Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1917, Bd. 12, Heft 1/12)

zusammen, die im Leben nie eins 
werden konnten: Evangelische aller 
Kichtungen, Katholiken, Sreidenken 
usw. hieher zieht's auch die über— 
lebende Gemeinde in stiller Trauer. 
Die Ehrung aller im Selde oder 
in Meerestiefen begrabenen Krieger 
durch ein einheitliches Zeichen auf 
dem Hematfriedhof erscheint dann 
aber geradezu geboten, wenn dort— 
hin schon einige Krieger aus dem 
Feld oder der Garnison überführt 
und auf einem Chrenplatz des 
Friedhofs begraben worden sind 
Und die Form der vorläufigen 
Ehrung? Die Möglichkeiten hiefür 
sind fast so zahlreich wie die für 
eine dauernde Ehrung. Je nach 
der Sitte und der örtlichen Um— 
gebung mag es eine gedrungene 
Zäule, ein überragendes Balken⸗ 
oder Dielenkreuz, eine Gedenktafel 
sein, in schöner Form, aber in ein⸗ 
facher Weise aus Holz gezimmeri 
oder auch ein aus roh behauenen 
Bruchsteinen gemauertes Mal, das 
mit einem eisernen Kreuz 
oder irgend einem andern 
y mbolischen Zeichen gekrönt 
sein kann. Wenn auch die 
Form auf das Einfachste 
jurückgeht und als Material 
nur das Nächstliegende und 
Billigste gewählt wird, kann 
doch gute Wirkung erzielt 
werden und für ein später 
zu erstellendes ausgereiftes 
Denkmal vorläufiger Ersatz 
sein. Ob das Mal freistehend, 
an der Friedhofmauer, der 
Kapellenwand, auf freiem 
Kasen oder unter einer Baum⸗ 
gruppe zu errichten ist, das 
muß feiner Sinn und prak—⸗ 
tisches Verständnis überall 
hesonders erwägen und dann 
auch dafür sorgen, daß leben⸗ 
des Grün, Blumen und Kranz⸗ 
gewinde die Ehren zeichen um⸗ 
spinnen. Wird das Mal aus 
Hholz gefertigt, so kann sogar 
auf einen Anstrich verzichtet 
werden, handelt es sich doch 
nur um vorläufige Ehrung. 
Sonne, Regen und Wind 
äberziehen diese Ehrenzeichen 
bald mit jener Naturfarbe, 
die endlich in weichen, grauen 
dilberton ausfließt. 
Noch einfacher und billiger 
ist solch Ehrenzeichen in Form 
einer Erdpyramide, die, mit 
zestochenem Kasen und Epheu 
gedeckt und mit Grün und 
Blumen geschmückt, selbst 
dort, wo die nötigen hand— 
werker, wie Zimmerer, Schrei⸗ 
ner, Dreher, Schlosser, Flasch⸗ 
ner, Gipser, Maler und Gärt⸗ 
ner fehlen sollten, errichtet 
. 
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Gedenktafel mit Kranz 
Hölzernes Denkzeichen. 
werden kann. — Ja, eine stimmungs⸗ 
volle äußere Ehrung ist schon durch 
einen einfachen Kranz an der Fried 
hoflinde, der Kapellen- oder Friedhof⸗ 
mauer mit eingelegter Widmungs- 
tafel erreichbar. Letztere kann da⸗ 
bei wohl durch ein religiöses Bild 
oder eine Plastik ersetzt werden. 
Die Kosten für alle diese Chrungs⸗ 
zeichen sind nicht groß, und so können 
selbst bescheidenste Wünsche nach 
einer würdigen Ehrung befriedigt 
und verwirklicht werden. Billig, 
aber nicht dürftig, sollen diese 
Ehrungszeichen sein. Oft werden 
auch Stifter in der Gemeinde bereit 
sein, die Kosten für die Anschaffung 
zu übernehmen. Wenn die Gemeinde 
oder die vaterländischen Vereine die⸗ 
senigen der Unterhaltung tragen, 
so ist für einen guten Fortbestand 
der Ehrenzeichen gesorgt. Doch 
wird mangels Stiftungen keine 
politische oder kirchliche Gemeinde⸗ 
vertretung die Bewilligung der 
Mittel für beides versagen, liegt 
doch auch bei ihnen in erster 
Linie die sittliche Verpflich⸗ 
tung, die Gefallenen aus der 
Gemeinde durch ein Denk⸗ 
zeichen zu ehren. Freudig 
und zielbewußt sollen sie diese 
Ehrenpflicht auf sich nehmen 
und das errichtete Denkzeichen 
vor versammelter Gemeinde 
in schlichter, würdiger Feier 
einem Dienste weihen: 
Dem Gedächtnis unserer 
helden. Und an den großen 
Denktagen sollen frische 
Blumen und Kränze, mit 
denen das Denkmal ge— 
chmückt wird, besonders an 
die gefallenen helden er—⸗ 
innern. 
Die vorläufige Ehrung 
dient aber außer ihrem 
Selbstzweck auch noch dazu, 
die mancherlei Fragen der 
dauernden Kriegerehrung 
in der betreffenden Gemeinde 
zu klären und auszureifen, 
und das ist ein weiterer 
und wesentlicher Nutzen. 
Zur Beratung in allen 
diesen Fragen von der 
Planung bis zur Fertig⸗ 
stellung der Denkmale isit 
die Beratungsstelle für das 
Zaugewerbe in Stuttgart, 
anzleistrake 2611, bereit. 
Inschriften für 
Kriegerdenkmale. 
oer Graber vorwäris! 
Goethe. 
0 
Wir können sterben, aber 
Deutschland — nie! 
Gustav Falke 
D
	        
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