Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1922, Bd. 17, Heft 1/12)

ist bei Bauten aus Geschiebelehm nicht so einfach zu lösen, 
wie bei solchensaus Berglehm. Pünktliche Arbeit unter Ein— 
haltung der für diese Lehmart zu beobachtenden Regeln, 
führt jedoch auch hier zu guten Endresultaten. 
Als ganz deinneeoeare hat sich der Lößlehm er⸗ 
wiesen. Es ist dies eine Lehmart, die sich während der Steppen⸗ 
periode, welche unser Land durchmachte, durch den Einfluß des 
Windes abgelagert hat. Alle Bauten, die in solchem Lehm er⸗ 
richtet sind, haben zu großen Beanstandungen geführt, und es ist 
deshalbvorVerwendung dieses Materials dringend zu warnen. 
Nachdem wir nunmehr durch die wissenschaftliche Arbeit 
der Materialprüfungs- und geologischen Anstalten über die 
Eigenschaften der verschiedenen Lehme unterrichtet sind und 
diese Anstalten auch bereit sind, eingesandte Lehmproben auf 
hre Verwendbarkeit als Baumaterial zu prüfen, brauchen 
behmbauinteressenten sich nur der kleinen Mühe zu unterziehen, 
eine Probe des bei ihnen vorkommenden Lehms an diese An⸗ 
stalten einzusenden, um zu erfahren, ob sich das betreffende 
Material für Lehmbau eignet und welches das beste Verfahren 
ist, dasselbe zu verarbeiten. Damit it die Sache natürlich noch 
nicht abgetan. Man muß auch in Lehm bauen können und 
wollen. Aber sowohl am Können als am Wollen fehlt 
es noch in vielen Gegenden, wo sehr gut verwendbarer Lehm 
in ungeheuren Mengen beinahe kostenlos zur Vrsiguns steht. 
Das Können läßt sich an Hand der in den bestehenden Lehr— 
und Versuchsanstalten gemachten Erfahrungen erlernen. Das 
Wollen allerdings hängt von Umständen ab, die oft von nicht 
ganz lauteren Interessen beeinflußt werden. 
ZAls Beispiel der sich langsam einbürgernden Beliebtheit 
des Lehmbaus sollen die privat gemachten Mitteilungen 
eines Leiters ausgedehnter Bergarbeitersiedlungen in Mittel⸗ 
deutschland hier eingeschaltet werden. Dort wurden im Jahre 
1919 und 1920 infolge Materialmangels Lehmbauten im 
Weller⸗Bausystem im Selbsthilfeverfahren errichtet. Später 
vurden Bauten in Schlackensteinen ausgeführt, doch kehrt 
man jetzt dort wieder zumLehmbau zurück, weil sich d epige 
als wirtschaftlicher und wärmer erwiesen haben. Es sind im 
ganzen jetzt dort ungefähr 150 Lehmbauten errichtet. Zu er⸗ 
vähnen ist noch, daß in einem richtigen Lehmbau auch der 
Decken und Wandputz in Lehm hergestellt wird. 
Die Tagung, welcher Vertreter verschiedener deutscher Re⸗ 
zierungen und wissenschaftlicher Anstalten sowie Angehörige 
reier technischer Berufsstände angewohnt haben, brachte 
ꝛinmütig zum Ausdruck, daß die Arbeit der beiden deutschen 
2uese für wirtschaftliches Bauen und zur Förderung 
der Lehmbauweisen unbedingt zu unterstützen ist, da sie in 
die verworrenen, oft rein materialistischen Beweggründen 
entspringenden, bewußt verschleierten Verhältnisse des Spar⸗ 
hauwesens Klärung herbeizuführen berufen sind. 
Als neutrale Stelle ohne amtlichen Charakter aus Männern, 
der Wissenschaft und Praxis zusammengesetzt, werden die 
»eiden Ausschüsse ihre Arbeiten durchführen. Ein ganz be—⸗ 
onderes Interesse bringen diese Ausschüsse auch der Be— 
vertung der Sparbauweisen auf ihre Eignung zur Einstellung 
n das SelbsthilfeBauverfahren entgegen. Die Selbsthilfe, 
die in Norddeutschland schon große Dimensionen angenommen 
hat, soll das Thema einer neu einzuberufenden Tagungwerden, 
wo die Praktiker des Selbsthilfeverfahrens ihre Erfahrungen 
bekanntgeben. Wer ein Dach über dem Kopfe haben will, muß 
künftighin selbst mitarbeiten; ein andrer Ausweg wird nicht 
übrigbleiben. Auch dieser Bestrebung, unser Wohnungselend 
zu mildern, stellen sich heute noch Hemmnisse entgegen, die ent ⸗ 
wveder materiellem Egoismus oder ungenügendem Verständnis 
ntspringen. Diese zu beheben und Aufklärung über die 
Möglichkeit der Durchführung der Selbsthilfe zu schaffen, 
st die nächstliegende Aufgabe der beiden Ausschüsse, eine 
Aufgabe, die von jedem sozial denkenden Menschen unter⸗ 
sttützt werden sollte. „Sollte“, aber nicht immer wird. 
prechung 
—AW 
Wegweiser durch das württ. Baugesetz mit den neue⸗ 
sten Verfügungen 1922. Von Oberamtsbaumeister Vatter. 
(Preis 15 Mk. — 205 Teuerungszuschlag). Verlegt bei 
Carl Maurer, beide in Geislingen a. d. St. — Es ist für viele 
Techniker und Handwerksmeister, die nicht ständig mit der Bau⸗ 
ordnung zu tun haben, schwer, sich rasch in den vielen baupoli⸗ 
zeilichen Bestimmungen zurecht 
zu finden. Das Büchlein bietet 
wertvolle Dienste beim Suchen 
der einschlägigen Bestim- 
mungen und bei der Ausübung 
der Bau⸗ und Feuerpolizei. Es 
ist fast unmöglich, die vielen Be⸗ 
stimmungen z. B. über Bauar⸗ 
beiterschutz, Feuerungsanla⸗ 
gen, Azetylenanlagen, leicht 
entzündliche Flüssigkeiten, elek⸗ 
trische Anlagen usw. auswendig 
zu kennen und doch kommt der 
Techniker und Handwerks⸗ 
meister sehr häufig in die Lage, 
sofort an Ort und Stelle wenig⸗ 
stens die vorgeschriebenen Ma⸗ 
terialien, Maße und Gewichte 
anzugeben. Für jeden Maurer⸗ 
und Zimmermeister ist es wert⸗ 
voll ein kleines Taschenbuch zu 
haben, aus welchem er rasch die 
wichtigsten Vorschriften für 
Brandmauern, Feuerungsan⸗ 
lagen, Schuppen usw. entneh⸗ 
men kann. — Die vielen neuen 
Berantw. Schriftl. Oberbaurat Paul Schmohl, Dir. d. Baugewerkeschule, Vorstand d. Beratungsstelle f. d. Baugewerbe; Verlag und Auslieferung Eugen Wahl 
Bauaeitungh, Sedanstr. 163 Druck von Carl unnaer Nachf. Ernust Abett, sämtliche in Stuttaaxt. 
bau⸗ und feuerpolizeilichen Bestimmungen, die immer wieder 
erscheinen, machen es gerade zur Notwendigkeit, daß von Zeit 
zu Zeit ein solcher Wegweiser mit einem Hinweis auf diese Be⸗ 
stimmungen und deren wesentlichen Inhalt, erscheint, weil 
eben sonst die erlassenen Verfügungen in vielen Fällen gar 
nicht bekannt werden. So sind vielen Technikern die Er⸗ 
leichterung der Bestimmungen 
der Bauordnung für Brand⸗ 
mauern, Kamine, Backöfen 
usw. garnicht bekannt, weil sie 
oon der betreffenden Mini⸗ 
sterialverfügung nichts wissen 
und sie deshalb keinen Nachtrag 
in ihrer Bauordnung machen 
konnten. 
Der Wegweiser will nicht 
das Gesetz ersetzen, sondern er 
oll zur Erleichterung für die 
Ausübung der Bau⸗ und 
Feuerpolizeivorschriften die⸗ 
nen, ebenso soll er dem Archi⸗ 
tekten, Techniker und Bau⸗ 
handwerksmeister den Weg 
weisen zur raschen Kenntnis 
der jeweiligen einschlägigen 
Bestimmungen. 
Das Buüchlein ist deshalb 
im besten Sinne ein Taschen⸗ 
buch für alle Baubeflissenen 
und ein nützlicher Begleiter auf 
dem Bauplatz und im Büro. 
Es kann nur empfohlen werden
	        
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