 
ür Nerven⸗, Cungen⸗ und herzleidende, denen man ins⸗ 
ꝛesondere für eine ruhige, sonnige, staubfreie CLage der 
saupträume sorgen muß. Schon der Architekt kann da⸗ 
urch dem Invaliden Arzt sein und ihm dauernde Er—⸗ 
richterung verschaffen. 
Slocrhe. 
Grundrisse zu obigem Kleinhaus. 
—L
	        
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