Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1917, Bd. 12, Heft 1/12)

zu sagen, da er im allgemeinen natürlich eben gehalten 
vird. FSreilich kann man auch ihn wechselvoll halten, 
wie etwa durch das Einfügen erhsöhter Fenstersitzplätze, 
wenn man hiefür genügend dicke Mauern hat, oder durch 
den Einbau bühnenartig erhöhter Erkerplätze oder der⸗ 
gleichen. Doch wird dies schon zu den Seltenheiten gehören 
und bedarf deshalb, da wir einfache VDerhältnisse annehmen, 
wohl keiner besonderen Betrachtung. Ein einfaches Ntittei 
freilich, das wert wäre, wieder aufgenommen zu werden, 
scheint gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es wäre 
das die Uaterteilung der Böden durch dunkel gehaltene 
Cängs- und Querfriese. Diese Friese, die sehr viel zu einer 
ornamentalen Aufteilung der Fußböden beitragen, haben 
gleichzeitig den Vorzug, daß sie als verbindende Teile 
beim Wechsel der einzelnen Bretterlagen von großem 
praklischem Wert sind, indem sie in technisch einwandfreier 
Weise die Bretterstöße vermitteln. 
Die Decke hingegen, die ja wohl ebenfalls gewöhnlich 
glatt und ungegliedert gelassen wird, könnte schon eher 
irgendwie eine besondere Behandlung erfahren. Das 
nächstliegende Mittel ist außer einer Verzierung des Deven— 
putzes durch den Stuckateur, die aber schon ziemlich Geld 
kostet, wenn sie nicht zu spärlich und deshalb ohne rechte 
Wir kung ausfallen soll, das Sichtbarlassen der Decken— 
balken. In der Kegel lehnt mon dies ab mit dem hin— 
weis, daß das Holz ja doch Kisse bekomme und dann 
unschön aussehe. Wenn' das Holz aber dunkel gehalten 
wird, fällt ein solcher Kiß gar nicht so sehr auf, ganz 
abgesehen davon, daß man wohl wissen darf, daß die 
Balken aus Holz sind und als Holzbalken naturgemäß auch 
Kisse bekommen. Im Gegenteil — Balken, die man aus 
Scheu vor den Kissen mit gehobelten Brettern verkleidet, 
sehen gewöhnlich in ihrer Glätte recht langweilig aus. 
zwischen den Balken kann man nun die Decke, wie üblich, 
zipsen und den Anschluß an die sichtbar gelassenen ßolz- 
schönheit, die es wert erscheinen läßt, daß man ab und 
zu auch auf dieses Mittel der Raumgestaltung zurückgreift. 
Dann und wann findet es sich, daß bei der Uberspannung 
auch kleinerer Räume, wenn ihre Breite einmal über 
das Maß von 5,50 m hinausgeht, besondere Hilfs⸗ 
zonstruktionen notwendig werden. Man scheue sich in 
diesem Fall nicht vor dem einfachsten und sichersten Aus—⸗ 
veg und lege ruhig einen oder mehrere Unterzüge sichtbar 
inter das Gebälk, auch wenn die lichte höhe des Raumes 
an sich nicht allzuhoch ist. Ein kräftiger Unterzug, sofern 
er nur nicht gar zu zufällig den Raum durchschneidet, gibt 
einer Decke jederzeit Cigenart und Leben und zählt so zu 
hen einfachsten und dankbarsten Mitteln der Raumgestaltung. 
Die hier wiedergegebenen Abbildungen des Kleinkinder⸗ 
chulsaales Geislingen, zu dem der Grundriß aus vorvoriger 
dummer entnommen werden mag, sind den eben ge— 
childerten Grundsätzen entsprechend entworfen. Diese 
Brundsätze stellen gewissermaßen die Anforderungen dar, 
hie schon im Rohbau zu erfüllen sind, wenn ein Raum 
chön werden soll. Eine nicht geringe Arbeit bedeutet 
dann natürlich noch der AUsbau des Raumes und seine 
Jusstattung. hierüber Näheres und Grundfsätzliches zu 
agen, bietet sich vielleicht später einmal Geiegenheit. 
Das „Hauptgesims“ am Kleinhaus. 
Wenn wir den Doisprung des Daches langs der Traufe 
„Hauptgesims“ heißen, so setzen wir eigentlich voraus, daß 
rußer diesem auch noch andere, untergeordnete Gesimse 
yorhanden sein sollen, wie Sockelgesimse, Gurtgesimse, 
Zankgurte, Fensterumrahmungen, Verdachungen und was 
an einem haus sonst noch alles an Profilierungen gefunden 
verden mag. An einem kleinen und einfachen haus 
treilich wird der Dachvorsprung wohl fast die einzige, 
edenfalls aber die hauptsächlichste Gelegenheit zu solchen 
Orofilierungen darstellen — wenn man nvon dom Sochel⸗ 
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— — 
Vorbildliche 
Ausbildunq 
balken durch einfach gekehlte Deckleisten vermitteln. Man 
kann aber auch gehobelte Breiter zwischen die Balken 
streifen und sichtbar lassen. Dabei wird man diese Bretter 
gern und mit Vorteil für das Aussehen in fischgrätenartigen 
oder sonstigen Mustern verlegen. Es ist dies aber nicht 
durchaus nötig. Auch schlicht und winkelrecht zwischen die 
Balken gestreifte Bretterlagen sehen schon recht gefällig aus. 
Wenn man die Balken nicht sichtbar lassen will, so 
braucht man deswegen die Decke noch nicht zu gipsen. 
Die alten Leistendecken, Bretterautaferung mit Deckleisten 
über den einzelnen Fugen, gehören zu dem, was auch 
schlichten Räumen eine besondere Schönheit verleiht, eine 
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und unschöne 
des Ortgesimses. 
vorsprung absieht, der aber schon mit einigen wenigen 
Zentimetern Vorsprung und ohne besondere Betonung als 
hloßer Mauerabsatz genũgt, da er doch nur als Wasserstau 
bei Schlagregen wirkt und gerade beim kleinen, also auch 
aiederen Haus eine unnoöͤtige Teilung der an sich schon 
geringen höhe bewirkt, sodaß man sich fragen darf, ob 
man ihn bei einfachen Verhältnissen nicht lieber ganz weg⸗ 
lätzßt. Umso größerer Sorgfalt bedarf es nun bei der 
Ausbildung des Dachvorsprungs. 
Wand und Dach sollen so einfach bleiben als möglich. 
Je kleiner und bescheidener das Haus ist, um so glatter, 
geschlossener und einheitlicher sollen die das Haus bilden den 
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