Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1922, Bd. 17, Heft 1/12)

ist, als wenn später infolge mangelhaften Anstriches die 
verrostete Rinne durch eine neue ersetzt werden muß. Dach⸗ 
chäden, die jetzt noch mit ein paar neuen Ziegeln zu beheben 
———ss später weitläufige Dachdecker-, Zimmer⸗, 
Gipser⸗ oder gar Maurerarbeiten. Auch Schlosser an Türen 
und Verschlüsse an Fenstern sollten nachgesehen und in 
Ordnung gebracht werden. 
Bei der jetzt oft sehr bemittelten, ländlichen Bevölkerung 
besteht die iöbliche Absicht, ganze Gebäude- und Gehöftan⸗ 
lagen zu verschönern und gruͤndlich wiederherstellen zu lassen. 
Da ist vor allem zu empfehlen, daß der Hausbesitzer einen 
tüchtigen Architekten zu Rate zieht, der nach eingehendem 
Augenschein Kostenanschläge und Pläne fertigt, die Aus⸗ 
führung überwacht und die Abrechnung besorgt. Die Mehr⸗ 
ausgabe für diese Leistung lohnt sich reichlich, denn der 
Bauherr kann unmöglich die verschiedenen Handwerker so 
leiten, daß die Wiederherstellungsarbeiten reibungslos und 
ohne unnötigen Material- und Arbeitsverlust vor sich gehen. 
Auch der einzelne am Bau beschäftigte Handwerker ist hier⸗ 
zu nicht in der Lage, er hat genügend mit seinen eigenen Ar⸗ 
beiten zu tun. Kommen zu den Wiederherstellungen noch Um⸗ 
bauten, Ein und Anbauten wegen Wohnungsnot oder Be⸗ 
triebserweiterung hinzu, oder handelt es sich um einen Neubau, 
so ist die Zuziehung eines Bausachverständigen unumgäng⸗ 
lich, denn nur der erfahrene Architekt kann die vielerlei in⸗ 
einandergreifenden technischen, wirtschaftlichen, rechtlichen 
und künstlerischen Fragen des Bauens erkennen und meistern. 
Bei den Wiederherstellungsarbeiten ist zu beachten, daß 
alle verdorbenen Baustoffe, z. B. schlechte Putz- und Farb⸗ 
schichten, restlos beseitigt und durch gute ersetzt werden. 
Dabei sind etwa vorhanden gewesene gute, alte Formen 
beizubehalten, oder falls dies nicht möglich ist, sind gute 
eue, aber einfache Formen zu wählen. — Bei Umbauten, 
An ⸗ und Neubauten sind insbesondere die neuen Baumassen 
ind ihre Stellung zu den umgebenden Gebäuden und der 
Natur von Bedeutung. Die Erzielung großer, einfacher Bau⸗ 
nassen, Bauformen, Dächer und Bauglieder ist oberstes Ge⸗ 
»ot. Baumeister und Handwerker tun gut daran, wenn sie die 
is in die 8SOer Jahre des letzten Jahrhunderts in Land⸗ 
orten bodenständig gewesene Art handwerklicher Arbeiten als 
Anregung zum Vorbild nehmen. 
In der Nähe von schönen Natur- und Baudenkmalen 
,der in Ortsteilen mit guterhaltener, volkstümlicher Bau⸗ 
veise aus früheren Zeiten ist besondere Vorsicht geboten 
ind das Landesamt für Denkmalpflege oder die Beratungs⸗ 
telle für das Baugewerbe in Stuttgart vor jedem Bau⸗ 
„orhaben zu hören. Die Verunstaltung des Landes durch 
Neu und Umbauten und Wiederherstellungsarbeiten darf 
nicht weiter um sich greifen. 
Sachliche, einfache Bau⸗ und Handwerkskunst ohne un⸗ 
zötigen Zierat ist bei wohlabgewogener Form und Farbe 
ind bei größter Gediegenheit der Ausführung anzustreben. 
Infolge der gebotenen Vereinfachung unserer Baumaßen 
uind Bauformen kommt der Farbgebung eine größere Be⸗ 
eutung zu wie bisher. Anpassung und Eingliederung in 
die Umgebung ist auch hier erste Pflicht. 
Aber selbst innerhalb dieser Schranken ist es möglich, 
zurch weise Abwägung der Einzeltöne, der Linien, Formen 
owie der Farbverteilung einen guten lebendigen und wir⸗ 
ungsvollen Gesamteindruck zu erzielen, sei es durch Farben⸗ 
gegensätze oder Harmonien. 
Die Beratungsstelle für das Baugewerbe ist bereit, den 
Architekten, Bauwerkmeistern und Handwerkern bei den 
obengenannten Arbeiten beratend an die Hand zu gehen. 
Ausstellung „Flia“⸗Stuttgart 
Unter dem Namen „Flia“ wird eine große deutsche Fach⸗ 
ausstellung, umfassend die gesamte Metallindustrie, das 
Flaschnergewerbe, sanitäre Einrichtungen, Gas-, Wasser⸗, 
elektrotechnische Installation, sowie das Heizungs- Lüftungs⸗ 
und Beleuchtungswesen, veranstaltet vom Verband der 
Flaschnermeister und Installateure Württembergs E. V. in 
der Gewerbehalle zu Stuttgart vom 3. bis 20. Juni 19227 
stattfinden. 
ung Gmünd 
Bauausftell 
Anläßlich seiner Jahrestagung veranstaltet der Württ. 
Baumeisterverein eine Bauausstellung im Stadtgartensaal 
in Gmünd. Dabei sollen Neuerungen auf dem Gebiet des 
Baugewerbes, der Baustoffe, sowie Planungen von Woh ˖ 
nungs⸗, Siedlungs- u. a. Bauten zur Schau kommen. Die 
Ausstellung verdient somit das Interesse weiterer Kreise über 
Stadt und Bezirk Gmünd hinaus, kommen doch die Bau⸗ 
leute des ganzen Landes zu ihrer Besichtigung zusammen. 
Da ferner die Wohnungsfrage heute fast jedermann berührt 
und auf der Ausstellung Wege zu ihrer Lösung gezeigt 
werden sollen, so war auch eine Beteiligung der Württ. 
Beratungsstelle für das Baugewerbe geboten. Wir bringen 
deshalb dort aus diesem seit unserem Bestehen gepflegten 
Bebiet des Wohnungswesens zur Darstellung eine Aus⸗ 
vahl von Typenplänen für verschiedene Wohnungsgrößen, 
formen und »lagen zur Sonne, im Gelände für Doppel⸗. 
Reihen und Mietshäuser nebst Einzelheiten für alle not⸗ 
vendigen Bauteile. Ferner Beispiele aus unserer Gutachter⸗ 
ätigkeit, verschiedene Arbeiten aus Fachkursen für Bau— 
echniker und Bauhandwerker, unsere laufenden und zeitweise 
erausgegebenen Veröffentlichungen in Wort und Bild, in 
Büchern und Zeitungen. 
Wir laden hiermit jedermann, Fachleute und Laien, ins⸗ 
besondere die Baulustigen, die Baugenossenschaften, Ge⸗ 
meinde⸗, Bezirks⸗ und Staatsbehörden zu reger Besichtigung 
der Ausstellung ein. 
Sprüche und Hausinschriften 
Wer strebt und schafft, bleibt jung an Kraft, 
frisch vorwärts drum und kehr nicht um. Scheffel 
Nach innen leben, nach außen weben, 
nach unten schauen, nach oben streben. Nosegger 
Lieber ein einfach Haus 
Und satt essen ohne Schmaus, 
Als ein Haus mit Zieraten 
Und einen hungrigen Magen. 
In Leid und Schmerz, in Freud und Scherz 
Mein Seel und Herz gedenkt aufwärts. 
Höhen und Tiefen ebnet die Zeit; 
aber sie eilet, versteh sie und schaffe! 
Bei Unverträglichkeiten gedeiht kein Feuer im Haus, 
Der eine bläst es an, der andere bläst es aus. 
Wer seine Zunge nicht zügeln kann 
Und übel red't von jedermann, 
Derselbig wiß zu dieser Frist, 
Daß ihm mein Haus verboten ist. Alte Inschrift 
Berantw. Schriftl. Oberbaurat Paul Schmodhl, Otr. d. Baugewerkeschule, Vorstand d. Beratungsstelle f. d. Baugewerbe; Verlag und Auslieferung Cugen Wah! 
WBauzeitungh, Sedanstr. 160; Oruck von Carl Graninger Nachf. Ernst Klett, sämtliche in Stuttgart.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.