Die Vorträge, und auch die sich daran anschließenden Aus⸗
prachen brachten eine Menge sehr beachtenswerten Materials.
Bei der allgemeinen Beliebtheit des Backsteins wurde zur Er⸗
sparnis von Material auf die Ziegelhohlbauweise hingewiesen,
deren Ausführung neben besserer wärmetechnischer Wirkung
m Vergleich zu Vollmauerwerk auch Ersparnisse gegenüber
etzterem erzielen läßt. Bei Schlackenbeton, als Stampfbau
ausgeführt, wurde erwähnt, daß in der Auswahl des zu verar⸗
beitenden Materials große Vorsicht geboten ist. Schwefel⸗
haltige Schlacken bewirken Treiberscheinungen, die sich sehr un⸗
ingenehm auswirken können. Es sollen deshalb Schlacken für
Außenwände vermieden werden und diese so konstruiert sein,
daß die Außenseite aus Kiesbeton und nur die Innenseite aus
Schlackenbeton erstellt wird, wie dies ja auch bei verschiedenen
Sparbauweisen, die in Platten oder Formsteinen errichtet
—
beton erstellt, so ist die Anbringung eines wasserdichten Ver⸗
vutzes un bedingt notwendig.
Der Vorstand des preußischen geologischen Instituts,
Herr Professor Ganssen, machte eine Mitteilung, betreffs
Verwendung von ODelschiefer zur Herstellung von Backsteinen,
die besonders für Württemberg, das ja bekanntlich große
Delschieferlager besitzt, außerordentlich wichtig ist. Herr
Prof. Ganssen schlägt vor, den Oelschiefer zu zerkleinern
und mit Lehm vermischt auf Trockenpressen zu formen. Der
Rohling enthält dann das nötige Brennmaterial in sich selbst
und es fällt die Anwendung von Kohle zur Fertigung von
Backsteinen bei diesem Verfahren weg. Es sind noch Ver—
uche im Gange, um mit demselben Verfahren auch Oel zu
gewinnen, doch ist es vorerst für das Baufach die Hauptsache,
daß die Möglichkeit besteht, Delschiefer als Brennmaterial
für Backsteine verwenden zu können.
Stadtbaurat Fauth, der Leiter der bauwirtschaftlichen
Versuchsstelle in Sorau, besprach Decken und Dachaus—
bildungen, die sich an obenbenannter Stelle bewährt haben.
Er schilderte die Spalierdecke, welche auf die Weise hergestellt
wird, daß Latten von 20/25 mm hochkantig mit 25 mim breiten
Zwischenräumen auf der Anterseite der Balken aufgenagelt
werden und von oben eine Lage von feuchtem Strohlehm durch
die Zwischenräume hindurchgedrückt wird. Die nach unten
hängenden Teile des Strohlehms werden mit einer Holz-
scheibe eingeebnet und es entsteht dadurch eine etwa s mim
starke geschlossene Strohlehmlage unterhalb der Lattung, die
dem Abtrocknen einen Lehmverputz mit Kalkanstrich
erhält.
Als empfehlenswerte Dachkonstruktion wurde das ge—
schweifte Bohlenbinderdach in verschiedener Ausführung
im Zeichnungen vorgeführt. Diese Dachtkonstruktion ist
aicht billiger als ein Sparrendach, bietet aber infolge
hrer Schweifung bessere Ausbaumöglichkeiten und für die
ddnsecschast größere Dachräume zum Lagern der Feld—
früchte.
Der zweite Tag der Tagung war beinahe ausschließlich
den Lehmbauweisen gewidmet. Zuerst gab verr Regierungs⸗
baurat Stegemann das bisherige Arbeitsergebnis des
Deutschen Ausschusses zur Förderung der Lehmbauweisen
bekannt. Er schilderte die außerordentlich großen Schwierig
keiten, welche dem Wiederaufleben der alten Lehmbauweisen
durch Unkenntnis in der Beurteilung des Lehms und durch
hartnäckigen Widerstand von seiten interessierter Kreise,
sowie auch von seiten der Bauarbeiter gegenüberstanden.
Das Ergebnis des Zjährigen Kampfes gegen diese oft sehr
stark in Erscheinung tretenden Hindernisse ist ein günstiges zu
nennen, insofern als unter Zusammenarbeit von Wissenschaft
und Praxis die Eigenschaften der verschiedenen Lehmarten
nunmehr erforscht sind und die verloren gegangenen Lehm⸗
baukenntnisse zurückerworben wurden. Die wissenschaftliche
Untersuchung des Lehms wurde von den Materialprüfungs-
ämtern Preußens und Sachsens unter Mitwirkung der
preußischen geologischen Landesanstalt durchgeführt, wäh—
rend die Praxis des Lehmbaus auf verschiedenen Lehr⸗und
Bersuchsanstalten Norddeutschlands wieder erlernt wurde.
zetzt sind die wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen
m Lehmbau soweit vorgeschritten, daß unter Einhaltung
er für Lehmbauten gültigen Regeln durchaus einwandfreie
Zauten in diesem Material wieder erstellt werden können.
Herr Stadtbaurat Fauth, welcher die Lehr⸗ und Versuchs⸗
nstalt in Sorau seit einigen Jahren leitet, wo der Lehmbau
ind die mit ihm zusammenhängenden weiteren Gebiete, wie
. B. das Lehmschindeldach prattisch bearbeitet werden, gab
ie bisherigen Erfahrungen bekannt und verbreitete sich über
ie Lösung des Lehmbauproblems. Er kam zurück auf die
ehr großen Schwierigkeiten, die infolge der schon vom vor
ergehenden Redner angeführten Umstände der Wiederauf—-
ahme der Lehmbauweise entgegenstanden und schilderte in
rastischen Worten die Anfeindungen, die er selbst als Ver⸗
echter der Lehmbauweisen durchzumachen hatte bezw. heute
och durchzumachen hat. Der Lehmbau hatte bei seiner
Wiederaufnahme infolge völliger Unkenntnis der Aus—
ührenden betreffs der Zusammensetzung und Verarbeitungs⸗
neise des Lehms schwere Krisen durchzumachen, die aber
tzt dank der in der Zwischenzeit gesammelten Erfahrungen
ls überwunden angesehen werden können. Ein Haupt-
rfordernis für ein günstiges Resultat ist, daß nur da in Lehm
ebaut wird, wo einwandfrei durch wissenschaftliche Unter⸗
ichung festgestellt ist, daß der vorhandene Lehm sich als
Zaumaterial eignet. Dies ist keineswegs überall der Fall
nd es sind manche schlechte Erfahrungen, die man mit Lehm⸗
eubauten in den letzt vergangenen Jahren gemacht hat, diesem
mstande zuzuschreiben. Es ist deshalb eine Aufgabe des
Deutschen Ausschusses zur Förderung der Lehmbauweisen
n Ereknntnis dieser Tatsache, diejenigen Gebiete unseres
Haterlandes festzulegen, wo sich geeigneter Lehm zur Errich-
ung von Lehmbauten vorfindet, und diejenigen Stellen zu
ezeichnen, wo dies nicht zutrifft.
Der Lehmbau bildet kein Allheilmittel zum Beheben
nserer Wohnungsnot, kann aber da, wo die Bedingungen
ünstig sind, zu einer wesentlichen Linderung derselben heran⸗
ezogen werden, besonders bei Selbsthilfebauten, die mit dem
fortschreiten der Baumaterialnot und Teuerung dieses Bau⸗
ꝛrfahren immer mehr in den Vordergrund rücken.
Als letzter Redner sprach Herr Professor Ganssen über
as geologische Ergebnis der Besichtigung von Lehmbauten.
kẽr führte aus, daß überall da, wo Berglehm vorhanden ist,
ehr günstige Bedingungen zur Errichtung von Lehmbauten
orliegen. Die zahlreichen alten Lehmbauten in Weilburg
. d. Lahn, die jetzt 100 Jahre alt sind, und sich noch in durch⸗
us einwandfreiem Bauzustande befinden (es sind dort bis
u 5 Stock hohe Lehmbauten im Stampfpverfahren errichtet,
orhanden) sind in Berglehm erstellt. Dieses Material ist
in Lehm, der als Verwitterungsprodukt der Gesteine sich
och an seiner Ursprungsstelle befindet. Er ist mehr oder
ninder mit Steinbrocken durchsetzt und bildet im Stampf-
erfahren zu Lehmbeton gestampft ein Mauerwerk, das selbst
nverputzt Jahrzehnte lang den Witterungseinflüssen stand⸗
‚ehalten hat. Putz haftet an solchen Lehmbauten sehr
zjut.
Die zweite Art von Lehm bildet der Geschiebelehm. Dieses
Naterial wurde von seinen Ursprungslagern durch Gletscher
bgeführt und oft noch durch Wasser in die Niederungen
efördert. Dieser Lehm ist in den verschiedenartigsten Zu—
aimmensetzungen in großen Mengen in vielen Gegenden
)eutschlands anzutreffen und es befinden sich darunter Lehme,
ie sich gleichfalls zum Lehmbau sehr gut eignen. Um die
tignung der betreffenden Lehme zu Bauzwecken einwandfrei
estzustellen, ist es notwendig, sie durch eine hiezu befähigte
Ztelle untersuchen zu lassen, wobei gleichzeitig festgestellt
verden kann, welche Lehmbauweisen, ob Stampf-, Weller⸗-,
Wader⸗ oder Steinbau, sich für den vorliegenden Lehm
im besten eignen. Es sind sehr viele Bauten in Geschiebe⸗
ehm früher und in der Neuzeit errichtet worden, welche sich
ils durchaus einwandfrei erwiesen haben. Die Putzfrage