konnten nun nutzbringend angewendet werden. Durch die
Unterstützung des Staates, der Gemeinde und der Industrie
gelang es, Kleinwohnungen in größerer Anzahl zu erstellen.
Die Gemeinde Kornwestheim gab im Hinblick auf die Dring⸗
lichkeit der Wohnungsbeschaffung jeweils Bauzuschüsse bis
zur Höhe des doppelten Pflichtbeitrages. Die Eisenbahn-
verwaltung baute teils eigene Dienstwohngebäude, teils unter⸗
stützte sie die Landes Bau-Genossenschaft der Verkehrs—
beamten bei ihren Neubauten durch entsprechende Zuschüsse.
Bis Dezember 1921 hatte der Bau und Sparverein 18 Miet⸗
häuser mit 70 Wohnungen, 115 Erwerbshäuser mit 205
Wohnungen und eine Badeanstalt erstellt.
Das Bauen der ersten Gebäude nach dem Kriege erfolgte
unter großen Schwierigkeiten, da die Bauhandwerker Preis-
forderungen stellten, welche die Wiederbelebung des Bauens
außerordentlich erschwerten. Langwierige Verhandlungen der
Beteiligten brachten endlich einen Ausgleich durch Senkung
der Preise zustande, sodaß mit dem Bauen begonnen
werden konnte.
Die in dieser
Nummer wie⸗
dergegebenen
Häuser sind in
Stammheim
für in Korn⸗
desthn be⸗
schäftigte Ar
beiter erstellt
worden, welche
Mitglieder des
Bau⸗ und
Sparvereins
Kornwestheim
sind. Stamm⸗
heim ist eine,
in der Nähe
von Kornwest⸗
heim gelegene, wenig steuerkräftige Arbeiterwohngemeinde.
Bei diesen DoppelEinfamilienhäusern ist gezeigt, wie die
Architekten W. und H. Schneider in Kornwestheim auf die
Niedrighaltung der Bausumme durch äußerste Raum- und
Baustoffausnutzung hinwirken.
—E —R
Dieses wurde erzielt durch Wahl und Großeinkauf ent ⸗
prechender Materialien, Mitarbeit der Bauherrn, sowie
infache aber in jeder Beziehung ausreichende Bauart, spar⸗
ame Raumbemessung, Grundrißanlage und Aufbau. Die
deller und Holzlegefundamente reichen knapp unter die Sohle
der betreffenden Näume, was bei dem guten Baugrund in
estem Lehm ausreichend ist. Die einhäͤuptigen Betonum⸗
assungswände sind nur wenig stärker als die einen Stein starken
Erd und Obergeschoßwände. Die ersteren sind 25 cm in Back⸗
tein, die letzteren in derselben Stärke in Schwemmsteinen er⸗
ichtet. Gebälke und Dachgespärr haben ziemlich hochkantige
Qerschnitte, die ersteren sind 10:18 em, die letzteren 8: 12 cm
tark. Der Aufbau ist einfach, ebenso die Dachgestaltung.
So stellt das Doppelhaus eine einfache, abgerundete Lösung
dar, die den wirtschaftlichen Nöten unserer Zeit Rechnung
rägt und doch mancherlei Anforderungen berücksichtigt.
Die Baumaterialien sind so gewählt, daß die Gebäude
nöglichst wenig Unterhaltung erfordern. Der Innenausbau
ist sehr einfach
aber zweck⸗
mäßig durch⸗
geführt. Keller
und Holzlegen
haben Natur⸗
boden, die
Zimmer sind
mit tannenen
Schmal⸗-Rie⸗
menböden be⸗
legt, die Dach⸗
bödenerhielten
rauhe gefügte
Bretterboden.
Die Gebälke
sind durchweg
aus Holz, das
Dach ist mit
Doppel · Falzziegeln eingedeckt.
Durch diese einfache und solide Bauweisekonnten die Kosten
niedrig gehalten werden, so daß die Gebäude pro Wohneinheit
om Früh- bis Spätjahr 1921 erstellt, sich nur auf 418000 MNt.
tellten, was den Erwerb durch Minderbemittelte möglich machte
Bericht über die Tagung für wirtschaftliches Bauen in Berlin
Ende Junid. J. hat im Reichsarbeitsministerium in Berlin
eine Tagung für wirtschaftliches Bauen stattgefunden, welche
Fachvertreter der Staatsbehörden, der Wissenschaft und
der Praxis aus allen Gebieten Deutschlands vereinigte.
Die zahlreiche Beteiligung bewies das Interesse, welches
dem zu behandelnden Thema entgegengebracht wurde, ein
Thema, das in den jetzigen Zeiten drohender Wohnungsbau⸗
Einstellung außerordentlich zeitgemäß ist.
In 8 Vorträgen wurden die Erfahrungen bekanntgegeben,
welche mit Sparbauweisen gemacht wurden. Es wurden
weiterhin die verschiedenen Möglichkeiten behandelt, welche
den katastrophalen Wirkungen der immer mehr um sich
greifenden Teuerung, die den Wohnungsbau zu ersticken
droht, entgegenwirken können.
Aus dem Bedürfnis heraus, die große Zahl der durch die
Kriegsfolgen heraufbeschworenen Sparbauweisen auf ihren
wirklichen Wert zu untersuchen, wurde dem schon einige
Jahre bestehenden deutschen Ausschuß zur Förderung der
Lehmbauweisen der Deutfche Ausschuß für wirtschaftliches
Bauen angegliedert, dessen Sitz uͤnter der Leitung des
Herrn Regierungsbaurats Stegemann in Dresden-Ap.
Kanzleigäßchen J/2, sich befindet.
Dieser Ausschuß bildet eine neutrale Stelle für Unter⸗
dngenuredie Wutscdafttu cweeinneuen Vanwei sens die aut
möglichst vielen Baustellen gesammelt, ein Bild davon geben
ollen, was von den meisten sehr optimistisch gefärbten An—
zaben der Ausführenden dieser Bauweisen sich bewahrheitet
ind was zu beanstanden ist. Es soll durch eine strenge Kon⸗
rolle eine Irreführung des bauenden Publikums vermieden
verden. Gleichzeitig werden die Bauweisen auf ihre Wärme⸗
altung, ihr Verhalten gegen Feuchtigkeit und ihre konstruk
ive Stabilität einer Pruͤfung unterzogen, da nicht nur allein
ie Wirtschaftlichkeit einer Bauweise für deren Anwendung
naßgebend ist, sondern auch die vorerwähnten Faktoren muͤ
n Berechnung gezogen werden müssen.
Eine Bauweise kann in einem Landesteil infolge leichter
Beschaffungsmöglichkeit der Rohstoffe sich sehr wirtschaftlich
jestalten, während sie in einer anderen Gegend infolge teurer
Rohmaterialien unwirtschaftlich wird. Diese Gefichtspuntte
ollen alle zusammengestellt und bewertet werden. Es unter
iegt keinem Zweifel, daß die neutral ausgeübte Tätigkeit,
vie sie der Ausschuß für wirtschaftliches Bauen sich zum Ziele
jesetzt hat, zur Klärung der verworrenen Verhältnisse im
Sparbauwesen sehr viel beitragen wird, wenn wirklich objek·
ve Beurteilung auf Grund von mehrfachen Ausführungen
olcher Bauweisen auf verschiedenen Baustellen vorliegen wird
Die Tätigkeit des Ausschusses erstreckt sich nicht nur auf
ie Beurteilung von sparsaͤmem Mauerwerk, sondern auch
uuf Decken und Dachkonstruktionen, Putzfragen, Anstriche und
dergl., so daß ein weitverzweigtes Arbeitsfeld zu bearbeiten ist.