Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1922, Bd. 17, Heft 1/12)

Mh⸗awleilz u 
Ho uplectʒ u. att 
RAIEDIIDBRGEBN DEIBR- BERAFMINGSSTEILILIE 
r i bs r ) REE 
FJerausqeq. vom Wilttt. Panbesqewerbeomt · Nonatæsßœeisage ↄur, Bauæeitungꝰ, Stuttgart 
7. Jahrgang 
Stuttgart, September 1922 
Nummer9 
— — 
— — — 
Siedlung 
Weilimdorf 
Nicht weit von Stuttgart, an der Linie nach Calw, liegt 
Weilimdorf, eine vorwärtsstrebende Gemeinde. Dort hat sich 
der „Siedlungsverein Groß⸗Stuttgart“ mit gutem Voraus⸗ 
blick schon während des Kriegs ein Gelände für eine Klein⸗ 
haussiedlung ausgesucht und zur Gewinnung eines guten 
Bebauungsplans und guter Haustypenpläne einen öffent— 
lichen Wettbewerb ausgeschrieben, der zu Ende des Jahres 
1918 zum Austrag kam. Die Wohnungsnot der Großstadt 
einerseits und andererseits das Streben, in ländlichen Ver⸗ 
hältnissen, aber in nicht zu großer Entfernung von der Ar⸗ 
beitsstelle, der Stadt, zu wohnen, waren die Triebfeder der 
Siedlung. Mit der weiteren Planbearbeitung und Aus— 
führung wurden auf Grund des Wettbewerbs die Architekten 
Bonatz, Scholer und Eitel in Stuttgart betraut. Bis jetzt 
ist nur ein Teil dieser Siedlung fertiggestellt. Es ist dies 
ein Straßenviereck mit 2 Hausreihen von je 10 Reihen—⸗ 
häusern auf mäßig nach Südwest abfallendem Gelände. Die 
Baublöcke liegen in Nord⸗Süd⸗Lage, so daß die Räume der 
Vorder- und Rückseite besonnt werden. Bei beiden Haus⸗ 
reihen ist der Höhenunterschied des Geländes durch den 
Zwischenbau eines kleinen Werkstattgebäudes ausgeglichen 
und ausgenützt. Vor den Häusern sind kleine Vorgärten, 
hinter den Häusern größere Baumgärten angeordnet. 
Zwischen letzteren ane ein leicht gebogener Fußweg, 
der auch zum Heranschaffen von Dünger usw. dient. Aue 
Häuser sind nach einem Typ gebaut. Das Antergeschoß ist 
in der vorderen Hälfte unterkellert. Vom Vorgarten betritt 
man über einige Stufen zunächst einen kleinen Vorraum mit 
Kleiderablage. Die 
anschließende helle 
geräumige Koch⸗ 
stube (sonst Wohn⸗ 
küche genannt) mit 
Herdofen, Topf- 
brett, Geschirr⸗ und 
Speiseschrank und 
Tisch samt Eckbank, 
ist der Hauptwohn⸗ 
raum des Hauses. 
Das Elternschlaf⸗ 
zimmer, das sich 
nach rückwärts an⸗ 
schließt, ist groß ge⸗ 
nug für 2 Betten, 
Kinderbett, Kleider⸗ 
schrank und Wasch⸗ 
kommode. Von der 
Kochstube aus ge⸗ 
langt man in einen 
Wirtschaftsraum. 
Dieser enthält 
Waschkessel, Bade⸗ 
wanne mit 
Klapptisch (zugleich 
Waschtrog und Arbeitstisch), Spüle und Schüsselbrett. 
Der Wirtschaftsraum ist gleichzeitig Durchgangsraum zum 
Harten. Die Ausgangstüre führt auf den bedeckten Hof, 
vo sich die übliche schwäbische Holzbeige befindet. In der 
inderen Ecke des Hofs ist ein geschützter Sitzplatz für Feier⸗ 
tunden der Familie angeordnet. Ein trockenen Fußes er— 
eichbares Blockhaus enthält einen Raum für Ziegen, Hasen 
ind Hühner und einen kleinen Futterraum. Hühneraus—⸗ 
auf und Kompostplatz schließen sich an. Eine gerade, ein⸗ 
zeschnittene und unten verschalte Treppe, die vom Wind⸗ 
ang angetreten wird, führt zum vollständig ausgebauten 
Dachstock. Der Vorplatz ist dort mit einem Ausgußbecken 
ersehen. An diesem Vorplatz liegt der Abort und 2 fast 
leich große Schlafzimmer für die Kinder mit je 2 großen 
Betten nebst Schrank und Waschtisch mit Ofen. Durch das 
ordere Schlafzimmer kommt man über eine etwas steilere 
Treppe nach dem reich bemessenen Dachboden, der als 
Ztapelraum für allerlei Hausgeräte sowie als Wäsche—⸗ 
rockenraum dienen mag. 
Als besonders glücklich erscheint die Lage eines Schlaf—⸗ 
immers im Wohn und Erdgeschoß, was insbesondere bei 
Zrankheiten die Pflege neben der Hauswirtschaft wesentlich 
rleichtert. Luft, Licht und Sonne dringen durch die wenigen, 
iber großen und weise verteilten Fenster und durchfluten 
die reich bemessenen Räume. 
Der Wirtschaftsraum in diesen Häusern verdient be— 
ondere Beachtung. Er stellt eine Verbindung von Spül⸗ 
ind Waschküche, Bad, Bügelstube und dergleichen dar. 
Hier können und 
sollen alle nässen- 
den, schmutzigen und 
groben Arbeiten 
borgenommen wer⸗ 
den, die sonst in an⸗ 
dern Näumen Un— 
ordnung oder Scha⸗ 
den verursachen. 
Daß dieser Raum 
im Vergleich zu 
der sonst im Unter⸗ 
geschoß liegenden 
Waschküche imErd⸗ 
geschoß liegt, ist für 
die Arbeit der Haus⸗ 
frau wertvoll. Die 
Spüle ist etwas 
kürzer als sonst und 
quer in den Raum 
gestellt. Unter ihr 
mögen Holz und 
Kohlen in Eimern 
und andern Behäl⸗ 
tern aufbewahrt 
werden. Der trag⸗ 
247 
— 7707* sI xz 
—— 
— — 
—F 
Architekten: Bonatz, Scholer und Eitel Stuttgart. Lageplan.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.