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herausqeg. vom Wũrtt. Panbesqewerbeomt · Xommissionsversag von ugen Wabl. Stuttgqart
17. Jahrgang
Stuttgart, Mai 1922
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Nummer
Amerikanische Bauweisen
II.
Holz⸗Putz⸗Bauten
Beim Bau von Landhäusern und sonstigen Flachbauten
verwendet der Amerikaner mit Vorliebe Holz in ausgedehn⸗
tem Maße und zwar in der Weise, daß in geringen Ab—
ständen senkrechte, bei zweistockigen Bauten durch beide Stock⸗
werke durchgehende Hölzer aufgestellt werden, an welchen
die als hochkant gestellte Dielen ausgebildeten Balken mittels
Nagelung befestigt sind. Das grundlegend Verschiedene von
unseren Holzbhauweisen liegt bei dem amerikanischen System
darin, daß alle zimmermannsmäßige Bearbeitung des Holz⸗
verbandes vermieden ist und die Verbindungen der einzelnen
Holzer untereinander nur mittels Nagelung durchgeführt
sind, eine Konstruktionsweise, die auf unser Empfinden be—
fremdend wirkt. Sie ist aus der Tatsache heraus entstanden,
daß in Amerika der Mangel an durchgebildeten Facharbeitern,
in diesem Falle also Zimmerleuten, schon lange fühlbar ist,
und man sich dort deshalb gezwungen sieht, ungelernte Bau⸗
arbeiter beizuziehen, ein Zustand, der auch bei uns unter
dem Einfluß der beinahe gleich hohen Entlohnung von un⸗
gelernten und gelernten Bauarbeitern immer unangenehmer
werden wird. Aus diesem Grunde dürfte eine Beschäftigung
mit dieser Bauweise auch für uns angezeigt sein, da in
weitgehendem Maße wenig eingelernte Arbeiter beschäftigt
werden können, sofern sie nur mit Säge und Hammer um⸗
zugehen verstehen und unter einem tüchtigen Zimmerpolier,
der die Bauweise
beherrscht, arbei⸗
ten können.
Seit dem vori⸗
gen Jahre hat
manin Stuttgart
Gelegenheit, sol⸗
che Bauten in der
Eduard · Pfeif⸗
ferstraße entste⸗
hen zu sehen, die
von einem früher
in den Vereinig⸗
ten Staaten von
Nordamerika
tätig gewesenen
Architekten er⸗
richtet sind. In
Nachstehendem
soll das dabei an⸗
gewendete Bau⸗
prinzipsoweitge⸗
schildert werden,
daß auch solche
Fachleute, wel⸗
che keine Gele⸗
genheit haben,
die Stuttgarter Bauten zu sehen, sich ein Bild von dieser
Bauweise machen können.
Das Untergeschoß wird in gewöhnlicher Weise in Back⸗
tein oder Beton bis Unterkante Erdgeschoßgebälk hochge⸗
ührt und hierauf mit hochkant gestellten Dielen im Aus⸗
naße von 43/245/6 cem und Achsabstand von 50 - 55 cm
iach Figur Jl überdeckt. An der Stirnseite der Balken wird
in ebensolcher Diel vorgenagelt, damit die Balken in der
yjochkant gestellten Lage verbleiben. Sofort nach Verlegen
der Balkenlagen wird ein Blendboden aufgenagelt, der unter
150 über die Dielen gelegt ist. Dieser bildet den Arbeits-
»oden für die Herstellung des nunmehr aufzurichtenden Holz⸗
zerippes des Baues. Dieses letztere wird frontweise auf
dem Blendboden in horizontaler Lage aus Hölzern von
fi/z/91/3 em mit den nötigen Tür⸗- und Fensteröffnungen
dersehen zusammengenagelt und aufgerichtet. Die Ecken sind
derart konstruiert, daß mittels einiger Nägel die Verbindung
der einzelnen Frontgerippe hergestellt werden kann.
Die Innentragwaͤnde erhalten in gleichem Achsabstand
vie die entsprechenden Außenwände gleich starke senkrechte
Hölzer, so daß nach deren Aufstellung die wiederum aus
hochkant gestellten Dielen bestehenden Balkenlagen über Erd⸗
geschoß und 1. Stock an die senkrecht durchlaufenden Hölzer
angenagelt werden können. Um die Nägel nicht allein als
Tragelement der
Holzbalken zu
verwenden, sind
unterhalb der
Balken sowohl
an Außen⸗ als
Innenwänden
Bretter von2/ 10
em in die senk⸗
rechten Hölzer
eingelassen und
laufen als
Schwellen nach
Figur 2, 3 und
5 unterhalb der
Balken durch.
Sofortnach Ver⸗
legender Balken⸗
lagen wird wie⸗
der der Blend⸗
boden bezw. der
Dachstockboden
aufgenagelt, der
erstere wie über
der Erdgeschoß⸗
balkenlage unter
450 nach Figur?