Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1917, Bd. 12, Heft 1/12)

„ur Bauplu 
und Weristaft 
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe 
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und handel 
—A 
Stuttg art, Juli 1917. 
2 Nnummer 7. D 
Über Windfahnen. 
(Mit besonderer Berücksichtigung der Ulmischen Fahnen aus der Seit der Renaissance.) 
Eine gut konstruierte und mit Geschmack, ohne Über⸗ 
adung gezeichnete Windfahne ist die Zierde eines jeden 
Bebãudes und ein nicht zu unterschätzendes, bequemes und 
billiges, jedermann zugängliches „Hausmittel“ zur Wetter— 
vorhersage. Aber nicht nur eine Zierde: eine Windfahne 
läßt auch das Gebäude stattlicher und höher erscheinen 
und bringt Leben in das Architekturbild der Straße. Der 
Bebrauch, metallene Fahnen auf Dächer, überhaupt auf 
hohe Punkte zu setzen, um aus der Stellung der durch 
die Windstöße 
nach einer 
himmelsrich⸗ 
tung gedrehten, 
vertikalenBlech⸗ 
platte die Hher⸗ 
kunft des Win⸗ 
des zu erkennen 
u. auf die Gestal⸗ 
tung des Wetters 
zu schließen, ist 
sicherlich sehr alt. 
Ob die vordrin⸗ 
gende Kultur 
der Römer ne⸗ 
ben dem vielen 
Nũützlichen auch 
das vexillum ad 
praedicandam 
tempestatem 
uns schon mit⸗ 
gebracht hat, 
permag ich nicht 
festzustellen. 
Aber soweit 
durch Abbildun⸗ 
gen, Münzen, 
Wappen aus 
alter und älte⸗ 
ster deutscher 
Uulturzeit be⸗ 
kannt gewor⸗ 
den ist, treffen 
wir schon in der 
romanischen 
Periode Wind⸗ 
Entwurf der 
fahnen auf Türmen und sonstigen Gebäuden an. fus 
der gotischen Zeit sind uns sogar noch Zeichnungen stil⸗ 
vpoller Windfahnen aufgehoben und von der Renaissance 
bis zum 18. Jahrhundert war die Sitte der Anbringung 
eine solch allgemeine, daß wir, sei es in Abbildungen, sei 
es in der Wirklichkeit, kaum ein besseres Gebäude ohne 
Windfahne oder ohne mehrere Fahnen antreffen. Aller⸗ 
zings sind viele Windfahnen aus alter Zeit durch schlechte 
Oflege, durch Verrostung, durch rohe Behandlung (Herunter⸗ 
reißen durch 
Maurer, Be⸗ 
nutzung als Ziel⸗ 
scheibe für Feuer⸗ 
rohre), in der 
Hhauptsache also 
durch mangeln⸗ 
des Interesse 
derhaus besitzer 
zu Grunde ge⸗ 
gangen und ode 
ragen die ihres 
Schmuckes be⸗ 
raubten Fah—⸗ 
nenstangen ins 
Blaue hinein. 
Heute noch, 
trotzdem wir im 
Zeitalter der 
amtlichen Wet⸗ 
terprognosen, 
der Aneroid⸗ 
barometer, Hy⸗ 
grometer und 
wie die wissen⸗ 
chaftlichen und 
zünstlichen Wet⸗ 
tervorhersage⸗ 
Instrumente 
alle heißen mö⸗ 
gen, leben, hält 
doch das Volk 
neben seinem 
alten, hundert⸗ 
jaͤhrigen Wet⸗ 
derglas, seinem 
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