ist, als wenn später infolge mangelhaften Anstriches die
verrostete Rinne durch eine neue ersetzt werden muß. Dach⸗
chäden, die jetzt noch mit ein paar neuen Ziegeln zu beheben
———ss später weitläufige Dachdecker-, Zimmer⸗,
Gipser⸗ oder gar Maurerarbeiten. Auch Schlosser an Türen
und Verschlüsse an Fenstern sollten nachgesehen und in
Ordnung gebracht werden.
Bei der jetzt oft sehr bemittelten, ländlichen Bevölkerung
besteht die iöbliche Absicht, ganze Gebäude- und Gehöftan⸗
lagen zu verschönern und gruͤndlich wiederherstellen zu lassen.
Da ist vor allem zu empfehlen, daß der Hausbesitzer einen
tüchtigen Architekten zu Rate zieht, der nach eingehendem
Augenschein Kostenanschläge und Pläne fertigt, die Aus⸗
führung überwacht und die Abrechnung besorgt. Die Mehr⸗
ausgabe für diese Leistung lohnt sich reichlich, denn der
Bauherr kann unmöglich die verschiedenen Handwerker so
leiten, daß die Wiederherstellungsarbeiten reibungslos und
ohne unnötigen Material- und Arbeitsverlust vor sich gehen.
Auch der einzelne am Bau beschäftigte Handwerker ist hier⸗
zu nicht in der Lage, er hat genügend mit seinen eigenen Ar⸗
beiten zu tun. Kommen zu den Wiederherstellungen noch Um⸗
bauten, Ein und Anbauten wegen Wohnungsnot oder Be⸗
triebserweiterung hinzu, oder handelt es sich um einen Neubau,
so ist die Zuziehung eines Bausachverständigen unumgäng⸗
lich, denn nur der erfahrene Architekt kann die vielerlei in⸗
einandergreifenden technischen, wirtschaftlichen, rechtlichen
und künstlerischen Fragen des Bauens erkennen und meistern.
Bei den Wiederherstellungsarbeiten ist zu beachten, daß
alle verdorbenen Baustoffe, z. B. schlechte Putz- und Farb⸗
schichten, restlos beseitigt und durch gute ersetzt werden.
Dabei sind etwa vorhanden gewesene gute, alte Formen
beizubehalten, oder falls dies nicht möglich ist, sind gute
eue, aber einfache Formen zu wählen. — Bei Umbauten,
An ⸗ und Neubauten sind insbesondere die neuen Baumassen
ind ihre Stellung zu den umgebenden Gebäuden und der
Natur von Bedeutung. Die Erzielung großer, einfacher Bau⸗
nassen, Bauformen, Dächer und Bauglieder ist oberstes Ge⸗
»ot. Baumeister und Handwerker tun gut daran, wenn sie die
is in die 8SOer Jahre des letzten Jahrhunderts in Land⸗
orten bodenständig gewesene Art handwerklicher Arbeiten als
Anregung zum Vorbild nehmen.
In der Nähe von schönen Natur- und Baudenkmalen
,der in Ortsteilen mit guterhaltener, volkstümlicher Bau⸗
veise aus früheren Zeiten ist besondere Vorsicht geboten
ind das Landesamt für Denkmalpflege oder die Beratungs⸗
telle für das Baugewerbe in Stuttgart vor jedem Bau⸗
„orhaben zu hören. Die Verunstaltung des Landes durch
Neu und Umbauten und Wiederherstellungsarbeiten darf
nicht weiter um sich greifen.
Sachliche, einfache Bau⸗ und Handwerkskunst ohne un⸗
zötigen Zierat ist bei wohlabgewogener Form und Farbe
ind bei größter Gediegenheit der Ausführung anzustreben.
Infolge der gebotenen Vereinfachung unserer Baumaßen
uind Bauformen kommt der Farbgebung eine größere Be⸗
eutung zu wie bisher. Anpassung und Eingliederung in
die Umgebung ist auch hier erste Pflicht.
Aber selbst innerhalb dieser Schranken ist es möglich,
zurch weise Abwägung der Einzeltöne, der Linien, Formen
owie der Farbverteilung einen guten lebendigen und wir⸗
ungsvollen Gesamteindruck zu erzielen, sei es durch Farben⸗
gegensätze oder Harmonien.
Die Beratungsstelle für das Baugewerbe ist bereit, den
Architekten, Bauwerkmeistern und Handwerkern bei den
obengenannten Arbeiten beratend an die Hand zu gehen.
Ausstellung „Flia“⸗Stuttgart
Unter dem Namen „Flia“ wird eine große deutsche Fach⸗
ausstellung, umfassend die gesamte Metallindustrie, das
Flaschnergewerbe, sanitäre Einrichtungen, Gas-, Wasser⸗,
elektrotechnische Installation, sowie das Heizungs- Lüftungs⸗
und Beleuchtungswesen, veranstaltet vom Verband der
Flaschnermeister und Installateure Württembergs E. V. in
der Gewerbehalle zu Stuttgart vom 3. bis 20. Juni 19227
stattfinden.
ung Gmünd
Bauausftell
Anläßlich seiner Jahrestagung veranstaltet der Württ.
Baumeisterverein eine Bauausstellung im Stadtgartensaal
in Gmünd. Dabei sollen Neuerungen auf dem Gebiet des
Baugewerbes, der Baustoffe, sowie Planungen von Woh ˖
nungs⸗, Siedlungs- u. a. Bauten zur Schau kommen. Die
Ausstellung verdient somit das Interesse weiterer Kreise über
Stadt und Bezirk Gmünd hinaus, kommen doch die Bau⸗
leute des ganzen Landes zu ihrer Besichtigung zusammen.
Da ferner die Wohnungsfrage heute fast jedermann berührt
und auf der Ausstellung Wege zu ihrer Lösung gezeigt
werden sollen, so war auch eine Beteiligung der Württ.
Beratungsstelle für das Baugewerbe geboten. Wir bringen
deshalb dort aus diesem seit unserem Bestehen gepflegten
Bebiet des Wohnungswesens zur Darstellung eine Aus⸗
vahl von Typenplänen für verschiedene Wohnungsgrößen,
formen und »lagen zur Sonne, im Gelände für Doppel⸗.
Reihen und Mietshäuser nebst Einzelheiten für alle not⸗
vendigen Bauteile. Ferner Beispiele aus unserer Gutachter⸗
ätigkeit, verschiedene Arbeiten aus Fachkursen für Bau—
echniker und Bauhandwerker, unsere laufenden und zeitweise
erausgegebenen Veröffentlichungen in Wort und Bild, in
Büchern und Zeitungen.
Wir laden hiermit jedermann, Fachleute und Laien, ins⸗
besondere die Baulustigen, die Baugenossenschaften, Ge⸗
meinde⸗, Bezirks⸗ und Staatsbehörden zu reger Besichtigung
der Ausstellung ein.
Sprüche und Hausinschriften
Wer strebt und schafft, bleibt jung an Kraft,
frisch vorwärts drum und kehr nicht um. Scheffel
Nach innen leben, nach außen weben,
nach unten schauen, nach oben streben. Nosegger
Lieber ein einfach Haus
Und satt essen ohne Schmaus,
Als ein Haus mit Zieraten
Und einen hungrigen Magen.
In Leid und Schmerz, in Freud und Scherz
Mein Seel und Herz gedenkt aufwärts.
Höhen und Tiefen ebnet die Zeit;
aber sie eilet, versteh sie und schaffe!
Bei Unverträglichkeiten gedeiht kein Feuer im Haus,
Der eine bläst es an, der andere bläst es aus.
Wer seine Zunge nicht zügeln kann
Und übel red't von jedermann,
Derselbig wiß zu dieser Frist,
Daß ihm mein Haus verboten ist. Alte Inschrift
Berantw. Schriftl. Oberbaurat Paul Schmodhl, Otr. d. Baugewerkeschule, Vorstand d. Beratungsstelle f. d. Baugewerbe; Verlag und Auslieferung Cugen Wah!
WBauzeitungh, Sedanstr. 160; Oruck von Carl Graninger Nachf. Ernst Klett, sämtliche in Stuttgart.