Full text: Bauplatz und Werkstatt / Monats-Zeitschrift der Staatlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1936, Bd. 31. Heft 1/2)

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Abb. 9. DEUTSCHE RUND- 
SIEDLUNG aus der Mitte des 
(8. Jahrhunderts im Banat 
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Was hier beispielsweise gezeigt wurde, es wird sich immer gleich ergeben, wo 
rgend eine Reihung betrachtet wird, sei dies ein Eisenbahnzug, eine Zimmer- 
lucht an langem Gang, eine Reihenstapelung von Gegenständen usw. Daraus 
kommt man zum Begriffe vom „Urbild” der Reihung, d. i. zum bildhaften Erfas- 
sen dessen, was die Reihung als Eindruck auslöst: 
Die Reihe gleicher Dinge in gleichen Abständen löst das aufsummierende Zählen 
aus, wobei vom einen zum nächsten, von diesem zum übernächsten usw. eben 
abzählend geschritten wird. Der Wille äußert sich in diesem Schreiten vom einen 
zum andern, sozusagen die Front ablaufend, wobei der Intellekt zählt. Ein anderes 
Erleben löst die Reihe nie aus. Diese Tatsache ist das urbildliche Wesen der 
Reihenordnung. 
Anders wird es, wenn man die Reihe zum Kreise ordnet. Auch hier kann auf 
sine militärische Erfahrung verwiesen werden, die dann eintritt, wenn ein Vor- 
gesegter die angetretene Reihe auffordert, sich im Kreise um ihn zu schließen. 
Er wird dies dann tun, wenn er etwas besprechen oder zeigen will, an dem jeder 
‚eilnehmen soll. 
Man schafft mit der Kreisform sofort die Beziehung des einen zum andern und 
zu allen. Man schafft eine soziale Figur, Denn der einzelne ist in ihr in Beziehung 
zu allen und wird innerhalb dieser Beziehungen einen tätigen Anteil am Gan- 
zen nehmen. Dasselbe wird aus natürlichem Empfinden durch die Jugend getan: 
die Rast nach einem Marsche findet die jungen Leute im. Kreise gelagert. Diese 
Lagerung löst die Geselligkeit, die Kameradschaft aus. Und wenn man sagen 
will, daß eine Gruppe von Menschen etwas miteinander gemeinsam haben, so 
spricht man von „Kreisen; es gibt Singkreise, Studienkreise, Sportkreise usw. 
Und wenn man von einem Teil des Landesgebietes spricht, so gebraucht man 
heute die staatliche Bezeichnung: Kreis. Es gibt Kreisämter, Kreisbaumeister usw 
Immer meint man die menschliche Zusammengehörigkeit, 
Das Urbild der Gemeinschaftsform ist der Kreis. Dem Kreise entzieht sich einer 
nur, wenn er ungesellig ist, d. h. er fliegt aus dem Kreise heraus. Im Kreise 
wiegen Seelenkräfte, die in der Reihe nicht zur Geltung kommen können, ent- 
scheidend. Und das sind die Gemütskräfte. Es kommt hier, wie bei jedem Ka- 
meradschaftskreise, sehr darauf an, was einer an Herz und gutem Willen für 
die andern aufbringt. Das wiegt hier mehr als Verstand und Können, weil der 
Kreis nämlich dort gemeinsam helfen kann und wird, wo im Verstande und 
Können manches fehlt. Im Kreise wird sich einer durch die soziale Gesinnung, 
also durch Gemüt und guten Willen immer halten können - fehlt dieses, so 
wird er ausgeschlossen oder schließt sich aus. Ob er mehr oder weniger intelli-
	        
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